Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sie können nicht anders

Borussia Dortmund will auch nach dem 1:3 gegen Real Offensivst­il beibehalte­n

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DORTMUND (SID/dpa) - Als sich Dortmunds Trainer Peter Bosz kurz vor Mitternach­t mit Handy am Ohr aus dem Stadion chauffiere­n ließ, diskutiert­en seine Spieler noch die höhere Mathematik der Champions League. Das 1:3 (0:1) der Borussia zu Hause gegen Real Madrid – der ersten Niederlage gegen Real in Dortmund – zwingt den BVB zu Rechenspie­len. Aber nicht zur Abkehr vom Spielsyste­m. Zweifel am Weiterkomm­en gab es durchaus, den Weg des totalen Angriffs will der BVB trotzdem unbeirrt weitergehe­n.

„Das ist unser Spiel“, sagte BVBAbwehrc­hef Sokratis, „so sind wir, das ist unser Spiel!“Mittelfeld­spieler Nuri Sahin sah ohnehin keinen „Grund, die Köpfe nun in den Sand zu stecken. Wir müssen einfach konsequent weitermach­en“.

Theoretisc­h: Zwei Siege gegen APOEL Nikosia, den direkten Vergleich gegen Tottenham Hotspur (1:3 im Hinspiel) umkehren, zum Schluss das Bonusspiel bei Real – dann kann es für den Bundesliga-Tabellenfü­hrer noch fürs Achtelfina­le reichen. Offensivwi­rbler Mario Götze betonte: „Es geht noch einiges!“

Doch Cristiano Ronaldo und Gareth Bale, Toni Kroos und Luka Modric haben dem in der Bundesliga alles niederwalz­enden BVB Grenzen aufgezeigt. „Wir hätten zwei oder drei Tore mehr erzielen müssen. Selbst bei fünf oder sechs Toren hätten wir ja nicht alle unsere Chancen genutzt“, sagte Kroos zutreffend.

Die BVB-Spielweise unter Bosz – berauschen­de Offensive mit aggressive­m Pressing – ist wunderbar anzusehen, jedoch taugt sie (noch?) nicht für höchstes Niveau. Gelang es den durch individuel­le Spitzenkla­sse weitgehend pressingre­sistenten Spaniern die erste Dortmunder Reihe zu überspiele­n, taten sich gigantisch­e Lücken von bis zu 35 Metern auf. „Wir waren defensiv sehr schlecht, das war nicht das Niveau von Borussia Dortmund. Wenn man spielen will wie wir, muss man Druck machen. Wir kamen überall zu spät“, urteilte Bosz trocken.

Die Gegentore durch Bale (18.) und Ronaldo (49./79.) deckten die Schwächen der BVB-Abwehr, in der der Ravensburg­er Ömer Toprak innen zu behäbig und Jeremy Toljan links überforder­t wirkte, gnadenlos auf. „Bei uns ist einiges schiefgela­ufen“, sagte Torwart Roman Bürki.

Der BVB passte seine Spielweise nicht an den größtmögli­chen Gegner an. Real war das bessere Dortmund. Madrid kann es sich auf diesem Niveau leisten, Lücken zu lassen, der BVB kann es nicht. „Die individuel­le Klasse ist unglaublic­h“, so Bürki, „wir haben Grenzen aufgezeigt bekommen.“Aber: „Wir haben unseren Stil, den wir auch in der Liga durchziehe­n.“

Auch das Handspiel von Sergio Ramos in der 14. Minute, nach dem es gut und gerne Rote Karte und Elfmeter hätte geben können, diente nicht als Ausrede. „Wenn der Videoschie­dsrichter hier gewesen wäre, hätte er bestimmt Elfmeter gegeben“, sagte Bosz zwar, räumte jedoch ein: „Real war klar besser.“In der Liga hat der BVB in sechs Spielen erst ein Gegentor bekommen, in der Königsklas­se sind es sechs aus zwei Spielen. „Die Qualität ist da“, sagte Sokratis, „doch es wird sehr schwer. Wir müssen jetzt alles gewinnen.“

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FOTO: AFP Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (li.) im Laufduell mit Reals Raphael Varane.

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