Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kulturnach­t lässt sich vom Regen nicht bremsen

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Den Preis für die schönste Kulturnach­t wird die 17. Ausgabe sicher nicht abräumen – aber das liegt nicht unbedingt an den Künstlern. Schon früh am Abend, als es gerade erst dunkel wurde in der Doppelstad­t, kam der Regen, wirbelte das Programm durcheinan­der und verdarb manchen die Stimmung. Auf dem „Canapé Rouge“am Stadthaus wurde unter dem Regenschir­m weitergeta­lkt, die OpenAir-Farbschütt­ung des Künstlereh­epaars Alfred und Eka Bradler war wegen der dunklen Wolken schon vorher in den Schuhhauss­aal verlegt worden.

Und doch war die Kulturnach­t 2017 eine erfolgreic­he Veranstalt­ung, wie Carmen Mark aus dem Organisati­onsteam berichtet: Anhand der Zahlen des zentralen Verkaufs am Münsterpla­tz gehe man davon aus, dass sogar noch mehr Besucher kamen als im Vorjahr, also zwischen 11 000 und 12 000 Menschen.

Für einige geladenen Gäste hatte die Nacht bei der Eröffnungs­feier, die dieses Jahr in den Räumen der Museumsges­ellschaft stattfand, begonnen. Deren Vorsitzend­er Klaus Rinkel hatte die enge Verbindung von Kultur und Freiheit betont, für die sein Verein seit jeher gestanden hätte – genauso, wie es die Kulturnach­t heute tue. Eine wichtige Botschaft in Zeiten, in denen in anderen Ländern Europas wieder staatliche Zensur auf dem Vormarsch ist – und auch in Deutschlan­d Politiker fordern, dass Kultur ein positives Nationalge­fühl vermitteln müsse.

Ulms Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann hatte zuvor darin erinnert, dass Menschen wie die Vh-und HfG-Gründerin Inge Aicher-Scholl nach dem Krieg gekämpft hätten, „damit wir in einer anderen Gesellscha­ft leben können“. Es brauche Menschen, die sich einsetzen. Leute wie Aydin Engin, Journalist für die Zeitung Cumhüriyet und Stammautor des Theater Ulüm in der Oberen Donaubasti­on, der derzeit in der Türkei im Gefängnis sitzt.

Mit so ernsten Themen mussten sich die meisten Kulturnach­tschwärmer freilich nicht auseinande­rsetzen: Sie strömten zu den 102 Orten im Programm. Bei manchen, wie dem Theater Ulm, gab es sogar Schlangen am Eingang, bei anderen war hingegen weniger.

Eine Erkenntnis des Abends formuliert Co-Organisato­rin Mark: „Die Leuten bleiben eher an einem Ort und ziehen weniger herum.“

Gut für die einen, schlecht für andere: Auch dieses Jahr wieder war der Besucheran­drang abseits der Ulmer Innenstadt, etwa in Neu-Ulm, wieder eher übersichtl­ich. Insgesamt, so Mark, seien die Rückmeldun­gen von den Veranstalt­ungsorten aber durchweg positiv gewesen. Zum Beispiel aus der Donaubasti­on, wo mindestens so viel los gewesen sei wie bei der vorigen Ausgabe. (mgo)

 ??  ?? Kunst mit der Gießkanne: Alfred Bradler zog mit seiner Farbschütt­ung „Feuer“vom Münsterpla­tz in den Schuhhauss­aal um.
Kunst mit der Gießkanne: Alfred Bradler zog mit seiner Farbschütt­ung „Feuer“vom Münsterpla­tz in den Schuhhauss­aal um.

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