Eis statt uns
Im Wem- und Wenfall gebraucht das echte Schwäbisch, also nicht das Honoratiorenschwäbisch des städtischen Stammtisches, eis statt uns , bzw.statt oos , welch letzteres ja lediglich das schwäbisch ausgesprochene uns ist ( -u- vor -n/mwird –o-; das ausfallende –n- bewirkt Länge und Nasalierung des
–o-). Im Mittelhochdeutschen ( ca. 1050 – 1350) lautete unser heutiges uns im Wemfall uns , im Wenfall dagegen unsih , welch letzteres noch in mittelhochdeutscher Zeit ( wegen des –i- im althochdt./frühmittelhdt. unsih) zu üns wird. Auf dem Weg zum Neuschwäbischen fällt das –n- in üns ; es ergibt sich üs mit langem -ü- , welches zu langem –ientrundet wird. Dieses lange –ispaltet sich zu –ei- auf ( diphthongiert zu –ei-): eis . Der geschilderte Vorgang ist nach ca. 250-300 Jahren ungefähr mit dem Jahr 1500 abgeschlossen und auch auf den Wemfall angewandt: „ So ebbes! A soddigs Zuigs kenned Se doch eis ( Wemfall/Dativ) id/net vrzehla wella, dees kenned Se mit eis id/ net macha!“. - Eis statt uns wird nun auch auf das besitzanzeigende Fürwort ( Possessivpronomen) übertragen : unser, unsere > eisr, eis(e)re; eisr Haus, eis(e)re Heisr – Dort, wo die ca. 1200-1250 von Augsburg ausgehende Diphthongierungswelle ca. 1450 bis spätestens 1500 verebbte, befindet sich heute die Grenze zwischen erhaltenem alemannischem iis, üüs ( Hebel: „O bhüet is Gott“) und durch Diphthongierung entstandenem schwäbischem eis , sprich: die heutige Grenze zwischen Alemannisch und Schwäbisch. –Das besprochene eis sollte als sogenanntes „junges ei“ausgesprochen werden, d.h. wie im Schwäbischen das
Speise-eis und nicht wie das affektierte , moderne, vermeintlich hochdeutsche Spaise-ais ; wie unser schönes Geislingen und nicht wie Gaislingen; wie Wetterhinweise und nicht wie Wetterhinwaise; usw.
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