„Der Ulmer Basketball braucht eine Heimat!“
BBU’01 sieht solides Finanzierungskonzept - Ulmer Verwaltung skeptisch
ULM/NEU-ULM - Ob der Ulmer Gemeinderat den Drei-Millionen-Zuschuss für das Großbausportprojekt „Orange Campus“in der kommenden Woche bewilligt, ist völlig offen. Das Vorhaben steht zwar auf der Tagesordnung des Gremiums, das das geplante Leistungszentrum der Ulmer Basketballer in der Sitzung am Dienstag, 26. September, auf den Weg bringen wollte. Doch es könnte auch ganz anders kommen. Denn wie unsere Zeitung aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, wird die Verwaltung dem Gemeinderat empfehlen, das 23Millionen-Euro-Projekt abzulehnen, weil zentrale Elemente der Finanzierung den Wirtschaftsprüfern der Stadt nicht standgehalten hätten. Es geht angeblich unter anderem um verschiedene Auffassungen, wie das Eigenkapital berechnet wird, nicht verfolgte Bankenzusagen und Fragen hinsichtlich der geplanten Mieter.
Vereinfacht gesagt: Die Finanzfachleute der Stadt halten das Risiko des Vorhabens für zu groß. Und es kommt selten vor, dass sich die Mehrheit im Ulmer Gemeinderat gegen eine Verwaltungsvorlage wendet. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch wollte dazu am Dienstag keine Stellungnahme abgeben: „Die Aufregung ist groß genug.“Erst wenn die Vorlage der Verwaltung versendet wird, werde er sich äußern.
Zuschuss und Förderdarlehen der Stadt
Konkret geht es für die Stadtkasse um einen Zuschuss über 3 Millionen Euro nach den städtischen Förderrichtlinien und ein städtisches Förderdarlehen (3,2 Millionen Euro): Insgesamt 6,2 Millionen Euro, für die der Steuerzahler haftet. Auch im Gemeinderat, der im Juli Bedingungen für die Zusagen aufgestellt hatte, ist die Stimmung geteilt (siehe Kasten). Zwar befürworten die Fraktionen durchweg das Vorhaben, wollen aber vor dem „Ja“von den Verantwortlichen des BBU’01, dem Verein hinter dem Projekt, von der Solidität der Finanzierung überzeugt werden.
Ein Besuch in der Geschäftsstelle des BBU’01 im Neu-Ulmer Industriegebiet beweist: Trotz aller Schwierigkeiten sind die Verantwortlichen des Vereins optimistisch. Ihre Vision: „Der Basketball in Ulm braucht eine Heimat!“Mit einem einzigen Satz fasst BBU’01-Projektleiter Nikolas Rupp zusammen, warum das Projekt „Orange Campus“für die Zukunft des Basketballs in der Donaustadt aus Sicht des Vereins entscheidend ist. Rupp nennt ein Beispiel: „Bisher spielen unsere 34 Jugendmannschaften mit 500 Aktiven über die Stadt verteilt, im „Orange Campus“hätten die Jugendlichen ein Zuhause.“
Der Bau des Trainingszentrums am Donauufer soll, so sagt es Geschäftsführer Andreas Oettel, die einzige Chance dafür bieten, dass der Ulmer Basketball langfristig konkurrenzfähig bleibt: „Ohne hochwertige Jugendarbeit fehlt den Profis der Nachwuchs, der auf einem überhitzten Spielermarkt längst nicht mehr zu bezahlen ist.“
Weiter weisen die BBU’01-Macher auf die Vorteile hin, die die Region aus der Popularität der Ulmer Basketballer, die mit ihrem Team „ratiopharm Ulm“in der Bundesliga spielen, zieht: „Uns liegen Studien vor, nach denen jährlich 7,7 Millionen Euro allein an Steuergeldern durch Steuern, beispielsweise auf Gehälter, generiert werden“, weiß Rupp. Der Basketball sei ein erheblicher Wirtschaftsfaktor im Raum Ulm/Neu-Ulm.
