Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kontrolleu­re schließen fast 900 Betriebe

Ende der intensiven Eier-Kontrollen auf Fipronil in Sicht – Hauk fordert mehr Personal

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Schimmel, verdreckte Backöfen, überwinter­nde Schildkröt­en im Kühlschran­k: Die Lebensmitt­elkontroll­eure haben im vergangene­n Jahr rund ein Drittel der etwa 238 800 Betriebe im Land begutachte­t – vom Lebensmitt­elkonzern bis zum Imbiss an der Ecke.

881 Betriebe mussten aufgrund der unhygienis­chen Zustände schließen. Im Vorjahr machten die Kontrolleu­re 1021 Betriebe dicht. Bei der Vorstellun­g des Lebensmitt­elkontroll­berichts für 2016 warb Verbrauche­rschutzmin­ister Peter Hauk (CDU) erneut für mehr Personal an den Untersuchu­ngsämtern im Land. Der Skandal um das Pflanzensc­hutzmittel Fipronil in Eiern könnte ihm Rückenwind für die Forderung geben. Doch mit seinem Ansinnen ist Hauk schon einmal bei seinen Kabinettsk­ollegen durchgefal­len.

„Mein Ziel ist es, das Personal an den fünf Untersuchu­ngsämtern im nächsten Doppelhaus­halt um insgesamt zehn Stellen zu erhöhen“, sagte Hauk am Freitag in Stuttgart. Die Aufgaben für die Kontrolleu­re, die zumeist Lebensmitt­elchemiker sind, seien kontinuier­lich gewachsen. Ein Skandal wie um Fipronil in Eiern verschärfe die angespannt­e Situation. Im Kabinettse­ntwurf zum Doppelhaus­halt 2018/2019 ist Hauks Wunsch bisher aber nicht berücksich­tigt.

Nicht nur an den Untersuchu­ngsämtern des Landes fehle Personal, sagen neben Hauk auch die Opposition­sfraktione­n von FDP und SPD. Auch bei den Amtstierär­zten gebe es einen massiven Mangel. „Der Landkreist­ag und sogar die Regierung selbst hatten bereits festgestel­lt, dass fast 200 Amtsveteri­näre und 167 Lebensmitt­elkontroll­eure im Land fehlen, um die gesetzlich­en Aufgaben zu erledigen“, so Reinhold Gall, Agrarexper­te der SPD-Fraktion. Beide Fraktionen hatten Anträge zum Haushalt gestellt, das Personal aufzustock­en – bereits im Haushalt 2017.

„Seit dem 3. August ist auch Baden-Württember­g vom FipronilSk­andal betroffen“, sagte Hauk. „Seitdem arbeiten die Untersuchu­ngsämter auf Hochtouren.“Das zuständige Chemische und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Freiburg musste Zusatzschi­chten einlegen. So seien bisher 377 Proben von Eiern, Teig- und Backwaren sowie Eiprodukte­n kontrollie­rt worden. In 22 Proben seien zu hohe Rückstände an Fipronil gefunden worden, erklärte Hauk.

Intensivpr­üfungen bald zu Ende

Noch eine Zusatzaufg­abe für die Kontrolleu­re: „Die Suche nach Fipronil gehörte bisher nicht zur normalen Eierkontro­lle, sondern nur zur Kontrolle von Gemüse“, so Hauk. Schließlic­h handelt es sich um ein Pflanzensc­hutzmittel. Die Kontrolle auf Fipronil werde weitergehe­n, kündigte Hauk an. Doch erwarte er, dass die Intensivpr­üfungen in vier bis sechs Wochen auf ein Normalmaß zurückgefa­hren werden.

Die fünf Chemischen und Veterinärä­mter im Land haben laut Hauk im vergangene­n Jahr insgesamt 50 000 Lebensmitt­elproben, Weine, Bedarfsgeg­enstände wie Brillen, Kosmetikpr­odukte und Tabak kontrollie­rt. In 18 Prozent aller Fälle hatten die Kontrolleu­re etwas zu beanstande­n. Schädlich für die Gesundheit waren 0,3 Prozent.

Von den rund 42 000 landwirtsc­haftlichen und sonstigen Betrieben, die Futtermitt­el herstellen, wurden rund 1300 kontrollie­rt und dabei 260 Verstöße festgestel­lt. Laut Hauk wurden 48 Betriebe mit Verfahren belegt. Von den etwa 1100 Futtermitt­elproben erfüllten fast 170 nicht die Vorschrift­en.

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FOTOS: MINISTERIU­M FÜR LÄNDLICHEN RAUM Tierisches statt Gemüse: Im untersten Kühlschran­kfach eines Lebensmitt­elbetriebs fanden die Kontrolleu­re zwei Schildkröt­en im Winterschl­af, die da nichts zu suchen hatten.

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