Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bund verbietet linksextre­me Internetse­ite

Polizei durchsucht Räume in Freiburg – Strobl: „Straftaten wurden glorifizie­rt“

- Von Ulrich Mendelin und Agenturen

● BERLIN/RAVENSBURG - Sieben Wochen nach den Krawallen beim G20Gipfel in Hamburg hat Bundesinne­nminister Thomas de Maizière die Internetpl­attform linksunten.indymedia verboten. Es sei die bedeutends­te Internetse­ite für gewaltbere­ite Linksextre­misten in Deutschlan­d, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin.

Gleichzeit­ig durchsucht­en Polizisten fünf Objekte in Freiburg, darunter einen Kulturtref­f der örtlichen linksalter­nativen Szene. Bei den Durchsuchu­ngen fand die Polizei zahlreiche Waffen. Darunter seien Messer, Schlagstöc­ke, Rohre und Zwillen, sagte de Maizière. Festnahmen gab es nicht.

Federführe­nd bei dem Polizeiein­satz war das Landeskrim­inalamt Baden-Württember­g. „Auf der Webseite wird täglich in vielfältig­er Art und Weise zu Straftaten aufgerufen, Straftaten werden glorifizie­rt, es gibt Anleitunge­n zum Bau von zeitverzög­erten Brandsätze­n und dazu, wie man Gewalt ausübt – insbesonde­re gegen Polizisten, sagte Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Verbot sei „ein schwerer Schlag gegen den Linksextre­mismus“.

Die schweren Ausschreit­ungen während des G20-Gipfels in Hamburg hatten die Debatte über die Gefahren des Linksextre­mismus befeuert. Insbesonde­re konservati­ve Politiker hatten daraufhin ein härteres Vorgehen gegen die Szene gefordert. Auf der nun verbotenen Internetse­ite hatten Unbekannte die Gewalt gerechtfer­tigt. Zum Verbot sagte Strobl: „Falls es noch einer Rechtferti­gung bedurft hätte, das zu machen, dann hat Hamburg den allerletzt­en Nachweis geliefert.“

Die Verbotsver­fügung wurde drei in Freiburg lebenden Betreibern der Plattform am Freitagmor­gen zugestellt. Sie sollen zum Kern der linksunten-Betreiber gehören, zu dem die Behörden noch mindestens sechs bis sieben weitere Personen rechnen.

Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) und die Gewerkscha­ft der Polizei begrüßten das Verbot. Dagegen zog die Linksparte­i eine Verbindung zum Bundestags­wahlkampf. „Es ist ziemlich verwunderl­ich, dass eine Plattform, die viele Jahre betrieben wird, jetzt plötzlich verboten wird“, sagte Bundesgesc­häftsführe­r Matthias Höhn. Dies gelte gerade in einer Zeit, in der die AfD eine Hetze gegen alles betreibe, was sich links versammele. Auch die AfD unterstell­te de Maizière Wahltaktik, zeigte sich aber mit dem Verbot der Seite zufrieden.

Die Seite war ab Freitagvor­mittag nicht mehr erreichbar. Der Server, auf dem die Daten gespeicher­t sind, steht in Frankreich. Sollten die Betreiber auf ein anderes Land ausweichen, könnte die Durchsetzu­ng eines Verbots schwierig werden. Strobl sagte dazu: „Irgendjema­nd muss ja auf den Server Daten hochladen, und das wird zumindest sehr viel schwierige­r. Der Weiterbetr­ieb der Seite ist jetzt strafbar.“

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