Schwäbische Zeitung (Ehingen)

120 Oltimer schmücken den Klosterhof

Zahlreiche Besucher bestaunen die historisch­en Feuerwehre­n in Obermarcht­al.

- Von Eileen Kircheis www.schwaebisc­he.de

● OBERMARCHT­AL - Zahlreiche Oldtimerun­d Feuerwehr-Liebhaber hat das 5. Landes-Feuerwehr-Oldtimertr­effen am Sonntag nach Obermarcht­al gelockt. Dicht an dicht standen die mehr als 120 Fahrzeuge aufgereiht im Hof des Prämonstra­tenser-Klosters. Besonderer Hingucker nicht nur für die aktiven und ehemaligen Feuerwehrl­eute aus dem Ort ist der historisch­e Horch gewesen, der extra aus Zwickau zurück in seine alte Heimat gekommen war.

„Es war ein richtig tolles Gefühl, als der Horch am Samstag auf dem Marktplatz abgeladen wurde und dann durch den Torbogen in den Klosterhof gefahren ist“, schwärmt der stellvertr­etende Obermarcht­aler Feuerwehrk­ommandant, Harri Huber. Und dass die Ankunft seines Horchs für die Obermarcht­aler etwas Besonderes war, hat auch Besitzer Gerold Zeidler sofort gespürt. „Gefühlt der halbe Ort war dabei, als wir abgeladen haben“, berichtet der Zwickauer, bei dem das erste motorisier­te Fahrzeug der Obermarcht­aler Wehr inzwischen zuhause ist.

Auch für Zeidler selbst ist die Reise nach Obermarcht­al spannend, weil er hier mit Menschen ins Gespräch kommen kann, die seinen Horch noch aus den 50er-Jahren kennen, als der Luxus-Achtzylind­er hier im Feuerwehre­insatz war. „Vielleicht kann ich hier etwas über die Geschichte des Wagens vor 1951 zu erfahren.

Einer, der sich noch gut an den Horch erinnert, ist Heinz Stöhr. Sein Vater Karl war Maschinist in Obermarcht­al und damit der Fahrer des Horchs. „Als ich dann in die Feuerwehr eingetrete­n bin, bin ich auch noch ein paar Mal mit ihm im Einsatz gewesen“, so Stöhr. So viele Feuerwehrm­änner wie möglich hätten sich damals in den Fünfsitzer gequetscht, um die Anfahrten in die Obermarcht­aler Teilorte möglichst schnell zu bewältigen, erinnert er sich.

Georg Falch war in den 50er-Jahren Feuerwehrm­ann in Gütelhofen und ist deshalb nie selbst im Horch gefahren. Trotzdem wusste er schon damals, dass dieses Auto etwas Besonderes ist. „Deshalb bin ich sehr froh, dass HansPeter Schleicher das Auto heute hergeholt hat.“

In seinen Grußworten bei der offizielle­n Eröffnung des Oldtimertr­effens dankte Kommandant Martin Munding Horch-Besitzer Georg Zeidler, weil er es mit der Anwesenhei­t seines Autos ermögliche, dass die Wehr fast alle technische­n Geräte ausstellen konnte, die sie seit der Gründung besessen hatte. Denn am Sonntag wurden nicht nur die Feuerwehr-Oldtimer gefeiert, sondern auch das 140jährige Bestehen der freiwillig­en Feuerwehr in Obermarcht­al.

Landesbran­ddirektor Karsten Homrighaus­en war als Stellvertr­eter von Innenminis­ter und Schirmherr Thomas Strobl gekommen und überbracht­e die Grüße des CDU-Politikers, der den anwesenden Feuerwehrl­euten nicht nur für ihr Engagement für die Historie, sondern auch für ihren Einsatz zum Schutz der Bevölkerun­g seinen Dank ausrichten ließ.

Homrighaus­en hob heraus, dass die freiwillig­e Feuerwehr in Obermarcht­al aus einer Pflichtweh­r heraus entstanden sei. 80 Feuerwehrm­änner hatten sich damals nach einem Aufruf auf Anhieb gemeldet. „Davon kann man sich heute ein Scheibe abschneide­n“, sagte der hochrangig­ste Feuerwehrm­ann im Land mit Blick auf die Nachwuchss­orgen in einigen Feuerwehre­n.

Die historisch­en Feuerwehrf­ahrzeuge, die am Sonntag in der „traumhafte­n Kulisse des Klosters“zusammenge­kommen waren, seien beispielge­bend, wie stark sich die Technik in den vergangene­n Jahrzehnte­n gewandelt habe, sagte Homrighaus­en. „Oldtimer sind mir eine Herzensang­elegenheit“, fügte er hinzu. Diese würden alle Werte widerspieg­eln, für die die Feuerwehr stehe – nämlich Tradition, Affinität zur Technik sowie Ausdauer und das alles verbunden mit Kameradsch­aft. „Das ist die perfekte Werbung für Nachwuchs“, war sich Homrighaus­en sicher.

Das Landes-Feuerwehr-Oldtimertr­effen in Obermarcht­al zeige, dass sich die örtliche Feuerwehr gern ehrgeizige Ziele stecke und diese auch erreiche, sagte Bürgermeis­ter Anton Buck. „Und darauf können wir wirklich stolz sein“, betonte er. Die Gemeinde könne stolz sein, dass sich immer wieder Ehrenamtli­che finden, die sich in der Feuerwehr engagieren und hier „einen Dienst leisten, mit dem einer allein überforder­t wäre“.

Begonnen hatte der Sonntag mit einem Festgottes­dienst im voll besetzten Münster. Diesen leiteten Obermarcht­als früherer Pfarrer Jürgen Dolderer und Pfarrvikar Venatius Oforka gemeinsam mit Diakon Johannes Hänn, für den die Liebe zu Oldtimern Ausdruck dreier Sehnsüchte ist – der Sehnsucht nach Übersichtl­ichkeit, der nach Verlangsam­ung und der nach Gemeinscha­ft. „Liebe Oldtimerfr­eunde, bewahrt euch diese Sehnsüchte“, rief Hänn auf.

Zahlreiche Besucher schlendert­en am Sonntag bis zum frühen Nachmittag durch den Klosterhof. Im Festzelt und dem bestuhlten Außenberei­ch drängten sich die Gäste. „Das Wetter ist optimal, die Sonne scheint, aber es ist nicht zu heiß“, resümierte Kommandant Martin Munding.

Weitere Bilder vom Landes-Feuerwehr-Oldtimertr­effen gibt es im Internet Die Besucher bestaunten die historisch­en Feuerwehre­n.

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FOTO: MICHAEL MÜLLER
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SZ-FOTO: MICHAEL MÜLLER Der Horch 8 hat in Obermarcht­al viele Besucher angezogen.
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SZ-FOTO: MICHAEL MÜLLER Der Horch kehrt nach Obermarcht­al zurück.
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SZ-FOTO: MICHAEL MÜLLER Voll besetzt war das Münster beim Gottesdien­st.
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SZ-FOTO: MICHAEL MÜLLER Viele historisch­e Hilfsmitte­l waren ausgestell­t.
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SZ-FOTO: MICHAEL MÜLLER Kommandant Martin Munding (l.) begrüßt die Gäste.
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SZ-FOTO: THOMAS WARNACK Die gemeinsame Ausfahrt führte nach Riedlingen.

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