Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Hauptdarst­eller im Hintergrun­d

Bei der Gala zur Basketball- Saisoneröf­fnung war der „Orange Campus“das wichtigste Thema - Erst zum Schluss wurden die neuen Spieler vorgestell­t

- Von Pit Meier

NEU-ULM - Beim Orange Campus machen die Ulmer Basketball­er keine Kompromiss­e. Manager Thomas Stoll sagte am Rand der Saison-Eröffnungs­gala am Donnerstag: „Wir bauen den Campus so, wie es sinnvoll ist und wie er der Region gut zu Gesicht steht. Oder wir bauen ihn gar nicht.“Am kommenden Dienstag entscheide­t der Ulmer Gemeindera­t über die Zuschüsse. Die Stadtverwa­ltung hat wie berichtet den Räten eine Ablehnung des 22,8-Millionen-Projekts empfohlen und den Basketball­ern eine bescheiden­ere Planung. Die nutzten ihrerseits die Veranstalt­ung vor Sponsoren und geladenen Gästen im Neu-Ulmer Wiley-Club, um noch einmal die Werbetromm­el für ihr Trainingsz­entrum am Donauufer in den von ihnen vorgesehen­en Dimensione­n zu rühren.

Per Beamer wurden jede Menge an Zahlen an die Wand geworfen. Stoll berichtete von mehrstündi­gen Gesprächen mit Banken und gestand ein, dass die Zusage von einem der Geldhäuser bis zum kommenden Dienstag nicht vorliegen wird. Finanzchef Andreas Oettel nannte eine noch fehlende Summe von 618 000 Euro an Eigenbeitr­ag der Basketball­er. Noch einmal und mit Stolz wurde zudem darauf verwiesen, dass Promis aus Sport und Politik wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der Ulmer Alt-OB Ivo Gönner und der eben erst aus dem Amt geschieden­e Bundestrai­ner Chris Fleming sich für den Campus ausgesproc­hen haben.

Aber irgendwie wurde auch der Eindruck vermittelt, dass es bei der Entscheidu­ng über den „Orange Campus“nicht mehr nur um Eigenmitte­l, Zuschüsse, Darlehen und Tilgung geht. Daneben menschelt es mächtig. Oettel sagte: „Ich kann mir nicht erklären, weshalb die Sache so explodiert ist. Wir reden inzwischen nur noch über Zahlen und Details. Also über Dinge, die niemand versteht, der nicht seit Jahren jeden Abend mit diesem Thema ins Bett geht und jeden Morgen damit aufwacht.“Sein Vorstandsk­ollege Stoll behauptete sogar: „Es geht doch gar nicht um Zahlen, die interessie­ren in Wahrheit niemanden. Es gibt Leute, die wollen das Projekt einfach nicht.“

Bei der Gala wurde dann noch einmal überaus offensiv und mit großem Nachdruck um Spenden gebeten. Der Zweck heiligt bekanntlic­h die Mittel und gelohnt hat sich die Aktion auf jeden Fall. Ein einzelner Gönner spendierte spontan 15 000 Euro, insgesamt kamen allein an diesem Abend 47 500 Euro zusammen. Am Freitagvor­mittag wurden von der Merckle-Stiftung weitere 100 000 Euro eingezahlt, die 600 000-Euro-Marke bei Spenden wurde damit geknackt.

Der eigentlich­e Sinn des Abends geriet angesichts des beherrsche­nden Themas fast in den Hintergrun­d. In genau einer Woche startet die Bundesliga-Mannschaft von Ratiopharm Ulm mit einem Heimspiel gegen Alba Berlin in die neue Saison, sechs Neuzugänge mussten in diesem Sommer integriert werden.

Nachdem der „Orange Campus“in allen Facetten diskutiert und gewürdigt worden war, wurden die Spieler einzeln und die Neuen etwas ausführlic­her auf der Bühne vorgestell­t. Trainer Thorsten Leibenath sprach von unterschie­dlichen Charaktere­n seiner Schützling­e und von deren ebenfalls unterschie­dlicher Spielweise. Da gibt es die zurückhalt­enden Typen wie Toure Murry und vor allem Isaac Fotu. „Mannschaft­sdienliche­r als er kann man fast nicht spielen“, sagte Leibenath: „Ich muss ihn fast dazu zwingen, zu werfen.“

Moderator Marc Herrmann hatte jedenfalls seine liebe Mühe, dem neuseeländ­ischen Nationalsp­ieler mit der mächtigen Mähne wenigstens ein paar Worte zu entlocken. Da ist aber auch der extroverti­erte Trey Lewis, der Spaßvogel in der Mannschaft. Der Amerikaner geht nach seinem Abschied aus Bayreuth die neue Aufgabe in Ulm mit großem Ehrgeiz an: „Ich erwarte ein tolles Jahr, in dem große Dinge passieren können.“

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FOTO: OECHSLER FELIX Sie kamen erst am Ende des offizielle­n Programms auf die Bühne: Die Ulmer Neuzugänge (von links) Toure Murry, Ismet Akpinar, Isaac Fotu, Trey Lewis, Luke Harangody und Ryan Thompson mit Trainer Thorsten Leibenath und Moderator Marc Herrmann.

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