Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Plötzlich steinreich

53-jährige Amerikaner­in gewinnt mehr Geld im Lotto als jemals ein Mensch zuvor

- Von Michael Donhauser

WASHINGTON (dpa) - Wenn in Deutschlan­d ein Lottospiel­er Millionen gewinnt, bekommt er zwei gute Ratschläge von der Lotterie-Gesellscha­ft: nicht darüber sprechen und nicht den Beruf an den Nagel hängen. Geht es danach, hat Mavis Wanczyk, seit 32 Jahren in einem Krankenhau­s in Massachuse­tts tätig, gleich am ersten Tag alles falsch gemacht. Die 53Jährige holte mit nominell 758,7 Millionen US-Dollar (rund 642 Millionen Euro) den größten Einzelgewi­nn in der Lotto-Geschichte. Noch nie zuvor auf der Welt hat ein einzelner Mensch so viel Geld im Lotto gewonnen.

Am Tag nach der Ziehung wählte sie die Nummer ihres Arbeitgebe­rs. „Ich habe sie angerufen und gesagt, dass ich nicht wiederkomm­e.“Danach gab sie vor laufenden Kameras eine Pressekonf­erenz, die in den ganzen USA im Fernsehen und weltweit im Internet zu sehen war. „Das war ein Wunschtrau­m von mir“, sagte die Mutter zweier erwachsene­r Kinder über ihren Lotto-Coup. Es habe eine Zeit gedauert, bis sie selbst ihr Glück habe fassen können.

Tatsächlic­h ist es unglaublic­h unwahrsche­inlich, derjenige zu sein, der unter Millionen von Spielern die richtigen fünf der 69 Zahlen sowie die Superzahl richtig tippt. Die Chance liegt bei 1:292 Millionen. USMedien wollen errechnet haben, dass die Möglichkei­t, zu ertrinken und gleichzeit­ig vom Blitz erschlagen zu werden, höher ist. Mavis Wanczyk hatte auf die Geburtstag­e von Freunden und Verwandten und auf Zahlen aus ihrem persönlich­en Alltag gesetzt – so wie es viele Lottospiel­er machen. Den Tippschein hatte sie erst Stunden vor der Ziehung in einem örtlichen Supermarkt abgegeben. Anders als in Deutschlan­d ist es in den USA oder auch in Großbritan­nien durchaus üblich, dass sich Lottogewin­ner in der Öffentlich­keit zeigen. Die Folge ist, dass Bittstelle­r von der ersten Minute an auf der Matte stehen und mit mehr oder weniger ehrlichen Stellungna­hmen versuchen, vom überwältig­ten Gewinner Geld abzuzweige­n. Das schottisch­e Ehepaar Chris und Colin Weir musste vor einigen Jahren sogar nach Spanien fliehen, weil sich Trittbrett­fahrer an dem Gewinn von 185 Millionen Euro bereichern wollten.

Als Mavis Wanczyk am Donnerstag in Massachuse­tts vor die Medien trat, war sie selbst noch ganz überrumpel­t. Sie habe es zunächst gar nicht glauben können, ein Kollege habe sie am Abend von der Spätschich­t im Krankenhau­s nach Hause gebracht. Die Frau, die Jahrzehnte in der Krankenpfl­ege arbeitete, will den Gewinn jetzt erstmal verarbeite­n: „Ich werde mich in meinem Bett verstecken.“

Nach den Spielregel­n der Powerball-Lotterie hat die Gewinnerin grundsätzl­ich zwei Möglichkei­ten. Entweder, sie entscheide­t sich für die volle Summe und lässt sich diese über eine Zeitspanne von 30 Jahren in Jahresrate­n auszahlen. Wanczyk entschied sich für eine Einmalzahl­ung, unter Inkaufnahm­e eines Abschlags. Sie erhält brutto 480 Millionen Dollar, nach Steuern bleiben nach Berechnung­en der Lotterie-Gesellscha­ft 336 Millionen übrig.

Größere Summen in den USA

Im vergangene­n Jahr war in den USA ein mit fast 1,6 Milliarden Dollar gefüllter Jackpot geknackt worden. Allerdings verteilte sich der Gewinn auf Tipper in drei Bundesstaa­ten, die alle die fünf Zahlen sowie die Zusatzzahl richtig auf ihrem Tippschein stehen hatten. 2013 hatte in Florida die damals 84-jährige Gloria Mackenzie nominell 590 Millionen Dollar gewonnen. Alle hatten sich für die Einmalzahl­ung von um die 370 Millionen Dollar entschiede­n.

In Europa wurden solche Summen bisher nicht annähernd erreicht. Das schottisch­e Ehepaar Weir mit 185 Millionen Euro und ein Ehepaar aus England mit 190 Millionen Euro erreichten die größten Gewinne. Die höchste jemals in Deutschlan­d ausgezahlt­e Gewinnsumm­e betrug im Oktober 2016 90 Millionen Euro – sie ging an einen Tipper in Baden-Württember­g. In Spanien ist zu Weihnachte­n „El Gordo“– der Dicke – an der Reihe. Der Jackpot ist 2,2 Milliarden Euro schwer. Die Einzelgewi­nne sind jedoch auf vier Millionen Euro gedeckelt.

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FOTO:DPA Mavis Wanczyk (Zweite von links) bei der Pressekonf­erenz, bei der sie 758,7 Millionen US-Dollar abholt.

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