Von wegen Flasche leer
Zehnkampf: Zwei Ulmer beenden die Saison mit Bestleistungen und guten Platzierungen inmitten der Weltspitze
TALENCE/ULM (sibe) - Alles kann, nichts muss – mit dieser Ansage hatte Trainer Christopher Hallmann die Zehnkämpfer Tim Nowak und Manuel Eitel vom SSV Ulm 1846 zum Saisonende in das hochklassig besetzte Meeting im französischen Talence bei Bordeaux geschickt. Die beiden jüngsten Teilnehmer im Feld nutzten ihre Chance und begeisterten mit neuen Bestleistungen sowie den Plätzen fünf und sieben inmitten der Weltklasse.
Nowak kratzte erstmals an 8000 Punkten. 7942 Zähler und damit 104 mehr als je zuvor in einem MännerZehnkampf hatte der 22-Jährige am Ende. Und das in einem Wettbewerb, in dem lange nicht alles nach Wunsch lief. Am ersten Tag ließ Nowak im Hochsprung (1,96 Meter) und über 400 Meter (49,95 Sekunden) Punkte liegen. Am zweiten Tag fehlte der eine oder andere Ausrutscher nach oben, sonst wäre wohl schon diesmal die magische Marke fällig gewesen.
Dafür steigerte der Ulmer im Weitsprung mit 7,25 Metern seine drei Jahre alte Bestmarke. Über 1500 Meter überzeugte er in 4:30,50 Minuten als drittschnellster Läufer. Auch der Start in den zweiten Tag war mit 14,69 Sekunden über die Hürden vielversprechend. Insgesamt lieferte Nowak zum Saisonende nach dem VerletzungsAus bei der U23-EM eine Leistung ab, die Motivation geben dürfte für 2018.
Es war ein Kraftakt, der in Talence längst nicht allen Startern gelang: Die Weltklasseathleten blieben durchweg unter ihren Saisonleistungen, die Müdigkeit war den meisten Zehnkämpfern bei nasskaltem Wetter anzumerken. Mit 8252 Punkten der Beste im Feld war der Olympia-Dritte Damian Warner aus Kanada. Nicht einmal 100 Zähler mehr als Nowak hatte am Ende der WM-Dritte Kai Kazmirek (8020) aus Koblenz, der Zweiter wurde.
Ebenso wie Nowak mischte auch dessen Ulmer Vereinskollege Manuel Eitel in der Weltspitze mit. Er zeigte erneut einen hervorragenden ersten Tag und gewann in 10,51 Sekunden sogar über 100 Meter. Trotz magerer 7,14 Meter im Weitsprung und 13,18 Meter mit der Kugel schloss er dank Hochsprung-Bestleistung (1,99 Meter) und für ihn sehr guten 400 Metern (49,62 Sekunden) den ersten Tag als Vierter ab. Drei weitere Einzel-Bestleistungen gab es für den 20-Jährigen am zweiten Tag: Nach 4,65 Metern im Stabhochsprung bedankte sich Eitel mit einem Salto rückwärts beim Publikum. Die Zuschauer hatten den jüngsten Zehnkämpfer im Feld schnell ins Herz geschlossen. Eitels Speer flog bis auf 57,25 Meter. Auf den ungeliebten 1500 Metern war er in 4:42,13 Minuten so schnell wie nie zuvor. Der Ulmer hielt zwar noch nicht in allen Disziplinen mit der Weltspitze mit, mit einer neuen Bestmarke von 7825 Punkten und Platz sieben hinterließ er aber bleibenden Eindruck.
Christopher Hallmann sagte hernach: „Bei Nowak ist es nur eine Frage der Zeit bis zum ersten 8000er.“Beeindruckt war er zudem von Eitels Sprintqualitäten: „Dass er über 100 Meter Damian Warner schlägt, damit hätte keiner gerechnet.“