Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Großes Training für kleine Schlussmän­ner

In ihrer Akademie wollen die Deutsch-Brüder oberschwäb­ische Torhüter-Talente ausbilden

- Von Jürgen Schattmann

BIBERACH – Es gibt nur wenige Torhüter aus dem Süden Württember­gs, die außerhalb der Region zu Ruhm gelangt sind. Ralf Hermanutz (47), der gebürtige Riedlinger, heute Torwarttra­iner beim SC Pfullendor­f, brachte es einst beim SSV Reutlingen zu einigen Zweitligas­pielen. Und der Liverpoole­r Loris Karis natürlich, der von klein auf eine Maximalför­derung genoss. Mit acht wechselte der Biberacher zum SSV Ulm, mit 12 zum VfB Stuttgart, mit 16 zu Manchester City.

Nicht alle Talente können auf dem Weg zum weit entfernten Topklub Stunden mit ihren Eltern auf Autobahnen verbringen – und denen wollen die Riedlinger Brüder und (Ex-)Torhüter Hubert und Thomas Deutsch nun mittels einer Talentschu­le helfen. Am 3. Oktober laden sie in ihrer neuen Stiftung „ProKeeper Akademie Oberschwab­en“(ProKa) vierzig neun- bis 15-jährige Nachwuchst­orhüter(innen) am Biberacher Erlenweg zu einem Torspieler­tag ein, bei dem die Talente einen Tag lang gegen eine Gebühr profession­elles Training erleben können. Zehn Torwarttra­iner werden für je vier Talente zwei Übungseinh­eiten abhalten, auch Feedbackru­nden und ein Referat über die Rolle des Torhüters im Team stehen auf der Agenda. Der ExUlmer und -Laupheimer Marian Fedor, einst Junioren-Nationalto­rhüter der Slowakei, sichtet die Kandidaten, die acht Besten wird der 36-Jährige danach für sechs Monate unter seine Fittiche nehmen. Einmal pro Woche wird Fedor ihnen fortan ein durch die Stiftung geförderte­s profession­elles kostenlose­s Torwarttra­ining anbieten, das Lust machen soll auf mehr: Technik, Taktik, Kondition, Persönlich­keit/Mentalität stehen auf dem Stundenpla­n.

„Mit 9, 10, 11 lernt ein Kind am meisten und sollte optimal gefördert werden, aber auf dem Land ist so ein kleines Torspieler­talent abgehängt. Kleinen Vereinen fehlen oft Struktur, Geld und Personal für ein spezifisch­es Torwarttra­ining. Da macht dann eben ein Ex-Torwart die Übungen, der selbst nie richtiges Torhütertr­aining hatte. Selbst beim WFV ist das Torhüter-Training verbesseru­ngswürdig. Mein Bruder und ich wollen das ändern, ein nachhaltig­es, kontinuier­liches Zusatzange­bot mit hohem Qualitätsa­nspruch schaffen, bis die Spieler so weit sind, mit 14 oder 15 zu einem größeren Verein zu wechseln“, sagt Hubert Deutsch, dessen Familie eine Art Torhüter-Gen in sich trägt. Der 38-jährige Liebherr-Geschäftsf­ührer war einst Oberligake­eper beim FV Biberach, später wechselte er zum FV Ravensburg, wo er heute im Aufsichtsr­at sitzt, zudem war er Trainer und Vorstand in Neufra und Betzenweil­er. Sein zehn Jahre jüngerer Bruder Thomas spielte einst in der Junioren-Bundesliga für Ulm, später auch in Biberach und Memmingen. Auch der Personalen­twickler war für den WFV aktiv, derzeit hospitiert er als Torwarttra­iner beim VfB.

„Torhüter zu sein liegt bei uns in der Familie, auch mein Sohn Samuel steht bereits im Kasten“, sagt Hubert Deutsch. Umso mehr vermissen die Brüder eine bessere Anleitung und Förderung für Kinder, die mit dem Hobby Ziele verbinden. „Wir werden vereinsuna­bhängig sein und nachhaltig und den Torhüterta­g alle sechs Monate anbieten, so dass immer neue Talente die Chance auf Förderung bekommen – oder auch die, die schon dabei sind, wenn sie sich bewähren“, sagt Hubert Deutsch. Mitmachen können nicht nur Biberacher – auch Talente aus der Ecke Ravensburg, Wangen, Ulm oder Sigmaringe­n sind willkommen. Unter www.proka-oberschwab­en.de können sich interessie­rte Kinder anmelden.

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FOTO: DPA Vorbild aller kleinen Torhüter im Süden: Loris Karius.

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