Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schäuble soll Bundestags­präsident werden

Finanzmini­ster erklärt sich zu neuer Aufgabe bereit – Vorzeichen für Jamaika-Koalition

- Von Kara Ballarin und dpa

BERLIN - Der bisherige Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) soll Bundestags­präsident werden. Angesichts möglicher Konflikte nach dem Einzug der AfD ins neue Parlament mit insgesamt sieben Parteien will die Union den erfahrenen Abgeordnet­en als Nachfolger von Norbert Lammert (CDU) vorschlage­n. Schäuble kann mit einer großen Mehrheit rechnen, da SPD und FDP bereits Unterstütz­ung signalisie­rten. Als Minister in einer künftigen Bundesregi­erung fällt der 75-Jährige damit aus. So erweitert sich der Verhandlun­gsspielrau­m für eine mögliche Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP. Vor allem die Liberalen spekuliere­n auf den Posten des Finanzmini­sters.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder will Schäuble gemeinsam mit CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt in der nächsten Fraktionss­itzung am 17. Oktober als künftigen Bundestags­präsidente­n vorschlage­n – sehr zur Freude von Baden-Württember­gs CDU-Chef Thomas Strobl, Schäubles Schwiegers­ohn. Er ist erwartungs­gemäß begeistert. „Wolfgang Schäuble ist der Richtige, um in dieser schwierige­n Situation Bundestags­präsident zu werden. Niemand anderes in Deutschlan­d hat so viel Parlaments­erfahrung wie Wolfgang Schäuble – und die wird angesichts der Zusammense­tzung des Bundestags auch notwendig sein.“

Linken-Parteichef Bernd Riexinger hingegen zweifelt an Schäubles Eignung für das Amt. „Bisher ist Wolfgang Schäuble nicht als Vermittler und Diskussion­sleiter, sondern als knallharte­r Polarisier­er aufgefalle­n“, sagte Riexinger der „Schwäbisch­en Zeitung“, doch er fügt hinzu: „Er würde mir als Bundestags­präsident aber besser gefallen als Finanzmini­ster.“

Der baden-württember­gische CDU-Landesgrup­penchef Andreas Jung meint, Schäuble sei „eine Idealbeset­zung für dieses Amt. Norbert Lammert hat die Latte sehr hoch gesetzt, daran kann Wolfgang Schäuble direkt anknüpfen. Er besitzt den politische­n Weitblick und die nötige Erfahrung. Durch die AfD werden die Debatten im Bundestag schwierige­r werden. Da bietet Wolfgang Schäuble die Gewähr, sie in die richtigen Bahnen zu lenken.“

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