Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Länder streiten über Bundesgeld für Schulen

Grün-Schwarz im Südwesten wehrt sich gegen Einflussna­hme aus Berlin

- Von Kara Ballarin

- Die einen wollen mehr Geld vom Bund für Bildung. Die anderen befürchten dadurch eine Einflussna­hme in eines der wenigen Politikfel­der, die ausschließ­lich in Länderhand sind. In seiner letzten Sitzung hat sich der Bundesrat am Freitag in Berlin mit dem Kooperatio­nsverbot von Bund und Ländern in der Schulpolit­ik befasst. Für GrünSchwar­z im Südwesten steht fest: Der Bund darf nicht mitmischen.

Der Bundesrat sei ja „gewisserma­ßen die Fankurve des deutschen Föderalism­us“, bekannte Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) bei seiner Rede in der Länderkamm­er. Der hessische Kultusmini­ster Ralph Alexander Lorz (CDU) warf ihm indes vor, eine „Selbstentm­achtung der Länder“zu befeuern und sagte: „Daran wollen wir uns nicht beteiligen.“

CDU strikt gegen Aufweichun­g

Die Fronten zur Frage einer Lockerung des Kooperatio­nsverbots in der Schulpolit­ik, wie dies im Grundgeset­z seit 2006 klar geregelt ist, sind verhärtet. Weil steht mit den anderen von SPD, Grünen und Linken regierten Ländern Berlin, Brandenbur­g, Bremen, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen auf der einen Seite. Sie wollen mehr Geld vom Bund für die großen Herausford­erungen wie Inklusion, Ganztagssc­hule und Digitalisi­erung der Klassenzim­mer. Einen entspreche­nden Antrag haben sie im Bundesrat eingebrach­t.

Die CDU-geführten Länder sind strikt gegen eine Aufweichun­g, da sie befürchten, dass der Bund zugleich mehr politische Einflussna­hme will. Über das Geld lege der Bund den Ländern „goldene Zügel“an. Ähnlich hatte sich bisher auch Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) geäußert, der sich mit seiner Haltung von der Mehrheit seiner Partei absetzt. Die Grünen im Landtag aber stützen seinen Kurs, wie Fraktionsc­hef Andreas Schwarz vergangene Woche deutlich machte.

Dass der Bund nicht einfach nur zahlt ohne mitzusprec­hen, hat am Freitag auch Bundesbild­ungsminist­erin Johanna Wanka (CDU) betont. „Der Bund kann nur finanziell­e Verantwort­ung übernehmen, wenn er auch inhaltlich­e Verantwort­ung trägt“, sagte sie. Wer nach dem Bund als Zahlmeiste­r rufte, mache sich selber klein. Für Hessens Kultusmini­ster Lorz ist die Debatte über das Thema sowieso Wahlkampfg­etöse. Denn bereits heute gebe es Möglichkei­ten für den Bund, den Ländern im Bildungsbe­reich Geld zu geben – etwa beim Schulhausb­au für finanzschw­ache Kommunen. Zudem habe Wanka ja einen fünf Milliarden Euro schweren Digitalpak­t für die Schulen angekündig­t – auch das sei möglich.

Baden-Württember­gs Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU), die derzeit auch Vorsitzend­e der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) ist, sieht Erfolge im Ziel, die Bildung über Ländergren­zen hinweg vergleichb­arer zu machen. Denn auch damit argumentie­ren die Befürworte­r einer Lockerung des Kooperatio­nsverbots. „Die verlässlic­he Verankerun­g föderaler Verantwort­lichkeit in der Bildungspo­litik schließt gemeinsame­s, abgestimmt­es Handeln der Länder in grundsätzl­ichen Fragen des Bildungswe­sens ja nicht aus“, das passiere bereits über die KMK.

Der Bundesrat hat den Antrag in die Fachaussch­üsse verwiesen. Das Thema wird sicher auch die nächste Bundesregi­erung beschäftig­en.

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FOTO: DPA In der Schulpolit­ik sind die Fronten zur Frage einer Lockerung des Kooperatio­nsverbots verhärtet.

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