Die Chancen der Bundestagskandidaten
Kemmer (CDU) und Mattheis (SPD) können erfahrungsgemäß mit dem Bundestag planen
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EHINGEN - Der Bundestagswahlkreis Ulm/Alb-Donau dürfte in der kommenden Legislaturperiode mit Ronja Kemmer (28, CDU) und Hilde Mattheis (62, SPD) im Deutschen Bundestag vertreten sein. Kemmer wird aller Voraussicht nach bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag das Ulmer Direktmandat für die Christdemokraten verteidigen, das die CDU im Wahlkreis bisher ununterbrochen seit 1949 geholt hat. Mattheis wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nach über die Landesliste ihrer Partei ins Berliner Parlament einziehen: Sie ist auf Platz fünf gesetzt. Dies ergibt sich aus den jüngsten Umfragen.
Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die damalige Direktkandidatin der CDU, Annette Schavan, 52,1 Prozent der Erststimmen erzielt, die CDU gewann damals 48,6 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis. Schavan gab nach einem Skandal um ihre Doktorarbeit das Bundestagsmandat im Jahr 2014 auf, heute vertritt sie die Bundesrepublik als Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Hilde Mattheis, die dem Bundestag ununterbrochen seit 2002 angehört, schnitt am 22. September 2013 mit 23,8 Prozent der Erststimmen ab, 20,2 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis entfielen auf die SPD.
Für die Kandidaten der FDP und der Grünen, Alexander Kulitz (36) und Marcel Emmerich (26), sind die Aussichten auf eine Fahrkarte nach Berlin überschaubar. Dass sie das Direktmandat holen, gilt als ausgeschlossen. Die Kandidaten im Jahr 2013, Frank Berger (FDP) und Annette Weinreich (Grüne), hatten 2,6 und 9,7 Prozent geholt. Bleibt die Landesliste: Erst bei zehn oder elf Prozent wird es ernst für Kulitz, der auf Platz elf der Landesliste der FDP gesetzt ist. Derzeit rechnen die Liberalen aus dem Ländle mit acht Mandaten.
Nur über die grüne Landesliste in Baden-Württemberg könnte auch Marcel Emmerich das Ticket nach Berlin lösen. Doch er belegt Platz 16, Platz acht gilt als sicher für die Grünen. 2013 hatte die FDP 5,2 Prozent der Erststimmen geholt, die Grünen erzielten 10,3 Prozent im Wahlkreis. Ohne Chance auf ein Mandat gelten die Linken-Frau Eva-Maria GlatheBraun (58) und AfD-Kandidat Eugen Ciresa (59). Sie stehen nicht auf den Landeslisten ihrer Parteien. Die Ergebnisse 2013: 3,6 Prozent der Erststimmen entfielen auf Glathe-Braun, die auch damals schon antrat, ebenfalls 3,6 Prozent auf den AfD-Kandidaten Werner-Otto Greipel. Die Linken verzeichneten 4,3 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis, die AfD 4,7 Prozent.
Alle Parteien blicken auf einen Wahlkampf zurück, der in Ulm und im Alb-Donau-Kreis zu weiten Teilen durch sachliche Diskussionen geprägt war. Provokationen gab es allein durch die Ulmer AfD, die sich der Forderung ihres Spitzenkandidaten Alexander Gauland anschloss, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, „in Anatolien zu entsorgen“: Dafür handelte sich die AfD eine Strafanzeige ein, die nach Angaben der Ulmer Polizei Sache der Ermittler ist. Unklar ist, wer für eine Rangelei mit anschließendem Polizeieinsatz an einem AfD-Stand am vergangenen Samstag in der Ulmer Innenstadt verantwortlich zeichnet.
Auftritte ihrer Parteiprominenz verzeichnen die Christdemokraten mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Kanzlerin Angela Merkel, die am Freitag nach Ulm kommt. Hilde Mattheis konnte Ralf Stegner aus Schleswig-Holstein begrüßen, die FDP ihren Parteichef Christian Lindner und Stellvertreterin Katja Suding. Cem Özdemir von den Grünen war im Vor-Wahlkampf in Ulm, am Mittwoch sprach LinkenParteichef Bernd Riexinger.