„Eine Zeitreise wäre verlockend“
The Weight begeistern sich für Musik vergangener Tage
Seit fünf Jahren schon begeistert The Weight das Publikum mit klassischen Rockklängen der 1970er-Jahre. Nach dem Erfolg ihrer EP „Keep Turning“veröffentlicht die österreichische Band kommenden November ihr Debütalbum. Selina Rölle hat mit Sänger Tobias Jussel über Idole, das neue Musikvideo und die Zukunftspläne der Band gesprochen.
Ihr geltet als Verfechter des klassischen Rocks der 70er-Jahre und nehmt die Zuhörer mit auf eine musikalische Zeitreise. Von welchen Idolen ist eure Musik geprägt?
Es gibt ein paar Bands und Künstler, die für uns alle gleichermaßen prägend gewesen sind. Das ist die Musik, die wir als Kinder und Jugendliche gehört haben. Dazu zählen natürlich auch die ganz Großen der Zeit, Klassiker wie The Who, Led Zeppelin und die Beatles. Für mich sind auch Soulmusiker ganz interessant. Als Sänger finde ich es bewundernswert, was sich besonders in den 60er- und 70er-Jahren bei Motown und Stax Records getan hat. Es ist schon eine große Inspiration.
Würdet ihr gerne in die Zeit zurückreisen, um den Erfolg eurer Idole live erleben zu können?
Ja klar, es wäre sehr verlockend. So ist das immer mit der Geschichte: Wir würden viele Dinge gerne genauer wissen.
In eurem Musikvideo zu „Trouble“stellt ihr Albumcover vieler Bands der Musikgeschichte nach. Zu sehen sind mehrere Cover der Beatles-Alben, Cover von Pink Floyd und David Bowie. Welche Bedeutung hat der Song für euch?
Das ist natürlich keine einfache Frage, denn als Künstler ist es immer schwer seine eigenen Songs zu interpretieren. Mir ist es am liebsten, wenn jeder sich den Song anhört und seine eigene Interpretation dazu findet. Es ist wie bei einem Buch, bei dem einem viele Eindrücke geboten werden, aber das Bild im Kopf muss man sich selbst machen. Ich würde sagen, im Allgemeinen geht es darum, dass man vor einer schwierigen Situation steht, die aber auch verlockend ist und man nicht zu hundert Prozent weiß, ob man sich hinein trauen soll oder nicht. Mehr möchte ich dazu nicht verraten.
Wie aufwendig war die Produktion des Musikvideos?
Die Produktion war sehr aufwendig. Wir haben ein super Team gefunden, das sofort Gefallen an unserer Idee fand. Viele der Requisiten haben wir selbst hergestellt und hier war von allen Seiten einiges an Improvisation vonnöten. Während zwei von uns mit dem Filmteam am Set drehten, waren die anderen beiden in SecondHand-Läden unterwegs, um nach passenden Kleidungsstücken zu suchen. Insgesamt waren wir zwölf Tage mit dem Dreh beschäftigt, und das Team des Künstlerkollektivs „Atzgerei“war noch eineinhalb Monate mit der Nacharbeit beschäftigt. Wir sind mit dem Ergebnis aber sehr, sehr glücklich.
Wie oft musstet ihr Szenen wiederholen, bis alles „im Kasten“war?
Wir hatten zuvor zwar schon Videos gedreht, aber dieses Mal war es eine ganz andere Dimension. Die Atzgerei und wir hatten den Anspruch, möglichst auf jedes Detail des Originalcovers zu achten, also waren über zehn Takes für eine Szene ganz normal. Die Umbauarbeiten haben dabei viel Zeit in Anspruch genommen. Wenn man währenddessen noch in einer ungünstigen Körperposition verharren muss, führt das schon mal zu Verspannungen. Wir hatten aber so eine Gaudi dabei, dass auch die körperlichen Strapazen schnell vergessen waren.
Wer hat euch als Produzent unterstützt?
Nach „Keep Turning“wollten wir etwas anderes versuchen mit einem Produzenten, der ein neues Studio in Dornbirn eröffnet hatte. Nach den Aufnahmen der Basistracks haben wir aber gemerkt, dass es nicht in die Richtung führte, die wir verfolgen wollten. Somit haben wir beschlossen, alles selbst zu arrangieren. Die wirkliche Kreativarbeit haben wir dann in unserem kleinen Studio in Wien, mit eigenem Equipment, fertig gestellt. Es war ein monatelanger Prozess, in dem wir alles ausprobiert haben. Wir konnten so unseren ganz persönlichen Sound entwickeln. Für den anschließenden Mix wurden Produzent Oliver Zülch (Sportfreunde Stiller und Die Ärzte) und für das Mastering Martin Scheer (u.a. Bilderbuch) gewonnen. Dass sich renommierte Musikgrößen für unsere Produktion begeistern konnten, deuten wir als klare Bestätigung der Qualität unserer harten Arbeit. Für uns war es eine sehr zeitintensive, aber auch ergiebige Zeit, bei der wir unglaublich viel lernten. Ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Fällt es euch leicht zu texten?
Da wir die Musik gemeinsam schreiben, passiert vieles schon im Proberaum. Man hat zwar zu Hause eine musikalische Grundidee, aber später arbeiten wir gemeinsam daran. Dabei kommen immer mehr Ideen hinzu und ein Song entsteht. Oft sind es nur einzelne Wörter, die mich dann in eine Richtung führen. Dann gilt es herauszufinden, wovon der Song handeln könnte. Zu Hause bringe ich die Textideen dann in eine Form. Man achtet darauf, was gut klingt und mit der Melodie gut harmoniert – das kann schon einiges an Zeit in Anspruch nehmen.
Welche Themen beschäftigen euch hierbei am meisten?
Grundsätzlich sind wir keine politische Band, aber ich glaube, man muss trotzdem manchmal Stellung beziehen. Das Problem bei Musik ist, dass man nur wenig Platz hat, um eine Botschaft zu platzieren. Die meisten Probleme der Welt sind komplex und es ist eine Herausforderung, ein Thema richtig zu formulieren und diesem auch gerecht zu werden. So finden sich viele Themen in unseren Songs. Sie handeln etwa von Beziehungen, von Gefühlen, Bildern und Situationen, in denen wir uns immer wieder befinden.
Was sind eure Pläne für die Zukunft? Wollt ihr auch in den USA Fuß fassen?
Unser Plan ist eigentlich, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Wie unsere kommende Tour zeigt, liegt unser Fokus aktuell auf Mitteleuropa. Wir versuchen, das Gebiet auszuweiten und haben auch schon Resonanzen aus den USA und anderen nicht europäischen Ländern erhalten. Man weiß nie, welche Chancen sich noch ergeben.