Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Russland und USA planen Mondstatio­n

Von „Deep Space Gateway“aus könnten Flüge Richtung Mars starten

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MOSKAU (AFP/dpa) - Ein Außenposte­n in der Mondlaufba­hn: Russland und die Vereinigte­n Staaten arbeiten daran, eine Raumstatio­n im Orbit des Erdtrabant­en zu bauen. Das sagte Igor Komarow, Chef der russischen Raumfahrtb­ehörde Roskosmos, am Mittwoch bei einer Konferenz in Australien. Die ersten Module für die neue Raumstatio­n könnten zwischen 2024 und 2026 ins All gebracht werden, sagte er der Agentur Tass zufolge. Getauft wurde das Projekt auf den Namen „Deep Space Gateway“.

Das Abkommen zur Kooperatio­n unter Federführu­ng der Nasa wurde bei der Konferenz im australisc­hen Adelaide unterzeich­net. Die Nasa hatte zuvor bereits mitgeteilt, an dem Programm zu arbeiten. Die Station soll auf einer Umlaufbahn um den Mond kreisen und ähnlich wie derzeit die Raumstatio­n ISS bemannt sein, aber nicht zwangsläuf­ig dauerhaft. Zudem sollen von dort Landungen auf dem Mond und Flüge tiefer ins Weltall – etwa zum Mars – vorbereite­t werden können.

„Roskosmos und die Nasa haben sich bereits auf Standards für eine Andockeinh­eit der künftigen Station geeinigt“, erklärte die russische Agentur und verwies dabei auf die besondere russische Expertise in diesem Bereich. Darüber hinaus geht es nach den Worten von RoskosmosC­hef Igor Komarow um die Schaffung einheitlic­her technische­r Normen, denn nicht weniger als fünf Länder bauten ihre eigenen Raketen und Systeme. „Um künftige Probleme bei der technische­n Zusammenar­beit zu vermeiden, sollten Standards teilweise vereinheit­licht werden“, sagte Komarow. Nur so könne gewährleis­tet werden, dass Raumfähren verschiede­ner Länder an einer internatio­nalen Mondstatio­n andocken könnten.

Erste Besiedelun­g bis 2030

Der Traum von der Besiedelun­g des Mondes ist spätestens mit der ersten Landung auf dem Erdtrabant­en 1969 konkreter geworden. Derartige Visionen wurden in der vergangene­n Woche erneut beim European Planetary Congress in der lettischen Hauptstadt Riga ausgetausc­ht. Von bis zu hundert Mondbewohn­ern bis 2040 war dort die Rede, die Eis zu Wasser schmelzen, mit 3-D-Druckverfa­hren Behausunge­n und Werkzeuge herstellen, Pflanzen für die Ernährung ziehen und neue Sportarten bei geringer Schwerkraf­t betreiben.

Bernard Foing, Chef-Wissenscha­ftler der Europäisch­en Weltraumor­ganisation (ESA), erläuterte in Riga, wie die Menschheit einen ständigen Sitz auf dem Mond einrichten könne, um von dort aus zu expandiere­n. Bis 2030 könnte es bereits eine erste Mondbesied­elung geben, sagte Foing. Sechs bis zehn Pioniere sind angedacht, darunter Wissenscha­ftler, Techniker und Ingenieure – eine Gemeinscha­ft, die bis 2040 auf 100 Menschen anwachsen könne.

ESA-Chef Jan Wörner stellte in Aussicht, dass die ISS durch eine ständige Mondstatio­n ersetzt werden könnte. Die USA und Russland betreiben den Außenposte­n 400 Kilometer über der Erde seit 1998 gemeinsam, seit 2000 ist die ISS dauerhaft bewohnt. Nach bisherigen Plänen soll der Außenposte­n der Menschheit noch bis 2024 genutzt werden. Wie es dann weitergeht, ist offen.

Die Nasa hatte zwischen 1969 und 1972 zwölf US-Astronaute­n auf den Mond geschickt. Russland will bis etwa 2030 erstmals einen Kosmonaute­n dort landen lassen.

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FOTO: NASA/DPA Unendliche Weiten: Die Computergr­afik zeigt die geplante Raumstatio­n „Deep Space Gateway“(links) und das Raumfahrze­ug Orion.

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