Im Schein der Taschenlampe gibt es viel zu entdecken
Biologin Sybille Regina Braun führt beim Erbacher Ferienprogrammpunkt durch die Nacht – Kinder beobachten verschiedenste Tiere
ERBACH (somm) - Das Ferienprogramm in Erbach hat viele spannende Unternehmungen bereit gehalten. Nummer 90 in der Liste war die informative Sternen- und Nachtwanderung mit Diplom-Biologin Sybille Regina Braun aus Tomerdingen. Höhepunkte des Gangs entlang der Donau waren Fledermäuse. Aber es gab auch Wissenswertes über Fliegen, Spinnen und Schnecken zu erfahren, die bei der Nachtwanderung gesichtet wurden.
Die Kursleiterin ist selbstständige Biologin und konnte den Kindern und ihren Eltern Neues über die Natur berichten. Acht Erwachsene und acht Kinder trafen sich für die kurze, aber spannende Wanderung am Parkplatz vor der Donaubrücke bei Donaustetten. Zehn weitere Teilnehmer waren angemeldet, erschienen aber nicht und verpassten Ungeahntes. Zum Beispiel wirkt der Schleim der Nacktschnecke antibiotisch, andernfalls wären die Tiere mit Keimen, Bakterien und Pilzen befallen. Der Schleim hilft gegen Fußpilz und wurde früher abgekocht mit etwas Zucker gegen Lungenentzündung eingenommen. Hier könnte die Medikamentenindustrie ansetzen, sagte die Biologin.
An einem Haufen Altholz konnten per Taschenlampe die unterschiedlichen hier Netze bauenden Spinnen entdeckt werden. Sybille Regina Braun erklärte, dass die Kreuzspinne ihre Netze mit Klebefäden webt, während die Baldachinspinne ihr wie einen Baldachin gespanntes Netz parallel zum Erdboden mit sogenannter Kräuselwolle herstellt, worin sich die Mücken verhaken. Tagsüber reflektieren die Netze regenbogenfarbig und warnen damit die Fliegen. Nachts fehlt den Tieren aber diese Warnung. Die Teilnehmer der Wanderung wissen jetzt auch, sollten sie einmal in der Natur überleben müssen, „Spinnennetze sind essbar“. Aus der Donau schlüpfen die sogenannten Eintagsfliegen, die im Fluss aber bereits länger als Larven gelebt haben. An der Luft sind sie dann leckere Happen für die Fledermäuse. Die Zahl der Köcherfliegen sei zurückgegangen. Die Biologin ging auf Umweltgifte ein.
Gleich bei Einbruch der Dämmerung war die erste Fledermaus über der Donau aufgetaucht. Später durften die Nachtwanderer an einer ausgewählten Stelle im Schein von Brauns Taschenlampe mehreren Tieren bei ihrer Jagd zuschauen. Ein dicker Nachtfalter blieb verschont, weil dieser einen Gegen-Ultraschall aussenden kann, erklärte Sybille Regina Braun. Auch Nachtfalter sind in der Bestäubung von Pflanzen aktiv, was oft unterschätzt wird. War zu Beginn die farbige Abenddämmerung bestaunt worden, so bekam später der Vollmond hinter vorbeiziehenden Wolken die Aufmerksamkeit der Kinder, während ein Großes Heupferd von einem Baum aus Flirtrufe ausstieß und ein Blässhuhn die Nachbarschaft an der Donau vor den Nachtwanderern warnte. Ein vermutlich schon wieder verlassener Biberpfad wurde gesichtet. Über das Weltall wissen Kinder einiges. Auf die Frage „Was sind Sterne“, sagte ein Kind „Minisonnen“. Bei guter Sicht können Satelliten gesichtet werden. Am Mittwoch zog keiner vorbei, was den Eltern Anlass sein kann einmal privat mit dem Nachwuchs zur Nachtwanderung aufzubrechen.