Saudi-Arabien lässt Frauen ans Steuer
RIAD (AFP/dpa) - Die Aufhebung des Fahrverbots für Frauen in Saudi-Arabien ist weltweit als Meilenstein begrüßt worden. „Das ist ein großer Schritt für die saudische Gesellschaft“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Auch die Regierungen in den USA, Großbritannien und Frankreich sowie UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußerten sich erfreut über die Entscheidung von König Salman, den Frauen etwas mehr Freiheit zu gewähren. Doch der Weg zur Gleichberechtigung von Frauen in Saudi-Arabien ist noch weit.
Das Dekret des Monarchen, wonach künftig auch Führerscheine an Frauen ausgegeben werden können, kam am Dienstagabend für Beobachter völlig überraschend. Ab Juni kommenden Jahres sollen Frauen am Steuer sitzen dürfen. Menschenrechtsaktivisten hatten seit mehr als drei Jahrzehnten gegen das Fahrverbot für Frauen gekämpft. Saudi-Arabien war das letzte Land der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren durften. „Wir haben es geschafft“, jubelte die saudi-arabische Menschenrechtsaktivistin Manal al-Scharif auf Twitter. Sie hatte 2011 die Protestbewegung gegen das Fahrverbot für Frauen, „Women2Drive“, ins Leben gerufen.
Zuletzt gab es bereits einige behutsame Lockerungen. So durften Frauen am vergangenen Wochenende zum Nationalfeiertag erstmals die Stadien des Landes betreten. Die nun erfolgte Entscheidung ist Teil eines gigantischen Reformprojektes: Im Rahmen von „Vision 2030“will Riad seine Wirtschaft und Gesellschaft umfassend modernisieren.
In dem erzkonservativen wahhabitischen Königreich unterliegen Frauen aber trotzdem immer noch zahlreichen Beschränkungen: So muss immer noch ein männlicher Vormund – meistens der Vater, Ehemann oder Bruder – erlauben, dass eine Frau studieren oder reisen darf.
Einige Experten werfen Riad aber vor, die Entscheidung sei nur ein PRCoup, mit dem die Regierung von politischen Probleme ablenken wolle, so etwa vom verheerenden Krieg im Jemen oder der Blockade des Nachbar-Emirats Katar.