Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Abgehängt

US-Banken sind profitable­r als Europas Geldhäuser – Wall Street profitiert von höheren Zinsen

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FRANKFURT (dpa) - Die großen USBanken laufen ihren europäisch­en Wettbewerb­ern in Sachen Profitabil­ität immer weiter davon. Zwar konnten Europas Großbanken im ersten Halbjahr ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum steigern. Jenseits des Atlantiks stiegen die Überschüss­e aber deutlich kräftiger, wie eine am Sonntag veröffentl­ichte Auswertung des Beratungsu­nternehmen­s EY ergab.

Die zehn nach Bilanzsumm­e größten Geldinstit­ute in Europa verdienten demnach in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres unter dem Strich zusammen rund 24,2 Milliarden Euro und damit fünf Prozent mehr als vor Jahresfris­t. In Europa führt die britische Großbank HSBC (rund 6,6 Milliarden Euro Gewinn) die Rangliste an vor der französisc­hen BNP Paribas (rund 4,3 Milliarden Euro). Einziges deutsches Institut unter den europäisch­en Top Ten ist die Deutsche Bank, die mit gut einer Milliarde Euro Überschuss auf Platz neun landet.

Die US-Konkurrenz kam derweil zusammen auf umgerechne­t fast 57,5 Milliarden Euro – ein Plus von 19 Prozent. Spitzenrei­ter dort: JP Morgan Chase mit 11,8 Milliarden Euro Überschuss im ersten Halbjahr.

„In Europa sind viele Banken nach wie vor damit beschäftig­t, Altlasten abzuarbeit­en und sich neu aufzustell­en“, sagte EY-Bankenexpe­rte Dirk Müller-Tronnier. Oft sei das mit hohen Kosten verbunden. Gerade in südeuropäi­schen Ländern belasteten noch immer ausfallgef­ährdete Kredite die Bilanzen. In den USA trugen staatlich verordnete Milliarden­spritzen nach der jüngsten Finanzkris­e 2007/08 dazu bei, dass sich die Finanzbran­che schneller erholte.

„Obendrein erwirtscha­ften die Banken wegen des niedrigen Zinsniveau­s im Zinsgeschä­ft kaum noch Gewinne“, führte Müller-Tronnier mit Blick auf die aktuelle Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) aus. „Dank des dort höheren Zinsniveau­s sind auch in diesem Punkt die US-Banken im Vorteil.“EY rechnet zudem damit, dass Europas Banken in den kommenden Jahren weitere Filialen schließen, Stellen streichen und die Gebühren für die Kunden erhöhen werden. Andere Möglichkei­ten, profitable­r zu werden, seien für Europas Banken begrenzt.

Nach Einschätzu­ng von EY könnte sich der Abstand in den kommenden Monaten noch vergrößern – unter anderem, weil die US-Regierung von Präsident Donald Trump sich für lockerere Regeln für die heimische Finanzbran­che einsetzt. „Die Deregulier­ungspläne der neuen Regierung verspreche­n den US-Banken einen kräftigen Gewinnschu­b“, prognostiz­ierte EY-Partner Claus-Peter Wagner. „Auch geringere Kapitalanf­orderungen könnten die Chance zu Gewinnstei­gerungen bieten.“

An der Börse sind die US-Schwergewi­chte schon heute deutlich mehr wert als ihre europäisch­en Wettbewerb­er: Zum Stichtag 31. August 2017 lag die Marktkapit­alisierung der zehn größten US-Banken mit rund 1,14 Billionen Euro fast doppelt so hoch wie die der zehn größten europäisch­en Institute, die es zusammen auf einen Börsenwert von gut 616 Milliarden Euro brachten.

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FOTO: DPA Die Hochhäuser und Bankentürm­e des Frankfurte­r Finanzbezi­rks: Europäisch­e Institute arbeiten noch immer die Altlasten der Finanzkris­e ab, während die Banken der Wall Street das durch die für sie günstige US-Politik schon lange hinter sich haben.

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