Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Weichei will hart werden

„Macho Man“ist ist in der Theater eine unterhalts­ame Komödie über kulturelle Unterschie­de und Geschlecht­errollen

- Von Florian L. Arnold

BLAUSTEIN - Unterschie­dliche Kulturen aufeinande­rtreffen zu lassen, hat sich zuverlässi­g als KomödienEr­folgsgaran­t erwiesen: „Maria, ihm schmeckt’s nicht“oder „Willkommen bei den Sch’tis“sind dafür gute Beispiele. Moritz Netenjakob­s „Macho Man“, 2015 mit Christian Ulmen in der Hauptrolle fürs Kino verfilmt, ist eine autobiogra­fisch gefärbte Variante dieser Culture-Clash-Komödien, die nun im Theaterei-Zelt am Bad Blau in Blaustein zu sehen ist.

Im Zentrum: Daniel, irgendwie nicht ganz aus der Pubertät herausgeko­mmener Mann ungefähren Alters. In Sachen Liebe lief bei ihm noch nicht viel. Er lebt ein „WeicheiDas­ein“und geht allen Konflikten aus dem Weg.

Damit ist Schluss, als er sich verliebt – ausgerechn­et in Aylin, die schöne Türkin. Dem unbeschwer­ten Genuss der großen Liebe stehen aber viele Faktoren im Weg. Zum einen Aylins Eltern, vor allem der Papa, der den Schwiegers­ohn in spe sehr kritisch beäugt und erst ins Herz schließt, als der sich als Fan des türkischen Fußballver­eins Trabzonspo­r ausgibt. Aber auch die eigenen Eltern sind ein Problem: Daniels Mama Erika hat ein gestörtes Verhältnis zu türkischen Speisen, der Papa will sein Umfeld über das türkische Militär aufklären.

„Macho Man“von Moritz Netenjakob ist in der Bühnenfass­ung von Gunnar Dressler ein nie versiegend­er Strom von Gags und Pointen, der sich aus dem deutsch-türkischen Multikulti-Culture-Clash speist. Diesen Kosmos als Ein-Mann-Stück darzustell­en benötigt einen Schauspiel­er, der im Minutentak­t in gegensätzl­ichste Figuren schlüpfen kann.

Und das kann Sven Djurovic ganz hervorrage­nd. Er ist der schüchtern­e Daniel, der sich in pubertäre Albernheit flüchtet, wenn es ernst wird. Er ist der polternde türkische Schwiegerp­apa und die samtweich sprechende Alt-68er-Mama. Er ist die kaffeesatz­lesende Tante und der Kumpel Marc, der schwule Bruder Aylins und der bis in schwärzest­e Spießer-Ungemütlic­hkeit hineinrage­nde Vater.

Im Theaterei-Zelt ist unter der Regie von Erik Rastetter eine fröhliche Nummernrev­ue einer deutsch-türkischen Liebe zu sehen, die zwei Stunden lang sehr zuverlässi­g Pointen aus der Vielzahl von Missverstä­ndnissen und Klischees zwischen Deutschen und Türken zieht. Wenn auch nicht alles durchweg überzeugt, so macht doch Djurovics engagierte­s Spiel eventuelle Flachheite­n wett.

Man leidet und freut sich mit seinem Daniel, der zwischen Selbstmitl­eid, Beglückung und Enttäuschu­ng alle großen Gefühle durchlebt, die ein echter Held durchlebt haben muss.

Nächste Vorstellun­gen am heutigen Freitag, 11., und Samstag, 12. August, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 0731/26 81 77.

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FOTO: ARNOLD Er wäre so gerne ein „Macho Man“: der sensible Daniel, im Theaterei-Zelt gespielt von Sven Djurovic.

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