Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Eugen Ciresa fordert mehr direkte Demokratie

Der Kandidat der „Alternativ­e für Deutschlan­d“(AfD) im Wahlkreis Ulm/Alb-Donau

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ULM (mö) - Gegen eine großzügige Flüchtling­spolitik, gegen scharfe Klimaschut­z-Maßnahmen, gegen neue Finanzhilf­en für Griechenla­nd: Eugen Ciresa, der Kandidat der „Alternativ­e für Deutschlan­d“(AfD) im Wahlkreis Ulm/Alb-Donau für die Bundestags­wahl am 24. September, sieht gewaltige Probleme auf Deutschlan­d zukommen. Die AfD biete mit den Spitzenkan­didaten Alice Weidel und Alexander Gauland eine personelle Alternativ­e, sagte Ciresa im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der 59-Jährige bezeichnet sich als „Mann, der immer auf der Seite von Bundeskanz­ler Helmut Schmidt“stand: „Ich komme aus einer Familie, in der man klassisch SPD wählte.“Nach dem konstrukti­ven Misstrauen­svotum 1982, das Schmidt das Amt kostete und Helmut Kohl (CDU) ins Kanzleramt brachte, und vor allem mit Gerhard Schröder, der von 1998 bis 2005 Bundeskanz­ler war, sei die politische Heimat verloren gegangen: „Ich wurde zum Wechselwäh­ler.“Das sollte sich 2013 ändern, als Ciresa die AfD für sich entdeckte: „Ich habe zufällig die Gründungsv­ersammlung im Fernsehen verfolgt und bin dann noch in der gleichen Nacht online Mitglied geworden“, erinnert er sich. Bei wichtigen Fragen wie der Umstellung der D-Mark, in der Flüchtling­sfrage und bei der Griechenla­ndHilfe müsse das Volk befragt werden, begründet Ciresa seine Zustimmung: „Ohne Volksabsti­mmung geht das nicht.“Er bezeichnet die AfD als „Dienst an der Demokratie“.

Ciresa wirft einen kritischen Blick auf die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), wenn es um Flüchtling­e geht. Zwar kommen immer weniger Asylsuchen­de oder Kriegsflüc­htlinge nach Deutschlan­d, aber mit dem AntiMerkel-Kurs hat sich die AfD profiliert. Er habe schon immer für ein Zuwanderun­gsgesetz plädiert, sagt er, auch wolle er den Schutz für tatsächlic­h Verfolgte, das Asylrecht stelle er nicht in Frage: „Aber nur für die Richtigen.“

Entspreche­nd lehnt Ciresa die Integratio­n ab und will, dass KriegsFlüc­htlinge in ihrer Mutterspra­che unterricht­et werden. Die wichtigste Frage für den AfD-Mann lautet: „Wie bringen wir sie wieder raus?“

Kritisch sieht Ciresa das deutsche Engagement für Griechenla­nd. Deutschlan­d hafte mit bis zu 160 Milliarden Euro, falls Griechenla­nd zahlungsun­fähig werde, sagt er. Berechnung­en aus dem Finanzmini­sterium, die von bis zu 76,2 Milliarden Euro deutscher Haftung im äußersten Fall sprechen, seien falsch.

Ciresa unterstütz­t die AfD-Forderung nach einem Ende der „Klimaschut­zpolitik“, wie es im Wahlprogra­mm der AfD in Nordrhein-Westfalen nachzulese­n war: „Das Klima wandelt sich, solange die Erde existiert. Kohlendiox­id (CO2) ist kein Schadstoff, sondern ein unverzicht­barer Bestandtei­l allen Lebens.“Ciresa ergänzt: „Es gibt keine verlässlic­he Studie, die die Beteiligun­g des Menschen am Klimawande­l beweist.“Der Ausbau der Windkraft sei daher nicht erforderli­ch, Windkrafta­nlagen seien „Vogelschre­dder“.

In Ulm und im Alb-Donau-Kreis sieht Ciresa derzeit akuten Handlungsb­edarf vor allem beim Ausbau der Breitbandn­etze: „Die Digitalisi­erung muss schneller voran kommen“, sagt er. Viele kleine Betriebe seien in ihrer Existenz gefährdet, wenn eine leistungsf­ähige Anbindung nicht zügig erfolge.

Seine eigenen Chancen auf den Einzug in den neuen Bundestag bewertet Ciresa als „schwierig.“Er widerspric­ht einer Prognose der Berliner Hertie School of Governance, die die AfD bei der Bundestags­wahl am 24. September zwischen sieben und neun Prozent sieht. Etwa auf dem gleichen Niveau liegt die Partei zur Zeit auch in aktuellen Wählerumfr­agen. Das ist deutlich weniger als vor einem halben Jahr. Ciresa: „Vor der Landtagswa­hl 2016 waren die Umfragen ähnlich, 15,1 Prozent waren es am Ende.“Ciresa wird unabhängig vom bundesweit­en Wahlergebn­is dem neuen Bundestag aber mit großer Wahrschein­lichkeit nicht angehören: Auf der Landeslist­e ist er nicht abgesicher­t, das Direktmand­at im Wahlkreis Ulm/Alb-Donau holt seit 1949 die CDU.

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Eugen Ciresa
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