Wenn man rauskommt, wird’s hell
Liebe Leser, sollten Sie heute in Urlaub fahren, denken Sie daran, dass Sie eventuell durch Tunnel müssen. Da wird es ganz schnell mal eng und dunkel und die Pupillen drehen durch, ehe sie von der Iris zärtlich wieder eingefangen werden. Sollten Sie sich unbehaglich fühlen, machen Sie es nicht wie jener Däne, der gerade auf der Autobahn A31, kurz vor dem Emstunnel, rechts ran fuhr und so lange wartete, bis die Polizei kam. Er sehe sich außerstande, weiterzufahren, sagte er den Beamten. Dieses schwarze Loch da vorne sei ihm nicht geheuer. Er leide an einer Tunnelphobie.
Sollten Sie Richtung Österreich fahren und plötzlich leicht prä-tunnelphobisch werden, blockieren Sie bitte nicht die Autobahn. Rufen Sie auch nicht den ADAC, selbst wenn Sie Premiummitglied sind. Es ist nicht nur sehr umständlich, vor jedem einzelnen Tunnel vom ADAC mühsam aufgebockt zu werden, um mittels eines Schwungkrans über den Berg auf die andere Seite platziert zu werden. Es verursacht auch Staus, möglicherweise sogar lästiges Dauerhupen der Fahrzeuge hinter Ihnen. Machen Sie lieber eine Schiffsreise.
Andererseits ist es ziemlich übel, dass Menschen mit Tunnelphobien keine Therapieplätze bekommen. Die Wartelisten sind voll, auch ein Wechsel zum Tierpsychologen ist sinnlos. Millionen von Erdmännchen, Murmeltieren und Regenwürmern mit Tunnelphobien warten bereits seit Jahren auf eine anständige Behandlung.
Sollten Sie trotz Ihres Leidens heil in Bibione angekommen sein, zucken Sie nicht zusammen, wenn es heute Nacht plötzlich dunkel wird. Ihre Gattin hat das Licht ausgemacht – vermutlich will sie nur kuscheln. (zak)