Spannung bis zur letzten Reihe
Im Theater Ulm werden derzeit die neuen Sessel im Großen Haus montiert – später als geplant
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ULM - Verwaltungsdirektorin Angela Weißhardt ist Kummer gewohnt. Schließlich wird im Theater Ulm seit mehr als zehn Jahren saniert. Wieder einmal muss sie zugeben: Es gibt Verzögerungen auf der Baustelle. Diesmal geht es um das Große Haus, wo derzeit ein neuer Teppichboden verlegt wird und neue Sessel montiert werden. Und das ist genau das Problem: Eigentlich sollten die Handwerker schon fertig sein, denn bereits am morgigen Donnerstag beginnt der Probenbetrieb.
Die Verzögerung hatte sich schon vor rund einem Monat abgezeichnet, damals war Bauleiter Michael Eichenhofer jedoch noch einigermaßen guter Dinge. Der Optimismus wich aber in den folgenden Wochen der Besorgnis. „An manchen Tagen konnte ich deswegen schlecht schlafen“, gibt der bei der Stadt Ulm beschäftigte Architekt zu. An seiner Planung lag es allerdings nicht, sondern einer negativen Überraschung: Beim Ausbohren der Halterungen für die alten Sitze stießen die Arbeiter auf Stahlteile, die dem Werkzeug tapfer Widerstand leisteten. Die Folge: Die Vorbereitungsarbeiten auf dem Boden dauerten länger, die neuen Sessel und der Teppichboden mussten warten. „Ein Umstand, mit dem man so nicht gerechnet hat“, meint Weißhardt seufzend.
Immerhin: Die Verwaltungschefin hat sich gestern überzeugen können, dass es nun allmählich vorwärts geht. Die ersten acht Reihen im Parkett waren da schon weitgehend fertig, dazu einige auf dem Rang. Genug, um am kommenden Montag Mitarbeiter und Medien zur Spielzeitbegrüßung empfangen zu können – mit Blick auf anstehende Premieren: Die Saison im Großen Haus startet am 28. September mit Charles Gounods Oper „Faust“. Weißhardt: „Wir setzen darauf, dass wir bis dahin alle 815 Sessel im Haus haben.“
Das ist beruhigend für die Zuschauer, nicht aber für die künstlerischen Mitarbeiter des Theaters. Denn zumindest einige Tage lang werden Probenbetrieb und Montagearbeit parallel laufen müssen – und auch Musiktheater-Laien ahnen, dass sich Opernproben (zumal solche mit Gesang) schlecht mit der Gegenwart von Akkuschraubern und Bohrmaschinen vertragen.
Die Lösung: Ensemble und Arbeiter sollen sich fliegend abwechseln. „Das ist im Prinzip der Plan“, sagt die Verwaltungschefin. Architekt Eichenhofer erklärt: Die Sessel werden im Foyer vormontiert, und immer dann, wenn die Bühne leer oder ein bisschen Geräuschpegel okay ist, werden sie von drei Handwerkern hineingeschleppt und auf den dafür vorgesehenen Schienen montiert. Bis zur Kulturnacht am Samstag, 16. September, so Eichenhofers neuer Zeitplan, soll alles fertig sein. „Das kriegen wir hin.“
Ein bisschen Grund zur Entspannung auf der Baustelle gibt es trotz der Verzögerungen bei den Sitzen. Sowohl die Arbeiten für die neue Verkabelung im Bühnenbereich als auch der Umbau der Schreinerei liegen Weißhardt zufolge im Zeitplan.
Und auch für Theaterbesucher gibt es gute Nachrichten: Die erste Premiere der neuen Spielzeit findet nicht im Großen Haus, sondern im Podium statt. Die erste Produktion der Saison 2017/18, „Der Weibsteufel“von Karl Schönherr in der Regie von Karin Drechsel, wird am Freitag, 15. September, erstmals gespielt.