Rottenacker Familie bedroht von Waldbränden
Vor mehr als 40 Jahren ist Friedrich Härter nach British Columbia in Kanada ausgewandert
● ROTTENACKER - Rund zehn Wochen haben Friedrich Härter und seine Frau Brunhilde in Angst gelebt. Der gebürtige Rottenacker und die Untermarchtalerin leben seit mehr als 40 Jahren im kanadischen British Columbia und wohnen in Lone Butte in direkter Nachbarschaft zu den seit Monaten wütenden Waldbränden.
„Manchmal sind wir morgens auf die Terrasse gegangen und konnten keine 100 Meter weit sehen“, berichtet Friedrich Härter, den es vor Jahrzehnten aus beruflichen Gründen nach Kanada verschlagen hat. Was den Härters die Sicht nahm, war aber kein Nebel, sondern Rauch von den brennenden Wäldern nur wenige Kilometer entfernt.
Das sich Kilometer weit anhören, aber doch kein Hindernis für die Flammen sind, hat das schwäbische Ehepaar oft hautnah erlebt. „Mitten im Sommer hat es plötzlich geschneit, aber das war kein Schnee, das war Asche und darunter waren auch glühende Nadeln, die alles jederzeit hätten entzünden können“, berichtet Härters Bruder Helmut Breitinger, der im rund 600 Kilometer entfernten Vancouver lebt, aber in den vergangenen Monaten regelmäßig mit seinem Bruder über die Situation gesprochen hat.
Anfang Juli war es, als das Feuer das erste Mal ganz nah kam. „Ich war beim Arbeiten im 20 Kilometer entfernten 100 Miles House, als plötzlich die Aufforderung zur Evakuierung kam“, sagt Friedrich Härter. Der Ort und die beiden Sägewerke, die für die Bewohner die Hauptarbeitgeber sind, wurden geräumt. Mit aller Kraft hätten Feuerwehr und Militär die Feuer bekämpft. „So etwas habe ich noch nie erlebt, es sind so viele Flugzeuge mit Löschwasser geflogen“, sagt der 68-Jährige. Und die Mühen waren erfolgreich, der Ort wurde gerettet.
Nur kurze Zeit, nachdem das Feuer aus dem Norden gestoppt war, näherten sich die Brände aus dem Süden. „Mit kilometerbreiten Schneisen wurde versucht, die Flammen zu stoppen, aber der Erfolg war gering“, so Härter. Mehrfach seien er und seine Frau aufgefordert worden, zu gehen. „Wir haben ein kleines Wohnmobil, das hatte meine Frau mit dem Notwendigsten gepackt – vor allem die Bilder der Enkel und Ur-Enkel waren ihr wichtig“, sagt der ehemalige Rottenacker. Jederzeit hätten sie einfach losfahren können.
Aber Brunhilde Härter wollte das Haus und vor allem ihre Katzen, Hunde und Hühner nicht einfach zurücklassen. „Sie hat gesagt, wir bleiben so lange, bis es nicht mehr geht“, sagt Friedrich Härter. Und die Eheleute hatten Glück. Vor wenigen Tagen gab es den ersten Regen seit Wochen. Dieser hat die Feuer eingedämmt. „Aber die Feuer brennen immer noch, wir hoffen, dass der erste Schnee sie endgültig löschen wird“, sagt Härter.
Die Feuer seien sehr heiß gewesen und schnell durch die Wälder gezogen, das sei Glück im Unglück für die Menschen in der Region gewesen, die von der Holzverarbeitung leben. „Die Bäume sind zwar außen schwarz, aber innen ist das Holz gut. 90 bis 95 Prozent der toten Bäume können wenigstens weiter verarbeitet werden“, erklärt Friedrich Härter, der derartige Waldbrände noch nie erlebt hat und hofft, auch nie wieder erleben zu müssen.
Als Angestellter der Firma Liebherr war er vor mehr als 40 Jahren nach Kanada gekommen. Hat einen Schiffskran des Ehinger Unternehmens repariert und in dem Land seine neue Heimat gefunden. Drei seiner vier Kinder sind in Kanada geboren. Inzwischen haben er und seine Frau sechs Enkel und zwei Urenkel.
Nach Deutschland kommen die Eheleute nur noch selten. Aber sie lieben die heimischen Küche. „Meine Frau kocht nur schwäbisch, ich liebe Spätzle“, verrät Friedrich Härter. Zwei seiner Brüder leben immer noch in Rottenacker und Schelklingen. „Wenn wir Besuch aus der Heimat bekommen, bringen die Gäste immer Lauteracher Albleisa mit, es gibt keine besseren“, schwärmt Härter.