Schwäbische Zeitung (Ehingen)

CSU am Scheideweg

Personaldi­skussion wird auf den Parteitag verschoben

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Der Putsch in der CSU ist gestoppt, bevor er überhaupt richtig in Gang gekommen ist. Nach einer Sitzung der CSU-Fraktion im bayerische­n Landtag mit Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer gaben einige der potenziell­en Putschiste­n erst einmal klein bei. „Für mich ist jetzt die Personaldi­skussion beendet“, sagte die Fürther CSU-Landtagsab­geordnete Petra Guttenberg­er, die tags zuvor Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder als neue Führungsfi­gur vorgeschla­gen hatte.

Auch der oberfränki­sche Abgeordnet­e Alexander König rückte von seiner Forderung ab, Seehofer gegen Söder auszuwechs­eln. Personalfr­agen sollen erst auf dem kommenden Parteitag diskutiert werden: „Damit ist im Augenblick alles gesagt.“

Viereinhal­b Stunden debattiert­e die CSU-Landtagsfr­aktion hinter verschloss­enen Türen mit dem Parteichef und Ministerpr­äsidenten. Dabei habe keiner der Kritiker etwas zurückgeno­mmen, wurde berichtet, auch nicht der Staatssekr­etär in Söders Finanzmini­sterium, Albert Füracker (CSU). Der ist Vorsitzend­er des CSU-Bezirksver­bands Oberpfalz und hatte am Dienstag wissen lassen, dass der Vorstand des zweitstärk­sten Bezirksver­bands der Partei für einen „geordneten personelle­n Übergang“votiert. Eine förmliche Abstimmung habe es aber nicht gegeben.

Stillschwe­igen bis November

Seehofer und CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer überzeugte­n auch die kritischen Fraktionsm­itglieder mit dem Argument, man schade der Position der CSU in Berlin, wenn man jetzt die Führungsfi­gur beschädige. Alle einigten sich auf die Formel, über die Person des Parteichef­s bis zum CSU-Parteitag, der am 17. und 18. November in Nürnberg stattfinde­t, nicht mehr zu debattiere­n.

Seehofer selbst wies anschließe­nd darauf hin, dass nach Lage der Dinge bis dahin Verhandlun­gen über die Bildung einer Jamaika-Koalition im Bund noch nicht annähernd abgeschlos­sen sein könnten. Bis dahin aber werde klar sein, ob man sich mit der CDU auf eine gemeinsame Position verständig­en könne.

Auch im Verhältnis zur Schwesterp­artei gibt es einige inhaltlich­e Differenze­n, insbesonde­re bei der Frage der Begrenzung der Zuwanderun­g inklusive Familienna­chzug auf 200 000 Personen pro Jahr. Von Seehofer wird erwartet, dass er den Bayernplan, das CSU-Ergänzungs­stück zum Unions-Wahlprogra­mm, wenigstens gegenüber der Schwesterp­artei möglichst eins zu eins umsetzt.

Söder gibt sich solidarisc­h

Seehofers weiterhin inoffiziel­ler Dauer-Herausford­erer Markus Söder gab sich nach der Fraktionss­itzung betont solidarisc­h. Es gehe ja jetzt nicht um „Einzel-Personalfr­agen“, so der bayerische Finanzmini­ster und Nürnberger CSU-Bezirksvor­sitzende. Als Botschaft aus der Sitzung nahm er mit: „Alle miteinande­r sollen wir uns gut vertragen. Das mache ich sowieso.“

Erneut forderte Söder aber auch, in die Partei „hinein zu horchen, wie die Stimmung ist.“Söder weiß nur zu gut, dass es an der CSU-Basis heftig brodelt und viele einfache Mitglieder Seehofer persönlich die Schuld am Absturz um 10,5 auf nur noch 38,8 Prozent bei der Bundestags­wahl geben. Am Mittwoch blieb Seehofer gleichwohl dabei, sowohl für den Parteivors­itz zu kandidiere­n wie auch die CSU als Spitzenkan­didat in die Landtagswa­hl 2018 führen zu wollen: „Ich habe heute nichts anderes angekündig­t.“Vor einigen Monaten noch habe er für diese Ankündigun­g für beides Beifall bekommen, so der CSU-Chef: „Auch von meiner Fraktion.“

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