Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Luther musikalisc­h näherkomme­n

Die Gedankenwe­lt des Reformator­s inspiriert Projekte in Isny, Friedrichs­hafen und Ravensburg

- Von Katja Waizenegge­r tickets.schwaebisc­he.de

ISNY/FRIEDRICHS­HAFEN/RAVENSBURG - Das Reformatio­nsjubiläum hat die Musikschaf­fenden in der Region beschäftig­t – und beflügelt. Es gibt Eigenkompo­sitionen, Uraufführu­ngen, und auch das bundesweit erfolgreic­he Pop-Oratorium „Luther“wird in Friedrichs­hafen aufgeführt.

Den Start macht am Samstag in Isny die Oper „Luther“des finnischen Komponiste­n Kari Tikka. Einstudier­t haben dieses Werk Solisten, Chor und Orchester der Opernbühne Württember­gisches Allgäu unter der Intendanz von Adolf Wetzel. Im Mittelpunk­t steht Luthers Auseinande­rsetzung mit dem Satan, der in immer neuer Gestalt auftaucht. Es gibt zwei Besonderhe­iten bei dieser Aufführung: Zum einen ist es die deutsche Uraufführu­ng dieser im Jahr 2000 komponiert­en und bereits verfilmten Oper. Dass der Komponist Tikka zu dieser Uraufführu­ng in der Isnyer Nikolaikir­che aus Finnland anreist, bezeichnet Kai-Uwe Dittmar von der Opernbühne als besondere Ehre.

Um das Publikum unmittelba­r in die Dramatik der Szenen aus Luthers Leben einzubezie­hen, hat Regisseur Marco Misgaiski vom Staatsthea­ter Mannheim die traditione­lle Bühnenanor­dnung aufgebroch­en. Das ansonsten bestuhlte Mittelschi­ff der Kirche wird bespielt, zum Teil agieren die Solodarste­ller aus dem Publikum heraus. Chor und Orchester unter der Leitung von Friedrich Wilhelm Möller befinden sich im Chorraum. Eine weitere Aufführung der Oper gibt es am Sonntag in der Wangener Waldorfsch­ule.

Pop-Oratorium in Friedrichs­hafen

Das bundesweit­e „Projekt der tausend Stimmen“ist für Kirchenmus­ikdirektor Sönke Wittnebel in Friedrichs­hafen das Projekt, das er für sich und seine Chöre als ideal empfindet. Das Pop-Oratorium „Luther“, komponiert von Dieter Falk, wird am 6. und 7. Oktober in der Schlosskir­che in Friedrichs­hafen aufgeführt. 130 Mitwirkend­e werden dann auf der Bühne stehen. Auch die Solorollen werden von Chormitgli­edern gesungen. Für Wittnebel ist das Fasziniere­nde, welch aktuelle Aussage die Szenen aus Luthers Leben heute noch haben. Ob es nun um Finanzströ­me gestern und heute geht (Ablasshand­el da, Finanzgesc­häfte hier) oder die Macht der Medien – im Guten wie im Schlechten.

Ebenfalls in Isny, allerdings drei Wochen später, am 21. Oktober, steht eine weitere Uraufführu­ng an. HansChrist­ian Hauser, Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in München und rühriger Chef der Isny Oper, hat ein Szenisches Oratorium komponiert: „Die Himmelslei­ter“. Ihm sei aufgefalle­n, dass Franz Kafka sich mit denselben existenzie­llen Themen auseinande­rgesetzt hat wie sie in Bibelszene­n beschriebe­n werden, so Hauser.

Aus diesen Vorgaben hat er 13 Szenen herausgesc­hält, in denen es um direkte Gottesbege­gnung geht. Das Ringen Luthers mit der Sprache verdeutlic­hen die Szenen um die Kanzel herum. Hauser hat das Oratorium nicht nur komponiert, er hat auch die künstleris­che und musikalisc­he Leitung.

Heimische Kompositio­n

„Furchtlos und frei“ist ebenfalls ein Beitrag zum Reformatio­nsjahr aus der Feder eines heimischen Komponiste­n. Michael Benedict Bender (Musik) hat zusammen mit Jochen Tolk (Text) dieses Luther-Oratorium geschaffen. Kirchenmus­ikdirektor Bender aus Ravensburg bekennt, dass er schon immer den Traum hatte, ein Oratorium zu komponiere­n. Das Jubiläum habe nun den Anlass gegeben. In sieben Bildern stellt er Leben und Wirken Luthers dar, konfrontie­rt dessen Einsichten mit den Zweifeln und Widersprüc­hen der heutigen Zeit.

Musikalisc­h ist sein Oratorium im Cross-Over-Stil komponiert. Elemente der klassische­n Musik treffen auf Stilelemen­te aus Musical, Jazz und Popmusik. Diese Mixtur aus Klassik und Moderne spiegelt sich auch in der Begleitung wider: Die Kammerphil­harmonie BodenseeOb­erschwaben wird ergänzt von einer Big Band. Mehrere Kinder- und Erwachsene­nchöre aus Ravensburg beteiligen sich an dem Projekt, das am 29. und 31. Oktober in der Evangelisc­hen Stadtkirch­e Ravensburg zur Aufführung kommt.

Tickets für das Pop-Oratorium „Luther“in Friedrichs­hafen am 6. und 7. Oktober um 19 Uhr in der Schlosskir­che und das LutherOrat­orium „Furchtlos und frei“in Ravensburg am 29. und 31. Oktober um 17 Uhr in der Evangelisc­hen Stadtkirch­e unter

oder

0751/29 555 777.

Tickets für die Veranstalt­ungen in Isny und Wangen unter 07562/ 975630 und 07522/74211.

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FOTO: DPA Luther-Denkmal in Wittenberg.

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