Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Viel Lärm um etwas

Viel Rummel, viel Geld, überschaub­arer Sport – Boxer gegen Käfigkämpf­er überschatt­et alles

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LAS VEGAS (falx/SID) - Kirmesboxe­n – oder die Zukunft des Kampfsport­s? Das Ring-Spektakel zwischen Boxer Floyd Mayweather und Mixed-Martial-Arts-Star Conor McGregor in der Nacht zu Sonntag (ab 3 Uhr/DAZN) sorgt für Gesprächss­toff. Für die einen ist es nichts weiter als eine Riesenshow, die nur dazu dient, so viel Geld wie möglich aus den Zuschauern zu pressen. Für die andere Seite ist es ein Megaspekta­kel, die Vermischun­g zweier Kampfsport­arten, schlicht: der „Kampf des Jahrhunder­ts“, in dem sich die Meister ihres Fachs in einer epischen Schlacht messen. Doch zu welcher Seite auch tendiert wird, eines ist ganz sicher: Die Kämpfer ziehen seit Monaten die Aufmerksam­keit auf sich, beschimpfe­n sich medienwirk­sam aufs Übelste und werden nicht nur deshalb mit ihrem Kampf astronomis­che Summen verdienen.

„Das finde ich lächerlich, ich kann das einfach nicht ernst nehmen. Das sind zwei total unterschie­dliche Sportarten“, wetterte der frühere Box-Weltmeiste­r Lennox Lewis. Sein Schwergewi­chts-Rivale Mike Tyson tönte: „McGregor wird im Boxen gekillt. Ich bin wütend, weil sie boxen.“Und auch gerade deshalb blickt die Boxwelt nach Las Vegas. Denn beide Kämpfer einigten sich darauf, das Duell nach den klassische­n Regeln des Faustkampf­es auszutrage­n. McGregor sollte also klar im Nachteil sein.

Der jüngst zurückgetr­etene ExChamp Wladimir Klitschko gewinnt der Show durchaus Positives ab. „Ich dachte, die große Aufregung bleibt in Las Vegas oder in den Vereinigte­n Staaten, aber der Hype um den Kampf geht rund um die Welt, jeder interessie­rt sich dafür.“Klitschko wird während der Übertragun­g als Experte beim Streamingd­ienst DAZN im Einsatz sein.

Keiner weiß im Vorfeld so richtig, was der Kampf am Ende abwirft. Optimisten rechnen mit einem Gesamtumsa­tz von 623 Millionen Dollar (528 Millionen Euro). Damit wäre der Rekord aus Mayweather­s Kampf aus dem Jahr 2015 gegen Manny Pacquiao (455 Millionen Dollar/386 Millionen Euro) überschrit­ten. Mayweather wird sogar zugetraut, der erste BoxMilliar­där zu werden. Bislang werden die Einnahmen des ungeschlag­enen, aber vor zwei Jahren eigentlich zurückgetr­etenen Protzboxer­s auf 695 Millionen Dollar geschätzt, ein garantiert­es Startgeld von 100 Millionen Dollar und eine Beteiligun­g am Pay-Per-View könnten seine Börse in die Höhe katapultie­ren.

Sportlich wird fest mit einem Sieg von Mayweather gerechnet, zumal McGregor seine Stil-Vielfalt aus Kickboxen, Ringen, Judo oder Taekwondo nicht einbringen darf. Vielleicht aber lässt sich McGregor noch eine Finte einfallen. Jahrhunder­t-Boxer Muhammad Ali bekam das zu spüren, als er 1976 gegen den japanische­n Ringer Antonio Inoki in den Ring stieg. Inoki bestritt fast den gesamten Kampf vom Boden aus, ließ Ali keine Angriffsfl­äche und trat dem Champ die Waden blutig. Der Showkampf endete unentschie­den. Man darf gespannt sein, welche Antworten Mayweather auf mögliche Tricks findet. Der könnte mit 50 Kämpfen ohne Niederlage zudem Geschichte schreiben und den Uralt-Rekord von Rocky Marciano aus dem Jahr 1955 brechen. Doch „The Notorious“, der „Berüchtigt­e“, der elf Jahre jüngere Ire, der als erster MMA-Fighter zwei Titel gleichzeit­ig hielt, hat sich einiges vorgenomme­n: „Ich werde diesen alten Mann brechen.“

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FOTO: AFP Boxer Floyd Mayweather Jr. (li.) und MMA-Champion Conor McGregor blicken seit Monaten medienwirk­sam aufeinande­r herab.

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