Klare Ansagen vor dem heimlichen Heimrennen
Max Verstappen erlebt seine ersten Rückschläge in der Formel 1 – In Spa steigt dennoch eine große Oranje-Party
SPA-FRANCORCHAMPS (SID) - Auf einem der zahllosen Campingplätze rund um die legendäre Rennstrecke von Spa-Francorchamps würde Max Verstappen optisch nicht auffallen. Mit einer Oranje-Mütze im Gepäck reiste das Formel-1-Megatalent zum Großen Preis von Belgien und trug sie stolz bei seinem heimlichen Heimrennen. Doch auch 80 000 Landsleute werden den Red-Bull-Piloten auf der ArdennenAchterbahn unter normalen Umständen kaum zum Sieg brüllen – denn der 19-Jährige durchschreitet gerade seine erste Talsohle.
„Das ist ein ganz besonderes Wochenende für mich, ich freue mich sehr darauf“, sagte der Red-Bull-Pilot vor dem zwölften Saisonrennen (Sonntag, 14 Uhr/RTL und Sky). Die Vorzeichen aber sind nicht die besten: „Vor einem Jahr stand ich in der ersten Startreihe. Das erneut zu schaffen, ist harte Arbeit. Dieses Jahr war ich ja kaum mal in der zweiten.“Die Unzufriedenheit ist Verstappen immer häufiger anzusehen. Und der bisweilen überehrgeizige Niederländer, der sich selbst in der Rolle des „Bad Boy“gefällt, beschönigt wenig in diesen Tagen. „Wir haben hier ein Update beim Motor, das schon. Aber Wunder erwarte ich mir nicht. Mercedes wird hier vermutlich am stärksten sein“, prophezeite Verstappen. Das Weltmeisterteam wird immer wieder als Sehnsuchtsziel des jüngsten Grand-Prix-Siegers der Formel-1-Geschichte gehandelt. Und auch der Name Verstappen fällt stets als einer der ersten, wenn es bei den Silberpfeilen um die Besetzung der Cockpits ab 2019 geht.
Verstappen, der seinem Sieg von Barcelona 2016 im zarten Alter von 18 Jahren und 228 Tagen bislang keinen weiteren folgen lassen konnte, macht ordentlich Druck auf die Ingenieure bei Red Bull und Motorenlieferant Renault. „Wenn ich ein konkurrenzfähiges Auto habe, gibt es keinen Grund zu gehen“, sagte er vor dem Klassiker in Spa: „Aber ich bin nicht sicher, ob wir konkurrenzfähig sein werden.“
Nach seinem eigenen Verständnis darf Verstappen so etwas sagen. Es gibt nicht viele 19-Jährige auf der Welt, die derart von ihrem Können überzeugt sind. Andererseits: Welcher Rennfahrer wurde auch schon mit Ayrton Senna oder Michael Schumacher verglichen, noch ehe er den Pkw-Führerschein hatte.
Doch das Supertalent macht auch Fehler, Platz sechs im WM-Klassement mit 135 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Sebastian Vettel sind nicht allein das Resultat eines schwächelnden Rennwagens. „Beide RedBull-Racing-Piloten sind bisher gut gefahren. Max aber war etwas schluderig“, sagte der langjährige Red-Bull Fahrer Mark Webber zu motorsport.com. Beim vorherigen Rennen in Ungarn kam es gar zu einem teaminternen Eklat, als Verstappen in der ersten Runde seinen Stallkollegen Daniel Ricciardo mit einem unnötigen Manöver abräumte. „Man bespricht das miteinander, dann hakt man das ab“, sagte Verstappen und fügte an: „Jetzt fahren wir wieder Rennen.“Bei den ersten Proben dafür hat Mercedes-Pilot Lewis Hamilton das ersten Duell mit WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel gewonnen. Im zweiten freien Training fuhr der Engländer mit 1:44,753 Bestzeit vor Ferraripilot Kimi Räikkönen (1:45,015). Vettel belegte mit seinen 1:45,235 nur Rang fünf und musste sich neben Valtteri Bottas im Mercedes (1:45,180) auch Max Verstappen (1:45,225) geschlagen geben.