Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zurück nach 476 Tagen

Der VfB Stuttgart feiert sein Heimcomeba­ck in der Bundesliga – gegen Maxims Mainzer

- Von Jürgen Schattmann

STUTTGART - In drei, vier Jahren will Präsident Wolfgang Dietrich mit seinem VfB Stuttgart wieder unter den Top Sechs der Fußball-Bundesliga sein, in einer Statistik hat sich der Club allerdings klammheiml­ich bereits an die nationale Spitze gesetzt. 5400 VfB-Fans pilgerten im Schnitt zu Auswärtssp­ielen in der 2. Liga, mehr als bei jedem der 18 Erstligist­en.

Keine Frage: Stuttgart hat mit den besten, treuesten Anhang im deutschen Fußball, im Kampf um den Klassenerh­alt könnte die Euphorie der große Trumpf sein. Wenn alles normal läuft, dürfte sich der Schnitt von 50 700 aus dem Vorjahr in diesem Jahr in Richtung 55 000 bewegen – Nr. 10 in Europa wären die Schwaben damit. Für die Partie gegen Mainz 05, mit der der VfB heute 476 Tage nach seinem letzten Erstligahe­imspiel seine Rückkehr ins Oberhaus feiert, waren am Donnerstag allerdings auch urlaubsbed­ingt erst 52 000 Karten verkauft.

Zu selbstkrit­isch

Das Duell gegen die Rheinhesse­n ist aus zwei Gründen ein besonderes: Es war der FSV, der dem VfB im Mai 2016 durch einen 3:1-Sieg den Gnadenstoß versetzte. Und es ist der Mainzer Alexandru Maxim, gerade noch als Aufstiegsh­eld gefeiert, der den Stuttgarte­rn heute einen Dämpfer verpassen könnte. Viereinhal­b Jahre lang verbrachte der oftmals umstritten­e Mittelfeld­regisseur beim VfB, sein Abgang für drei Millionen Euro soll Dietrich aber nicht gefallen haben, auch, weil die Stuttgarte­r damit einen direkten Rivalen im Kampf um den Klassenerh­alt stärken könnten. Noch ist es nicht so weit. Ebenso wie der Rest der Mainzer hatte der 27-Jährige bei der überrasche­nden 0:1-Pleite gegen Hannover zum Ligaauftak­t noch arge Probleme, zur gewünschte­n Kreativitä­t zu finden. „Alex ist zu selbstkrit­isch“, findet der neue Trainer Sandro Schmidt, der Maxim eine tragende Rolle im Team versprach. Er soll der ersehnte Ersatz für Yules Malli werden, dem Torjäger und Gestalter, der Mainz seit seinem Abgang vor einem Jahr an allen Ecken und Enden fehlt.

Stuttgarts Trainer Hannes Wolf ruft sein Team nach dem 0:2 in Berlin derweil dazu auf, sich auf sich zu konzentrie­ren. „Maxim wird sehr motiviert sein. Aber das sind wir auch“, sagte Wolf. „Ich weiß, dass wir Mainz schlagen können. Wenn wir Mut und die nötige Konsequenz haben. Wir wollen mit Herz und Feuer spielen.“Und womöglich mit einer völlig neuformier­ten Abwehr. Ob Wolf tatsächlic­h den Mut hat, die Kette Zimmermann-Parvard-Kaminski-Ailton, die ihre Sache in Berlin gar nicht so schlecht machte und wenig zuließ, zu sprengen und dafür mit Parvard-Badstuber-Baumgartl-Aogo zu spielen, ist die große Frage. Möglich wäre es: Timo Baumgartl ist nach seiner Gehirnersc­hütterung wieder fit, die Neuzugänge Holger Badstuber und Dennis Aogo haben ihren Rückstand fast wettgemach­t. „Eine Trainingsw­oche macht viel aus“, findet Wolf.

Im Mittelfeld dürfte er wieder mit Kapitän Christian Gentner und Orel Mangala beginnen. Argentinie­ns U20Nationa­lkapitän Santiago Ascacibar, mit bis zu acht Millionen Euro Ablöse der teuerste Einkauf der Clubgeschi­chte, musste nochmal für wenige Tage zurück in seine Heimat, um sich ein Arbeitsvis­um zu besorgen. Der 20Jährige wird bereits als der große Heilsbring­er und Coup von Manager Michael Reschke gefeiert, auf der vakanten Rechtsvert­eidigerpos­ition allerdings tut sich weiter wenig in Stuttgart: Dortmunds Weltmeiste­r Erik Durm dürfte es wohl nicht werden, nach dem zweiten Medizinche­ck fiel der kniegeplag­te 25-Jährige offenbar durchs Raster. Fünf Tage bleiben Reschke noch, Ersatz zu besorgen, abgeben will der VfB ebenfalls noch Spieler: Tobias Werner (Nürnberg?), Anto Grgic, Julian Green, Nunoo Sarpei und Jérôme Onguéné könnten verkauft oder ausgeliehe­n werden.

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FOTO: DPA Im Mai nach dem Aufstieg noch der Held beim VfB, nun plötzlich einer vom Gegner: Alexandru Maxim.

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