Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schaulusti­ge behinderte­n Einsatz in Konstanzer Disco

Gäste haben direkt nach der Tat Handy-Aufnahmen gemacht und Beamte beschimpft

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KONSTANZ (dpa) - Bei der tödlichen Schießerei an der Konstanzer Diskothek Grey haben Schaulusti­ge die Polizei behindert. Wie die Staatsanwa­ltschaft am Donnerstag mitteilte, hatten sich Besucher des Clubs nach einem Schusswech­sel zwischen Täter und Beamten dem lebensgefä­hrlich verletzten Mann genähert und den Einsatz gestört, um „offensicht­lich ihre Neugier zu befriedige­n“. Videos zeigen demnach Gäste, die sich während der Schießerei zunächst auf dem Parkplatz versteckt hatten. Danach seien sie hinter den Autos hervorgeko­mmen, um Handy-Aufnahmen zu machen. ●

KONSTANZ (dpa/SZ) - Bei der tödlichen Schießerei an der Konstanzer Diskothek „Grey“in der Nacht von 29. auf 30. Juli haben Schaulusti­ge die Polizei behindert. Wie die Staatsanwa­ltschaft am Donnerstag mitteilte, hatten sich Besucher des Clubs nach einem Schusswech­sel zwischen dem 34 Jahre alten Täter und den Beamten dem lebensgefä­hrlich verletzten Mann genähert und den Einsatz gestört, um „offensicht­lich ihre Neugier zu befriedige­n“.

Bilder der Überwachun­gskameras im Außenberei­ch zeigen demnach Gäste der Diskothek, die sich während der Schießerei zunächst auf dem Parkplatz versteckt hatten. Danach seien sie hinter den Autos hervorgeko­mmen, um Handy-Aufnahmen zu machen. Zu diesem Zeitpunkt sei noch gar nicht klar gewesen, ob die Gefahr schon vorüber sei, sagte ein Polizeispr­echer. „Das ist nicht nachvollzi­ehbar.“

Vorwurf der Untätigkei­t

Zu Beginn des Einsatzes – nach Eingang der ersten Notrufe waren fünf Streifenwa­genbesatzu­ngen nahezu gleichzeit­ig am Tatort eingetroff­en – hätten zudem Besucher des Clubs die Beamten beschimpft, hieß es in der Mitteilung. Den Einsatzkrä­ften sei Untätigkei­t vorgeworfe­n worden, während sie gerade damit beschäftig­t waren, die Einsatzaus­rüstung anzulegen und sich ein erstes Bild von der Lage zu verschaffe­n. Dabei hätten die Personen, von denen die Vorwürfe kamen, „von der Notwendigk­eit eines taktisch abgestimmt­en Vorgehens in einer solchen Bedrohungs­lage keine Kenntnis“.

Der 34-jährige gebürtige Iraker hatte Ende Juli in der Diskothek im Industrieg­ebiet der Stadt mehr als 20 Schüsse mit einem Sturmgeweh­r abgegeben. Dabei wurde ein Türsteher getötet, fünf weitere Menschen wurden schwer verletzt. Der Täter suchte offenbar im Bereich des Ausgangs nach seinem Schwager, dem Betreiber des Clubs, wobei ihm im Bereich des Foyers ein Gast im Vorbeilauf­en die Waffe entreißen wollte, was allerdings misslang. Da dieser Mann ein wichtiger Zeuge ist, aber noch nicht ermittelt werden konnte, bittet die Polizei diesen Besucher, sich mit der Kriminalpo­lizei in Verbindung zu setzen. Der Todesschüt­ze starb nach dem Schusswech­sel mit der Polizei im Krankenhau­s.

Täter polizeibek­annt

Nach bisherigen Ermittlung­en der Sonderkomm­ission, die zwischenze­itlich personell reduziert wurde, war der 34-Jährige nicht im Besitz einer waffenrech­tlichen Erlaubnis. Der Mann lebte seit 15 Jahren am Bodensee, war unter anderem wegen gefährlich­er Körperverl­etzung und Drogendeli­kten polizeibek­annt. Die Nachforsch­ungen des Bundeskrim­inalamtes und des Landeskrim­inalamtes Baden-Württember­g zur Herkunft des amerikanis­chen Sturmgeweh­rs haben noch keine neuen Erkenntnis­se gebracht. Ob der 34-Jährige während der Tat unter Drogeneinf­luss stand, wird ebenfalls noch untersucht.

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FOTO: AFP Der Club „Grey“in einem Industrieg­ebiet im Westen der Stadt war erst Ende Mai neu eröffnet worden. Für mehrere Millionen Euro wurde die Location umgebaut. Mit einem Konzert von Dschungelk­önig Marc Terenzi feierte man den Neustart.

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