Die Tage der Ding-Card sind gezählt
Trotz der Proteste wird die Karte abgeschafft, doch für Stammkunden ist Ersatz geplant
● ULM/NEU-ULM Die geplante Abschaffung der Ding-Card im Nahverkehr stößt bei Fahrgästen und Kommunalpolitikern auf heftigen Widerstand. Doch es gibt offenbar kein Zurück mehr. Das geht aus einer Antwort von Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) an die Fraktionen von FWG, SPD und Grünen hervor. Für Stammkunden soll es aber bald eine Ersatzlösung geben. Wer hingegen nur ab und zu Bus oder Tram fährt, soll aufs Handyticket umsteigen.
Vor der Entscheidung wurde lange diskutiert
„Der Ding-Verbund hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht“, schreibt Gunter Czisch in seinem Brief an die Fraktionen. Die Abschaffung der Ding-Card sei in der Sitzung des Aufsichtsrats – die Stadt Ulm und die SWU sind mit jeweils 12,5 Prozent am Ding beteiligt – am 28. März dennoch einstimmig beschlossen worden. Ab 1. Januar 2018 werde es keinen Rabatt mehr auf Einzelfahrscheine mit der Ding-Card geben. Der Nachlass werde nur noch auf das Handy-Ticket gewährt. Ab 1. Januar 2019 könne die Ding-Card dann nicht mehr genutzt werden.
Die bei der vor fast 20 Jahren eingeführten Karte eingesetzte Technologie sei inzwischen veraltet und entspreche nicht mehr den notwendigen Sicherheitsanforderungen, begründet Czisch die Abschaffung. Auch werde die kontaktbehaftete Chipkarten-Technologie von den Herstellern nicht mehr unterstützt, sodass keine Ersatzbeschaffungen mehr möglich seien.
Eine chipkartenbasierte Nachfolgelösung für die Ding-Card sei im Verbund intensiv diskutiert worden. Ein System, das sowohl den Gelegenheitsverkehr (Einzeltickets und Tageskarten) als auch die Zeitkarten umfasst, hätte Investitionskosten von fünf Millionen Euro zur Folge.
„Damit wäre diese Lösung mehr als doppelt so teuer wie ein System, das sich auf zentral ausgegebene Zeitkarten beschränkt“, erläutert der Oberbürgermeister. Die Mehrkosten, um die die heutigen Ding-CardFunktionen auf einer neuen Chipkarte abzubilden, beliefen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro, weil dafür stark in die Hardware investiert werden müsste. Eine moderne Nachfolgelösung für die bestehende Ding-Card wäre der mit Abstand teuerste Vertriebskanal. „Diese zusätzlichen Kosten müssten von den Verkehrsunternehmen refinanziert werden und würden in einer Anhebung der Fahrpreise ihren Niederschlag finden“, gibt Czisch zu bedenken. Stattdessen soll es nun zwei Vertriebswege geben – einen für Stammkunden und einen für Gelegenheitskunden.
Arbeit an einer Chipkartenlösung
Der überwiegende Anteil der Fahrgäste im Ding-Verbund nutze Busse und Bahnen täglich: 50 000 Schüler, 12 000 Studenten und etwa 15 000 Jahreskartenkunden im Berufsverkehr. „Für diese große Kundengruppe wird derzeit intensiv im Ding an einer Chipkartenlösung gearbeitet“, kündigt Czisch an. „Nach einer ersten Berechnung liegen die Kosten für dieses System bei rund zwei bis zweieinhalb Millionen Euro.“Es biete eine höhere Fälschungssicherheit als die heutigen Papierfahrscheine und erleichtere die Prozesse für die Verkehrsunternehmen.
Bei den Gelegenheitskunden werde künftig verstärkt auf das HandyTicket gesetzt. Dem Verbund sei jedoch bewusst, dass nicht jeder über ein Smartphone verfüge. Um die Ding-Card-Nutzer, die nicht auf das Handy-Ticket umsteigen können, nicht zu sehr belasten, sei im Aufsichtsrat beschlossen worden: Die Preise für Einzelfahrscheine im Stadtgebiet werden nicht erhöht. Sie bleiben bei 2,20 Euro. Die Tageskarte Single wird dagegen um 60 Cent reduziert. Die „klassischen“Verkaufskanäle wie stationäre und mobile Automaten oder der Verkauf beim Fahrer stünden auch weiterhin zur Verfügung.
Zum Umstieg aufs Handy-Ticket ist laut Czisch außerdem geplant: Ab 1. Januar 2018 ist die gebührenfreie Rücknahme der Ding-Card mit Erstattung des Restguthabens möglich. Beim Umbuchen des Ding-CardGuthabens auf das Handy-Ticket wird ein Bonus von fünf Euro gewährt. Die SWU Verkehr plane außerdem, alle Fahrzeug mit W-Lan auszustatten.