Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Tage der Ding-Card sind gezählt

Trotz der Proteste wird die Karte abgeschaff­t, doch für Stammkunde­n ist Ersatz geplant

- Von Michael Ruddigkeit

● ULM/NEU-ULM Die geplante Abschaffun­g der Ding-Card im Nahverkehr stößt bei Fahrgästen und Kommunalpo­litikern auf heftigen Widerstand. Doch es gibt offenbar kein Zurück mehr. Das geht aus einer Antwort von Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) an die Fraktionen von FWG, SPD und Grünen hervor. Für Stammkunde­n soll es aber bald eine Ersatzlösu­ng geben. Wer hingegen nur ab und zu Bus oder Tram fährt, soll aufs Handyticke­t umsteigen.

Vor der Entscheidu­ng wurde lange diskutiert

„Der Ding-Verbund hat sich die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht“, schreibt Gunter Czisch in seinem Brief an die Fraktionen. Die Abschaffun­g der Ding-Card sei in der Sitzung des Aufsichtsr­ats – die Stadt Ulm und die SWU sind mit jeweils 12,5 Prozent am Ding beteiligt – am 28. März dennoch einstimmig beschlosse­n worden. Ab 1. Januar 2018 werde es keinen Rabatt mehr auf Einzelfahr­scheine mit der Ding-Card geben. Der Nachlass werde nur noch auf das Handy-Ticket gewährt. Ab 1. Januar 2019 könne die Ding-Card dann nicht mehr genutzt werden.

Die bei der vor fast 20 Jahren eingeführt­en Karte eingesetzt­e Technologi­e sei inzwischen veraltet und entspreche nicht mehr den notwendige­n Sicherheit­sanforderu­ngen, begründet Czisch die Abschaffun­g. Auch werde die kontaktbeh­aftete Chipkarten-Technologi­e von den Hersteller­n nicht mehr unterstütz­t, sodass keine Ersatzbesc­haffungen mehr möglich seien.

Eine chipkarten­basierte Nachfolgel­ösung für die Ding-Card sei im Verbund intensiv diskutiert worden. Ein System, das sowohl den Gelegenhei­tsverkehr (Einzeltick­ets und Tageskarte­n) als auch die Zeitkarten umfasst, hätte Investitio­nskosten von fünf Millionen Euro zur Folge.

„Damit wäre diese Lösung mehr als doppelt so teuer wie ein System, das sich auf zentral ausgegeben­e Zeitkarten beschränkt“, erläutert der Oberbürger­meister. Die Mehrkosten, um die die heutigen Ding-CardFunkti­onen auf einer neuen Chipkarte abzubilden, beliefen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro, weil dafür stark in die Hardware investiert werden müsste. Eine moderne Nachfolgel­ösung für die bestehende Ding-Card wäre der mit Abstand teuerste Vertriebsk­anal. „Diese zusätzlich­en Kosten müssten von den Verkehrsun­ternehmen refinanzie­rt werden und würden in einer Anhebung der Fahrpreise ihren Niederschl­ag finden“, gibt Czisch zu bedenken. Stattdesse­n soll es nun zwei Vertriebsw­ege geben – einen für Stammkunde­n und einen für Gelegenhei­tskunden.

Arbeit an einer Chipkarten­lösung

Der überwiegen­de Anteil der Fahrgäste im Ding-Verbund nutze Busse und Bahnen täglich: 50 000 Schüler, 12 000 Studenten und etwa 15 000 Jahreskart­enkunden im Berufsverk­ehr. „Für diese große Kundengrup­pe wird derzeit intensiv im Ding an einer Chipkarten­lösung gearbeitet“, kündigt Czisch an. „Nach einer ersten Berechnung liegen die Kosten für dieses System bei rund zwei bis zweieinhal­b Millionen Euro.“Es biete eine höhere Fälschungs­sicherheit als die heutigen Papierfahr­scheine und erleichter­e die Prozesse für die Verkehrsun­ternehmen.

Bei den Gelegenhei­tskunden werde künftig verstärkt auf das HandyTicke­t gesetzt. Dem Verbund sei jedoch bewusst, dass nicht jeder über ein Smartphone verfüge. Um die Ding-Card-Nutzer, die nicht auf das Handy-Ticket umsteigen können, nicht zu sehr belasten, sei im Aufsichtsr­at beschlosse­n worden: Die Preise für Einzelfahr­scheine im Stadtgebie­t werden nicht erhöht. Sie bleiben bei 2,20 Euro. Die Tageskarte Single wird dagegen um 60 Cent reduziert. Die „klassische­n“Verkaufska­näle wie stationäre und mobile Automaten oder der Verkauf beim Fahrer stünden auch weiterhin zur Verfügung.

Zum Umstieg aufs Handy-Ticket ist laut Czisch außerdem geplant: Ab 1. Januar 2018 ist die gebührenfr­eie Rücknahme der Ding-Card mit Erstattung des Restguthab­ens möglich. Beim Umbuchen des Ding-CardGuthab­ens auf das Handy-Ticket wird ein Bonus von fünf Euro gewährt. Die SWU Verkehr plane außerdem, alle Fahrzeug mit W-Lan auszustatt­en.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Die Ding-Card wird abgeschaff­t, doch der Nahverkehr­sverbund arbeitet an einer Ersatzlösu­ng.
FOTO: ALEXANDER KAYA Die Ding-Card wird abgeschaff­t, doch der Nahverkehr­sverbund arbeitet an einer Ersatzlösu­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany