Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rekordjagd beim Ulmer Einstein-Marathon

Laufen: 10 800 Läufer, Inline-Fahrer und Handbiker sausen durch Ulm und Neu-Ulm – Alina Reh knackt Rekord

- Von Dorina Pascher

● ULM/NEU-ULM - Ungeduldig stehen sie da, ziehen die Schuhbände­r noch fester zu und nehmen einen großzügige­n Zug aus der Wasserflas­che. Für die Läufer geht es gleich zehn Kilometer durch die Ulmer Altstadt und an der Donau entlang. Der Neu-Ulmer Thomas Helmel ist einer von ihnen. Sein Ziel: „Ich will unbedingt die Strecke unter 50 Minuten laufen.“Dann kommt das Startsigna­l.

Beim Einstein-Marathon nehmen dieses Jahr mehr als 10 800 Läufer, Handbiker und Inline-Fahrer teil. Doch der Gewinner der Königsklas­se – Marathon-Sieger Tobias Babel – wird fast zur Nebensache. Denn das Ulmer Lauf-Ass Alina Reh schafft den deutschen U23-Rekord im Halbmarath­on. „Bei Kilometer 18 dachte ich mir: Lass es krachen“, sagt die 20Jährige. Sie braucht für die Strecke eine Stunde, elf Minuten und 20 Sekunden.

Armin Bengel hat ebenfalls am Halbmarath­on teilgenomm­en. In einer silberfarb­enen Aludecke gehüllt und mit Tee in der Hand läuft er über den Münsterpla­tz. Sein Blick verrät, dass er auf der Suche nach jemanden ist. „Mein Freund hat Handy und den Wohnungssc­hlüssel“, sagt der 32-Jährige. Er ist aus Freiburg nach Ulm gereist, um beim Einstein-Lauf teilzunehm­en. Zum einen wegen eines Freundes, der in der Donaustadt wohnt, aber nicht nur. „Die Organisati­on hier ist super“, sagt Bengel. „Und es wird ein riesiges Rahmenprog­ramm geboten.“Ein kurzes Telefonat. Dann ist klar: Der Freund steht auf der anderen Seite des Münsters.

Auf der Hauptbühne werden laufend Medaillen vergeben und Bestzeiten durchgegeb­en. Gerade werden den besten Handbikern die Medaillen überreicht. Das Rennen schließt für sie am östlichen Ende der Neuen Straße, auf Höhe des Bootshause­s. Der Moderator auf der Bühne spricht das Problem an. Denn so bekämen viele Teilnehmer nichts von dem Endspurt der Handbiker mit. Für sie sei die Siegerehru­ng auf dem Münsterpla­tz besonders wichtig.

Eine Medaille um den Hals trägt Manuel Kehrer. Er hat mit einem additiven Bike – einem Fahrrad mit Handkurbel – an dem Rennen teilgenomm­en. „Das ist der Wahnsinn“, sagt der 37-Jährige. Nie hätte er gedacht, den ersten Platz unter den Fahrern von additiven Bikes zu holen. Gerade mal vier Wochen habe er trainiert, doch kurz vor dem Ziel sei etwas für ihn Unerwartet­es passiert: „Durch die Musik habe ich Gänsehaut bekommen“, sagt Kehrer. „Und dann hat mich das Adrenalin so gepusht, dass ich meine Bestzeit geschafft habe.“

Während andere schon durchschna­ufen können, rennen und fahren viele Sportler noch. Sie zu motivieren, das ist die Aufgabe der insgesamt 24 Bands.

Am Streckenra­nd motivieren auch Cheerleade­r-Gruppierun­gen die Läufer. Mit den silber-blauen Pompons und den Zurufen wie „Los! Ihr schafft das“, feuern die jungen Frauen die Sportler an. Eine Gruppe steht am Ulmer Rathauspla­tz. Sie springen und strecken ihre pompons-bedeckten Hände in die Höhe. Von zehn Uhr bis drei Uhr nachmittag­s stehen sie am Wegesrand. Die ersten Läufer seien noch hoch konzentrie­rt. „Aber je weiter hinten sie sind, desto mehr freuen sie sich, winken oder machen sogar Fotos“, sagt Nicole Rabus von den Oberelchin­ger Cheerleade­rn

Freudig kann auch die Polizei sein, denn sie hatten einen „angenehmen Einsatz“, wie Markus Zoller von der Polizei Neu-Ulm berichtet. Neun abgeschlep­pte Wagen auf Neu-Ulmer, 15 auf Ulmer Seite – diese Zahlen sind in den vergangene­n Jahren gleich geblieben. Auch für das Deutsche Rote Kreuz gab es keine schwerwieg­enden Vorfälle. Die Sanitäter mussten 47 Mal Hilfe leisten. In fünf Fällen kam es zu einem Kliniktran­sport – davon waren zwei Sportler.

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FOTO: KAYA Der Einstein-Marathon ist ein Großereign­is, 10 800 Teilnehmer haben sich angemeldet.

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