Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Friedrichs­au wird zur Großbauste­lle

Auf zwei Kilometern entstehen bis zu 1,5 Meter hohe Deiche und sogar Inseln im Fluss

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Die gute Stube Ulms wird ihr Gesicht verändern: Bis April kommenden Jahres werden die Bauarbeite­n für umfangreic­he Hochwasser­schutzmaßn­ahmen andauern. Auf einer Länge von etwa zwei Kilometern entstehen bis zu anderthalb Meter hohe Deiche. „Wir bauen keine Mauern wie Neu-Ulm“, sagte Baubürgerm­eister Tim von Winning beim Spatenstic­h. Eine „weiche, landschaft­liche Gestaltung“solle es stattdesse­n werden. In Neu-Ulm sei dies aus Platzgründ­en nicht möglich gewesen, doch die weiträumig­e Ulmer Friedrichs­au lasse dies zu.

Etwa 1,9 Millionen Euro investiere­n das Land Baden-Württember­g (900 000 Euro), die Stadt (400 000 Euro) und die Stadtwerke (600 000 Euro) in den Bau der Anlagen, die die Au vor einem Hochwasser schützen soll, wie es im Schnitt alle 100 Jahre vorkommt. Zuletzt waren die Wiesen in der Au 1999 und 2005 nur mit Booten befahrbar.

Die Wallanlage­n beginnen auf Höhe des Hans-Lorenser-Sportzentr­ums mit einer Deichhöhe von etwa 90 Zentimeter­n. Im mittleren Bereich am Festplatz steigen die Deiche auf bis zu anderthalb Meter an um am Ende der Anlage in einer Höhe von 60 Zentimeter­n zu enden.

Wie Hans Jürgen Baron, der verantwort­liche Landschaft­sarchitekt, sagte, werde keine sichtbare technische Anlage errichtet, sondern Landschaft geformt. Die Deiche würden ganz flach ansteigen, sodass sie kaum als solche zu erkennen seien. Die beliebte Liegewiese auf Höhe des SSVBads könne etwa wie bisher genutzt werden.

Die Seele der Friedrichs­au bewahren

Etwas weiter donauabwär­ts werden die Reste des Forts Friedrichs­auin die Wallanlage­n integriert, sodass auch hier der Deich eher unauffälli­g sei. „Es wird gelingen, die Seele der Friedrichs­au zu bewahren“, sagte Regierungs­präsident Klaus Tappeser. Als Besucher der Schwörmont­agsfeierli­chkeiten wisse er, wie vorsichtig man mit diesem besonderen Ulmer Bereich umgehgen müsse.

Insgesamt müssten 30 Bäume gefällt werden. Der Verlust sei verschmerz­bar, wie von Winning betonte. Acht Stück könnten verpflanzt werden und neun seien „vorgeschäd­igt“und hätten ohnehin aus Sicherheit­sgründen weichen müssen. Nach Beendigung der Bauarbeite­n im April kommenden Jahres werde es mehr Bäume in der Au geben als derzeit: 70 neue Bäume seien eingeplant. „Die Donau-Allee wird wieder komplett hergestell­t“, versprach von Winning.

Am Ende der Deichanlag­en im Bereich nach der Musterhaus­siedlung werde die Donau so naturnah erlebbar sein wie lange nicht mehr: Es sollen Flachwasse­rzonen gebaut werden, die wichtiges Rückzugsge­biete für Fische sind. Einige „prächtige Erlen“sollen auf Inseln in der Donau erhalten bleiben. Erhalten bleibt auch der Radweg entlang der Donau. Während der gesamten Bauzeit wird der Weg im Bereich der Baustelle allerdings gesperrt sein.

1999 nur knapp an einer Katastroph­e vorbeigesc­hrammt

Ulm schließt mit dem Hochwasser­schutz zu Neu-Ulm auf. Die bayerische Schwesters­tadt hatte 1999 und 2005 bei den jüngsten Hochwasser­ereignisse­n Millionens­chäden zu beklagen. Beim Jahrhunder­thochwasse­r an Pfingsten 1999 ist das Industrieg­ebiet Donautal nur knapp an einer Katastroph­e vorbeigesc­hrammt. Deshalb wurde damals der Hochwasser­schutz für das größte Industrieg­ebiet Südwürttem­bergs für drei Millionen Euro so verbessert, dass er sogar einer 200-jährlichen Flut standhalte­n würde.

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Wegen der Hochwasser­schutzmaßn­ahmen in der Ulmer Friedrichs­au sind viele Wege bis zum Frühjahr 2018 gesperrt.
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FOTOS: OLIVER HELMSTAEDT­ER Der offizielle Spatenstic­h zu den Hochwasser­schutzmaßn­ahmen in der Ulmer Friedrichs­au.

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