Komplexer Mix aus Pop, Jazz und Funk
Finale auf der Sommerbühne am Blautopf mit Klangcraft
● BLAUBEUREN - Die Sommerbühne am Blautopf hat sich am Wochenende mit zwei weniger bekannten Bands verabschiedet: Klangcraft hat sich einer komplexen Mischung aus Pop, Jazz und Funk verschrieben. Ihre virtuosen Musiker verfügen über ein großes Können, haben jedoch noch zu wenig Bühnenerfahrung. Die Vorband Klangwelle war ebenfalls ein Experiment für die Zuhörer: Das neueste Projekt des bekannten Ulmer Saxophonisten Dieter Kraus bewegt sich an der Schwelle zwischen Klassik und Jazz. Auch die Hauptband Klangcraft war ein Überraschungspaket.
Klangcraft besteht aus drei virtuosen Musikern und einer versierten Sängerin. Als Studio-Musiker sollen sie bei vielen CD- und Radioproduktionen mitgewirkt haben, wie es in der Programm-Ankündigung heißt. Die erste eigene CD „In a Dream“kam jedoch erst im Mai 2016 heraus.
Herausforderung Sommerbühne
Doch das war nicht der einzige Punkt. Der Band als Gesamtheit fehlt es offensichtlich noch an Bühnenerfahrung. Schlagzeuger Hermann Kock hat zwar europaweit auf Blues- und Jazz-Festivals gespielt, und auch die anderen Mitglieder der Band hatten bereits Live-Auftritte mit anderen Künstlern. Doch die Sommerbühne mit ihren 400 Tribünenplätzen ist eben eine echte Herausforderung als Live-Plattform.
Musikalisch und handwerklich wirkte Klangcraft sehr versiert und professionell, doch dem Quartett fehlte über weite Strecken einfach der Kontakt zum Publikum. Die Blicke richteten sich konzentriert auf die Instrumente. Auch die Sängerin schaute überall hin, bloß nicht auf die Tribüne. Dabei hat Judith Erb eine wirklich schöne Stimme, die jedem Song eine unverwechselbare Note verleiht. Mit großer Sicherheit findet sie ihre Einsätze und bereichert die Band mit ihrer Interpretation. Ihr Beitrag war auf jeden Fall ein Gewinn.
Flageolett-Töne auf dem Bass
Bassist Moritz Grenzmann beherrscht eine große musikalische Bandbreite. Außerdem hat er eine eigene Technik entwickelt und erzeugt auf seinem sechssaitigen Bass mit schwungvollen Finger-Tappings Flageolett-Töne, zupft Akkorde und spielt gleichzeitig Basslinien.
Auch Pianist Manuel Seng ist ein echter Tastenvirtuose, der viel zu bieten hat. Ebenso Schlagzeuger Hermann Kock, der mit großer Sicherheit mehrere Rhythmen gleichzeitig spielte.
Meditative Melodien und ausgedehnte Improvisationen prägten die Pop- und Jazz-Musik von Klangcraft, gepaart mit knackigen Funkriffs. Doch die komplexen musikalischen Strukturen führten phasenweise kreuz und quer durch ungerade Taktarten. Doch gerade daran schienen die versierten Musiker ihre Freude zu haben. Auch beim Mix der verschiedenen Stilarten stellten sie sich großen Herausforderungen. Ebenso bei der Interpretation von gecoverten Songs wie „Purple Rain“, die mit dem Original nur noch wenig zu tun hatte.
Die Band hat aufgrund ihres musikalischen Könnens zweifellos ein großes Potenzial. Sollte es ihr gelingen, bei ihren Auftritten das Publikum besser mitzunehmen, wird man sicher noch von Klangcraft hören. Zu wünschen wäre es diesem innovativen und engagierten Quartett auf jeden Fall.