Schnäddere(n), schnäddre(n), Schnäddere, Schnäddre
Die schwäbischen Wörter schnäddere (n), schnäddara, schnäddre(n), schnäddra, Schnäddere; Schnäddare. Schnäddre sind vom hochdeutschen Wort schnattern abgeleitet. Das hochdeutsche Wort schnattern drückt grundsätzlich das Hervorbringen eines Geräusches mittels der Bewegung eines Schnabels, Mundes oder dergleichen aus. Beides, die Bewegung als auch der dadurch produzierte Laut, sind der Wortbedeutung von schnattern wesentlich inne. Schnattern ist von der Motivation her ein lautmalendes, bewegungs- und schallimitierendes, d.h. onomatopoetisches Wort. Schnattern beruht auf mittelhochdeutschem (ca. 1050 – 1350) snatern
(schnattern, schwatzen).
Beim schwäbischen schnädd(e)re(n)
kann der inhaltliche Akzent einmal auf der Wiedergabe des Geräusches
ein ander Mal auf der Wiedergabe der Bewegung des Geräuschwerkzeuges oder gar auf beidem, ineinander integriert, gleichzeitig liegen. Klare und objektive Trennlinien wird es wohl kaum geben, da dergleichen Unterschiede im Urteilsermessen des jeweiligen Sprechenden liegen. Trotzdem soll ein subjektiver Versuch gewagt werden.
Der Akzent auf der Wiedergabe von Geräusch findet sich wohl in folgenden
(I), (I) (II) (III)
Beispielen: ein altes Leichtmotorrad schnädd(e) red; ein alter Traktor kann schnädd(e) ra; Tratschweiber können stundenlang schnädd(e)ra; arger Durchfall/ starkes Abweichen/ Diarrhöe ist im Dialekt auch die Schnädd(e)re.
Der Akzent auf der Wiedergabe der Bewegung der geräusch-produzierenden Mittel findet sich wohl in folgenden Beispielen: die Schnädd(e) re als der Mund des Tratschweibes; d Marie ka(n) oiofach ihra Schnädd(e)re nea halte(n); da Karle hot’s so gfrora, dass r bloss no gschnädd(e)red hot, d.h. vor Kälte gezittert hat; man kann so hohes Fieber haben, dass ma(n) bloss no(ch) schnädd(e)red, am ganza Leib schnädd(e)red , d.h. vor Fieber zittert, am ganzen Leib zittert. Wenn der vor Kälte oder vor Fieber Schnäddernde dazu noch hörbar mit den Zähnen klappert, so fällt er logischerweise unter die folgende Kategorie
Die Bewegung der geräuschproduzierenden Mittel und gleichzeitig das produzierte Geräusch mögen sich wohl in folgendem Beispiel
(II) (III) (III) Die Leiterwagens
zeigen:
des Heuund
Schnädd(e)re
ist für denjenigen/diejenige, der/die beim Einbringen der Ernte tätig war, als es noch keine Gummiwagen oder Wagen mit Gummirädern gab, von hohem Erinnerungswert. Die Schnädd(e)re war (Zitat Fischer) „das hintere, über die Unterlage hinausragende, daher auf und ab zitternde und schnätternde Ende am Leiterwagen“. Beim Heimfahren des beladenen Wagens war dieses hintere Ende des sogenannten Wagen- oder Bodenbrettes, eben die
Schnädd(e)re, für den kleinen wie für manchen älteren und müden Erntehelfer ein begehrter Ausruhesitz. Dagegen beim Hinausfahren auf das Feld war diese Schnädd(e)re immer unbesetzt - man fand woanders auf dem Wagen einen bequemeren Sitzplatz - und konnte dann ungestört auf- und ab wippen und vor sich hin
schnädd(e)ra. In schwäbischen Landstrichen, wo man statt Schnädd(e)re
das gleichbedeutende Wort Schädd (e)re benützte, saß man dann eben auf der Schädd(e)re.