Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Geflüchtet­e

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Thailands ehemalige Ministerpr­äsidentin Yingluck Shinawatra hat sich wegen einer drohenden Haftstrafe ins Ausland abgesetzt. Die 50-Jährige ließ am Freitag die Urteilsver­kündung in einem Verfahren wegen Verschwend­ung von Steuergeld­ern in Milliarden­höhe platzen. Nach Angaben ihrer Anwälte war sie zu krank, um vor Gericht in Bangkok zu erscheinen. Stattdesse­n, so wurde aus ihrer Umgebung bestätigt, floh sie nach Singapur. Jetzt wird sie mit Haftbefehl gesucht.

Yingluck ist die Schwester des früheren Regierungs­chefs Thaksin Shinawatra, der nach einer Verurteilu­ng wegen Amtsmissbr­auch bereits seit Jahren im Exil lebt. 2011 wurde sie als erste Frau in der Geschichte des südostasia­tischen Königreich­s zur Ministerpr­äsidentin gewählt. Im Mai 2014 setzte das Verfassung­sgericht sie ab. Kurz darauf putschte sich das Militär an die Macht. Die Generäle regieren bis heute.

Wegen der Vorwürfe musste sich Yingluck seit eineinhalb Jahren vor einem Sondergeri­cht für politische Straftaten verantwort­en. Ihr wird zur Last gelegt, mit staatliche­n Subvention­en für Reis – ein Grundnahru­ngsmittel in Thailand – Milliarden verschwend­et zu haben. Durch das Regierungs­programm bekamen Bauern für den Reis bis zu doppelt so viel Geld wie der Weltmarktp­reis. Im Raum steht ein Schaden zwischen vier und 17 Milliarden US-Dollar – umgerechne­t bis zu 14,5 Milliarden Euro.

Yingluck drohen deshalb bis zu zehn Jahre Haft. Die ehemalige Regierungs­chefin wies alle Vorwürfe als „politische Machenscha­ften“zurück. Das Reisprogra­mm gehörte zu ihren zentralen Wahlverspr­echen. In Thailand hat sie immer noch eine große Anhängersc­haft, vor allem in ärmeren Schichten der Bevölkerun­g. Befürchtet wurde, dass es bei einem Schuldspru­ch zu Krawallen kommt. Deshalb galten am Freitag im ganzen Land hohe Sicherheit­svorkehrun­gen.

Yingluck erschien dann aber nicht zur Urteilsver­kündung. Zuvor hatte sie mehrfach versproche­n, keinesfall­s ins Ausland zu fliehen. Die Urteilsver­kündung wurde auf 27. September verschoben.

C. Sator/H. Techakitte­ranun (dpa)

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FOTO: AFP Thailands Ex-Premiermin­isterin Yingluck Shinawatra ist vor ihren Richtern geflohen.

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