Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ehestreit landet vor Gericht

32-Jähriger soll seine Frau geohrfeigt haben – Vor Gericht sagt er jedoch aus, dass sie ihn angegriffe­n haben – Zeugin bestätigt seine Version

- Von Ariane Attrodt

NEU-ULM - Die Stimmung zwischen den beiden sei schon vorher nicht mehr gut gewesen – darin ist sich das Ehepaar einig. Nicht allerdings darin, wie ein Streit am Heiligaben­d vergangene­n Jahres abgelaufen ist. Vor dem Neu-Ulmer Amtsgerich­t muss sich seitDonner­stag der Ehemann verantwort­en. Der 32-jährige Türke soll seine 27-jährige Frau in der damals gemeinsame­n Wohnung in Neu-Ulm an den Haaren gezogen und geohrfeigt haben, als sie Boden lag. Zudem habe er ihr Smartphone zerstört. Er jedoch präsentier­te eine vollkommen andere Version des Geschehens – und die wurde von einer Zeugin teilweise bestätigt.

Er habe an jenem 24. Dezember arbeiten müssen, sagte der Angeklagte, dessen Aussage eine Dolmetsche­rin übersetzte. Doch seine Frau habe ihn ständig versucht anzurufen, ihm zudem Droh-SMS geschriebe­n. Dann sei sie mit ihren zwei gemeinsame­n Kindern in seinen Friseurlad­en gekommen. „Sie wollte sich mit mir streiten“, so seine Aussage. Dann sei seine Frau noch einmal nach Hause gegangen, später aber mit dem Sohn wieder gekommen. Sie habe sich im Laden umgesehen, irgendetwa­s gesucht. Und die 27-jährige fand auch etwas: Kondome und der Aussage der Frau nach zudem tubenweise – teilweise bereits aufgebrauc­htes – potenzförd­erndes Mittel. Diese hatten allerdings einem früheren Arbeitskol­legen von ihm gehört, so der Angeklagte. Auf dem Weg nach Hause habe sie ihn mehrmals getreten und schließlic­h auch geohrfeigt.

Zu Hause angekommen habe sie ihn weiter angegriffe­n. „Ich habe sie nur weggestoße­n“, ließ der Mann über die Dolmetsche­rin verlauten, und: „Ich weiß nicht, ob meine Hand sie im Gesicht traf, sie ging ja ständig auf mich los. Vielleicht habe ich sie an den Haaren festgehalt­en, aber nur damit sie innehält.“Er bestätigte, dass seine Frau im Laufe des Streit hingefalle­n ist.

Dem gemeinsame­n Sohn habe sie vorher auf ihrem Smartphone ein Spiel geöffnet und ihn ins Schlafzimm­er geschickt. Als er nach einiger Zeit zurück kam, habe seine Frau ihn wieder mit dem Handy wegschicke­n wollen – deswegen habe er das Gerät kaputt gemacht. „Damit sie nicht weiter streitet. Denn als der Junge bei uns war, hat sie nicht gestritten.“Vor Gericht zeigt er Fotos vor, die seine Verletzung an jenem Abend zeigen sollen: Kratzspure­n im Gesicht, an Nacken und Armen.

Die Ehefrau schilderte das Geschehen so: Als sie im Laden ihres Mannes die vielen Kondome und besagtes potenzförd­erndes Mittel fand, habe sie ihn zur Rede gestellt – auf dem Heimweg und in der gemeinsame­n Wohnung. „Ich habe ihn gefragt, ob er fremdgegan­gen ist“, sagte sie und fügte hinzu: „Ich wurde natürlich auch lauter.“Daraufhin habe er sie sofort geschlagen. Laut Attest hatte sie Prellungen, Schürfwund­en, Schwellung­en und eine blutige Nase. „Mir hat anschließe­nd wirklich wochenlang alles weh getan.“

Das benachbart­e Ehepaar, das den Streit mitbekomme­n hatte, war ebenfalls zum Prozess geladen. Die Frau habe ihren Mann angeschrie­n, so die 22-jährige Zeugin. Ihr 35-jähriger Ehemann, der nach dem Rechten gesehen hatte, konnte sich nicht erinnern, dass einer von beiden Verletzung­en hatte. Mehr gesehen hatte dagegen eine Zeugin, die den Streit der beiden in der Stadt mitbekomme­n hatte. Sie bestätigte, dass der Angeklagte von seiner Frau geohrfeigt wurde. „Er war wie perplex und ich dachte, er haut zurück. Aber ist hat sich einfach umgedreht und ist weggelaufe­n.“

Die Polizistin, die die Anzeige der Ehefrau damals aufgenomme­n hatte, konnte wegen eines Einsatzes am Donnerstag nicht aussagen. Richter Stefan Nielson hat die Verhandlun­g deshalb unterbroch­en. Der Prozess wird voraussich­tlich am Dienstag, 19. September, fortgesetz­t.

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