Claire Huangci ist der Star am Klavier
International Regions Symphony Orchestra imponiert mit Beethoven und Wagner
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EHINGEN - Eine fantastische Leistung hat das International Regions Symphony Orchestra am Freitag in der Lindenhalle mit Musik von Ludwig van Beethoven und Richard Wagner geboten. Star des Abends war die Pianistin Claire Huangci.
Die 27-jährige Claire Huangci ist in renommierten Konzertsälen wie der Carnegie Hall New York, der Tonhalle Zürich, dem Konzerthaus Berlin, dem Gewandhaus Leipzig und der Oji Hall Tokyo aufgetreten und hat jetzt in der Ehinger Lindenhalle ihr überragendes Können unter Beweis gestellt. „Es ist mir ein Anliegen, Musik zu machen, an die man sich erinnert, nicht weil ich so schnelle Finger hatte, sondern weil sie so berührend war“, wird sie am Beginn ihrer Lebensbeschreibung zitiert. Diesem Anspruch wurde sie bei der Wiedergabe von Beethovens fünftem Klavierkonzert op. 73 in EsDur in jeder Weise gerecht. Das betrifft vor allem ihren gleichermaßen kraftvollen wie teilweise äußerst sensiblen Tastenanschlag. Er ist am ehesten vergleichbar dem von Claudio Arrau in einer Aufnahme des Konzerts von 1978 mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam unter der Leitung von Bernard Haitink. Bei Claire Huangcis Spiel verblüfft die in Duktus und Agogik vollkommene Übereinstimmung mit dem unter Ludwig Schmalhofers präziser Führung akzentgenau musizierenden Orchester.
Die Uraufführung des von Beethoven dem österreichischen Erzherzog Rudolph gewidmeten Klavierkonzerts erfolgte am 13. Januar 1811 in einer halböffentlichen Veranstaltung im Wiener Palais des Fürsten Joseph Lobkowitz mit dem Erzherzog als Solist. Wie der spätere Kardinal aus dem Hause Habsburg-Lothringen den Klavierpart meisterte, ist nicht überliefert. An die verblüffende Interpretation von Claire Huangci in Ehingen wird man sich auf jeden Fall lange erinnern und wünschen, sie käme bald wieder.
Mit drei Werken von Richard Wagner versetzten Dirigent und Orchester das Publikum nach der Pause in eine völlig andere Klangwelt. „Die eigensinnige Haltung, welche der Komponist in diesem Werke bewahrt, führt zu äußerster Ermüdung: vor allem, weil die Melodien über weite Strecken hinweg von einer scheußlich jaulenden Streicherfigur beherrscht werden, die sich mit einer für den Zuhörer erschreckenden Beharrlichkeit wiederholt“, urteilte Hector Berlioz über die TannhäuserOuvertüre. Genau das aber machte in der klangprächtigen Interpretation des IRO den Reiz von Wagners süchtig machender Musik aus. Auch den „Karfreitagszauber“aus dem „Parsifal“beherrscht die expressive Harmonik der langen Klangzustände. 1863 verband Wagner den Beginn von „Tristan und Isolde“mit dem Ende. Unter der Bezeichnung „Vorspiel und Liebestod“entwickelt sich aus dem leitmotivischen Tristan-Akkord eine im betörendem Posaunenschall endende Klangverdichtung. Jubelnder Applaus bestätigte dem IRO, dass es mit dieser Musik richtig lag.