Das 23-Millionen-Projekt ist in einen sportlichen und einen gewerblichen Teil gegliedert. In den drei Sporthallen, die auf dem Grundstück an der Donau entstehen sollen, würden die Sportler trainieren und spielen. Die größte Halle soll Platz für 500 Zuschauer bieten. 95 Prozent der Hallenzeiten sollen für Nachwuchs- und Breitensportler reserviert werden. Lediglich dieser Bereich des „Orange Campus“– auch als „ideeller Teil“bezeichnet – ist bezuschussungsfähig.
Dazu gäbe es ein Fitnessstudio mit Blick auf die Donau, ein Parkgelände mit Volleyball- und BasketballFreiplätzen sowie einen Biergarten mit einem Stellplatz für 160 Fahrräder. Dieser Teil ist dafür da, Einnahmen zu generieren, um den laufenden Betrieb zu gewährleisten und dafür keine weiteren Steuergelder beanspruchen zu müssen.
Der BBU’01 hat nach Auskunft von Oettel derzeit mehr als 3000 Mitglieder, von denen 500 aktive Jugendliche sind. „Mit dem Spatenstich wird es sicher einen Schub geben und statt der bisher 1300 rechne ich dann mit 5000 bis 6000 Fördermitgliedern. Wir wollen langfristig im Jugend- und im Aktivenbereich in der deutschen Spitze sein.“
Fast eine halbe Million Euro Spenden
Andreas Oettel betont: „Der ,Orange Campus’ bietet so viele unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten für ganz viele Menschen. Jetzt hoffen wir, dass die Bürger der Region diese Möglichkeiten auch wollen und ,Butter bei die Fische’ geben.“Damit greift er ein Zitat von Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch auf und wirbt für Spenden. Das „Barometer“stand am Dienstag stand bei 494 000 Euro, die Einzelpersonen und Firmen spendeten. Das erklärte Spendenziel liegt bei 1,1 Millionen Euro.
Doch einige Ulmer Gemeinderäte bezeichnen dieses Spendenbarometer als „Marketinggag“. Auch die unterschiedlichen Auffassungen der BBU’01, den erwähnten Gemeinderäten und der Ulmer Stadtverwaltung beruhen auf verschiedenen Lesarten des Finanzierungskonzepts. Sowohl die BBU’01 als auch die Stadt Ulm beauftragten Wirtschaftsprüfer – die jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Strittig sind die Bankkredite über neun Millionen Euro, die Bewertung des Eigenkapitals und die bisherigen Vermietungszusagen.
Wie Projektmanager Nikolas Rupp sagt, habe die erste Variante des städtischen Prüfberichts zudem einen Fehler enthalten, dessen Korrektur sich nicht ebenso rasch verbreitet habe wie die fehlerhafte Variante. Dies sei zum Nachteil des „Orange Campus“geschehen.
Dennoch gibt Rupp sich zuversichtlich: „Wir hoffen, dass der Ulmer Gemeinderat sich der Einschätzung der SPD anschließt“, sagt der Projektmanager. SPD-Fraktionsvorsitzende Dorothee Kühne hatte am Dienstag das uneingeschränkte „Ja“der Sozialdemokraten signalisiert. Rupp weiter: „Für neue und innovative Ideen braucht es Mut und Pioniergeist.“
Gedanken, denen die gewählten Vertreter der Stadt Neu-Ulm im Frühsommer folgen konnten: Einstimmig gewährten die Räte eine Finanzspritze von 1,5 Millionen Euro für das neue Trainingszentrum.
Sollte der Ulmer Gemeinderat am Dienstag dem Projekt nicht zustimmen, bedeutet dies nicht das „Aus“: „Dann kommt der Verein eben in ein paar Wochen wieder, dann mit belastbaren Zahlen und genug Eigenkapital“, heißt es aus dem Gremium.