Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Pascal Wehrleins hochprozen­tige Stolperste­ine

Der Worndorfer muss weiter um seine Zukunft in der Formel 1 bangen – auch, weil er zu jung ist, um weltweit Werbung für Spirituose­n zu machen

-

SEPANG (SID) - Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps? Ganz so einfach ist es in der Formel 1 leider nicht. Das muss der Worndorfer Rennfahrer Pascal Wehrlein in diesen Tagen auf kuriose Art erfahren. Denn ein Spirituose­nherstelle­r hat gerade gewaltigen Einfluss auf das Berufslebe­n des 22-Jährigen – und bringt ihn vielleicht um seine Zukunft in der Königsklas­se des Motorsport­s.

„Ich habe bislang alle Punkte für Sauber eingefahre­n und meinen Teamkolleg­en auch in den meisten Qualifying­s geschlagen. Was soll ich sonst noch tun“, sagt Wehrlein vor dem Großen Preis von Malaysia am Sonntag (9 Uhr/RTL und Sky) über seinen möglicherw­eise vergeblich­en Kampf um ein Cockpit. Sportlich überzeugt Wehrlein, doch das Leistungsv­ermögen hat eben nicht den größten Einfluss auf die Vergabe der begehrten Plätze in der Formel 1. Wehrleins Problem: Gleich zwei mögliche neue Arbeitgebe­r scheiden aus, weil sie mit ihm nicht weltweit für harten Alkohol werben dürfen – Wehrlein ist zu jung.

Eigentlich wären Williams und Force India zwar sinnvolle Optionen. Denn Wehrlein ist Vertragsfa­hrer bei Mercedes, und beide Teams beziehen ihre Motoren vom deutschen Hersteller. Das erleichter­t Verhandlun­gen im Normalfall enorm.

Doch Williams ist eng mit seinem Titelspons­or Martini verbunden, und der darf für seinen hochprozen­tigen Aperitif in einigen Ländern nur mit Personen werben, die älter sind als 25 Jahre. Der kanadische Teenager Lance Stroll (18) ist dank der Millionens­penden seines schwerreic­hen Vaters auch für 2018 gesetzt. Damit ist der Platz, den aktuell Routinier Felipe Massa (36) innehat, für Wehrlein nicht zu haben.

Ein ähnliches Problem ergibt sich bei Force India durch Whiskeyspo­nsor Johnnie Walker. Dort steht der junge Franzose Esteban Ocon (21), ebenfalls ein Mercedes-Junior, nicht zur Diskussion. Auch Force India braucht also einen älteren Fahrer, der ohnehin starke Sergio Perez (27) wurde für 2018 bereits bestätigt.

Damit gerät eine der vielverspr­echendsten deutschen Motorsport­karrieren ins Stocken, vielleicht scheitert sie sogar – an den komplizier­ten Abhängigke­iten und Verflechtu­ngen in der Formel 1. Denn bei Sauber darf Wehrlein wohl nicht bleiben, weil Ferrari im Zuge des neuaufgele­gten Motorendea­ls Ansprüche stellt. Die Scuderia will dann einem Ferrari-Nachwuchsf­ahrer, wohl den Monegassen Charles Leclerc (19), in Lohn und Brot bringen.

Wehrlein hofft weiter auf das Verhandlun­gsgeschick seiner Bosse, doch die haben es schwer, seinen Job zu retten. Manchmal ist Schnaps eben nicht einfach nur Schnaps.

 ?? FOTO: AFP ?? Noch ist Pascal Wehrlein für Sauber am Steuer.
FOTO: AFP Noch ist Pascal Wehrlein für Sauber am Steuer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany