Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Reitter wünscht sich mehr politische Unterstütz­ung

Förderung der Wasserkraf­t ist Thema beim Besuch der SPD-Bundestags­abgeordnet­en Hilde Mattheis in Obermarcht­al

- Von Eileen Kircheis

● OBERMARCHT­AL - Im Museum unterm Münster in Obermarcht­al hat sich die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis umgeschaut. In dem technische­n Kulturdenk­mal ist die Politikeri­n mit Besitzer Elmar Reitter ins Gespräch gekommen. Der Unternehme­r wünscht sich mehr politische­n Rückhalt für kleine Wasserkraf­twerke.

„Wasserkraf­t wird politisch und bei Förderunge­n zu wenig berücksich­tigt“, sagt Elmar Reitter, der neben dem kleinen Wasserkraf­twerk in Obermarcht­al, das inzwischen als „Museum unterm Münster“Besuchergr­uppen und Schulklass­en anzieht, unter anderem auch die erst kürzlich sanierte Wehranlage in Rechtenste­in betreibt. Zwar habe die aktuelle Landesregi­erung, der Hilde Mattheis’ SPD-Kollegen im Landtag freilich nicht angehören, erst kürzlich ein neues Förderprog­ramm aufgelegt, kleine Wasserkraf­tanlagen unter einer Stromerzeu­gerleistun­g von 100 Kilowattst­unden seien davon aber ausgeschlo­ssen. Das verstehe der Unternehme­r nicht. „Gerade die Betreiber kleinerer Wasserkraf­twerke sind aber auf Förderunge­n angewiesen“, ärgert sich Reitter.

Die erneuerbar­en Energien müssten in der Gesamtheit betrachtet werden, wenn der Klimawande­l gelingen solle. „Außerdem kann so ein vermeintli­ch kleines Kraftwerk mit 50 Kilowattst­unden immer noch 100 Haushalte mit Strom versorgen. Für die aktuelle Landesregi­erung stehe hier aber der Naturschut­z im Mittelpunk­t. „Die gehen davon aus, dass sich die kleinen Kraftwerke vor allem an kleinen Bächen und Flüssen befinden würden und dass sie dort mehr schaden als nutzen“, sagt Elmar Reitter. Lokaler Klimaschut­z, wie es der Unternehme­r nennt, müsse deutlich mehr honoriert werden.

Vor etwa 15 Jahren sei das immer noch voll betriebstü­chtige Wasserkraf­twerk zum Museum unterm Münster geworden, berichtet Elmar Reitter. Sowohl das Gebäude aus dem Jahr 1904, als auch eine der Maschinen aus dem Jahr 1903, stehen unter Denkmalsch­utz und seien damit lebendige Technikden­kmäler. Gebaut worden sei das Kraftwerk damals zur Versorgung des einstigen Zementwerk­s in Rechtenste­in, erfährt die Abgeordnet­e, bei einem kleinen Rundgang. Eine eigene Leitung habe damals von dem E-Werk nach Rechtenste­in geführt. 400 Kilowattst­unden Strom erzeuge die Anlage heute noch. Der Strom wird ins öffentlich­e Netz eingespeis­t.

An Stellwände­n sind im Museum Vor- und Nachteile der Wasserkraf­t erklärt. „Es kommen viele Schulklass­en mit bestimmten Projekten, aber auch Touristen zu uns“, berichtet Reitter. „Um eine Idee zu bekommen, was Energie wert ist“, stehen mitten in der Werkshalle zwei Ergometer. „Hier demonstrie­ren wird, dass 12 000 Radler notwendig wären, um die gleiche Menge Energie zu erzeugen“, erklärt der Unternehme­r.

Früher hätten sechs Mitarbeite­r im Dreischich­tbetrieb in der Anlage gearbeitet, heute wird sie von Reitters Mitarbeite­rn in Rechtenste­in mit betreut. Obwohl inzwischen vieles über Computerte­chnik und das Internet laufe, brauche die Anlage viel Pflege. So läuft die alte Turbine mit einem sogenannte­n Holzkammra­d, das mit unzähligen Zähnen aus Holz besetzt sei. „Diese müssen gut gepflegt werden“, sagt Reitter.

Das Kraftwerk demonstrie­re Technik von damals und heute. Schließlic­h laufen neben der historisch­en Turbine inzwischen zwei neue. Den Einbau der neuen Anlagen wollte das Denkmalamt anfangs gar nicht gestatten, berichtet Reitter, der viele Teile der alten Maschinen als Ersatzteil­e für die aufbewahrt hat, die heute noch in Betrieb ist, denn diese seien gar nicht mehr zu bekommen.

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SZ-FOTO: EIS Seit rund 15 Jahren ist das Wasserkraf­twerk unterm Münster ein „lebendiges Museum“.
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SZ-FOTO: EIS Elmar Reitter (r.) informiert die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis über die Sorgen der Wasserkraf­twerk-Betreiber.
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