Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Klärwerk feiert heute Geburtstag

Seit 60 Jahren reinigt die Anlage Steinhäule Abwasser hunderttau­sender Haushalte

-

NEU-ULM (aat/sz) - 40 Milliarden Liter Wasser – diese Menge wird jährlich im Klärwerk Steinhäule in NeuUlm gereinigt. Am Wochenende feiert die Anlage Jubiläum, sie ist seit nunmehr 60 Jahren in Betrieb. Der Zweckverba­nd Klärwerk Steinhäule (ZVK) – der neben den Städten NeuUlm und Ulm noch neun weitere Mitglieder hat – veranstalt­et deshalb am Samstag, 23. September, einen Tag der offenen Tür auf dem betriebsge­lände in Neu-Ulm, Reinzstraß­e 1. Dabei können die Bürger von 13 bis 18 Uhr hinter die Kulissen des Betriebs blicken. Um 14 gibt es eine Begrüßung durch den Verbandsvo­rsitzenden Gunter Czisch und Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg statt.

Moderner Aktivkohle­filter

Die Kläranlage Steinhäule ist eine der modernsten in Europa. Der Grund dafür klingt zunächst komplizier­t: Das Werk hat eine „adsorptive Reinigungs­stufe“. Mit dieser Technik, einem Aktivkohle­filter, wird das Abwasser von sogenannte­n Spurenstof­fen befreit. Dabei hat sie es vor allem auf Reste von Arzneimitt­eln, Röntgenkon­trastmitte­ln und Hormone abgesehen, die das Wasser heutzutage immer mehr verschmutz­en – nicht zuletzt wegen des medizinisc­hen Fortschrit­ts. Anfang 2015 ging die Technik in Betrieb. Die Aktivkohle-Adsorption­sanlage ist die vierte Reinigungs­stufe, die das Abwasser der Region dort jetzt durchläuft.

Denn die Kläranlage Steinhäule war 1957 für die Städte Ulm und NeuUlm zunächst als mechanisch­e Sammelklär­anlage in Betrieb genommen würden. Bei dieser Reinigungs­stufe sinken im Sandfang schwerere Stoffe, wie Sand, ab. Mit dem Rechen werden Abfallstof­fe aufgefange­n. Im Anschluss ist das Wasser noch zu etwa 75 Prozent verschmutz­t. Deshalb wurde die Anlage über die Jahre hinweg immer wieder modernisie­rt und vergrößert: Zur mechanisch­en Reinigung kamen 1973 die biologisch­e Reinigung und eine Anlage zur Entwässeru­ng und Verbrennun­g von Klärschlam­m hinzu.

Letztere wurde mit zwei modernen, mit thermische­r Trocknung ausgerüste­ten Ofenlinien, die in den Jahren 1995/1996 mit weiteren Rauchgasre­inigungen ausgestatt­et wurden, ebenfalls erweitert

. Bei der biologisch­en Reinigung beseitigen Bakterien durch ihren Stoffwechs­el zum Beispiel Stickstoff. Die chemische Reinigung ist die dritte Reinigungs­stufe. Der Zweckverba­nd Klärwerk Steinhäule wurde übrigens 1984 gegründet.

Tag der offenen Tür am Samstag

Über verschiede­nen Reinigungs­stufen und die gesamte Anlage können Bürger am Samstag vor Ort noch so einiges mehr erfahren. So gibt es Klärwerksr­undfahrten, Kanalfahrz­euge im Einsatz, Bau einer ModellKlär­anlage für Kinder, Vorstellun­g der Ausbildung im Klärwerk, eine Hüpfburg sowie Speisen und Getränke. Zur musikalisc­hen Unterhaltu­ng ist die Feuerwehrk­apelle Pfuhl dabei. Daneben gibt es eine Greifvogel­ausstellun­g – denn jede Woche kommt ein Falkner mit einem seiner Tiere vorbei, wie Betriebsle­iter Erwin Schäfer auf Nachfrage erklärt. Der Falke soll die Tauben vom Grundstück vertreiben, die sich demnach gerne in der Anlage aufhalten.

 ?? FOTO: ZWECKVERBA­ND KLÄRWERK STEINHÄULE /ERHARD HEHL ?? Eine Luftaufnah­me der Klaranlage Steinhäule in Neu-Ulm aus dem Jahr 2015. Das Werk umfasst eine Fläche von insgesamt rund 250 000 Quadratmet­ern. Ein kompletter Reinigungs­prozess dauert durchschni­ttlich zehn Stunden.
FOTO: ZWECKVERBA­ND KLÄRWERK STEINHÄULE /ERHARD HEHL Eine Luftaufnah­me der Klaranlage Steinhäule in Neu-Ulm aus dem Jahr 2015. Das Werk umfasst eine Fläche von insgesamt rund 250 000 Quadratmet­ern. Ein kompletter Reinigungs­prozess dauert durchschni­ttlich zehn Stunden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany