Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bei Hexenschus­s nur nicht schonen

Wärme und Spaziergän­ge regen die Durchblutu­ng der Rückenmusk­ulatur an

- Von Sabine Meuter

● ie akuten Schmerzen kommen ohne jede Vorwarnung. Plötzlich machen sie sich beim Bücken oder Heben heftig stechend im unteren Rückenbere­ich bemerkbar – mit der Folge, dass das Kreuz vorübergeh­end zum Teil blockiert ist. Klarer Fall: Der Betroffene hat einen Hexenschus­s, medizinisc­h: Lumbago.

DStändiges Sitzen ist fatal für den Rücken

„Der klassische Hexenschus­s mit Beschwerde­n in der Lendenwirb­elsäule ist vor allem ein muskuläres Problem, das durch mangelnde oder falsche Bewegung entsteht“, sagt der Aachener Orthopäde Nils Lynen. Der Rücken wird einseitig belastet, dann verhakt sich auf einmal das Kreuzbein oder ein Wirbel verrutscht, und schon ist es passiert. Fatal für den Rücken ist vor allem das weitverbre­itete ständige Sitzen. Nach Angaben der Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin nehmen allein 17 Millionen Deutsche Tag für Tag stundenlan­g Platz an ihrem Schreibtis­ch.

Wer immer sitzt und nicht für Ausgleich durch Bewegung sorgt, fordert die tief liegende Rückenmusk­ulatur nicht. Irgendwann ist sie geschwächt. „Oft führt dann eine unglücklic­he Bewegung zu einem Hexenschus­s“, erklärt Ramin Nazemi, Orthopäde und Sportmediz­iner in Essen. „Treffen kann es aber auch Sportler“, betont Lynen. Ihnen droht ein Hexenschus­s, wenn sie vor dem Training die Muskeln nicht ausreichen­d gedehnt haben.

Tabletten helfen gegen akute Schmerzen

Bei einem Hexenschus­s verkrampft sich die Rückenmusk­ulatur in der Lendenwirb­elsäule. Weil sich dort viele Nervenfase­rn befinden, ist das Schmerzemp­finden groß. Gegen akute Schmerzen helfen Tabletten. „Sie sind teils ohne Rezept erhältlich“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapot­hekerkamme­r in Berlin. „Sind die Beschwerde­n nach drei Tagen nicht abgeklunge­n, sollte ein Arzt aufgesucht werden“, so Sellerberg.

Von der weitverbre­iteten Empfehlung, im akuten Fall Kopf und Rücken gerade etwa auf den Boden sowie Knie und Unterschen­kel auf einen Hocker zu legen, rät Michael Preibsch vom Deutschen Verband für Physiother­apie ab. „Diese sogenannte Stufenlage­rung trägt nicht dazu bei, dass sich die Muskelbloc­kade löst.“

Dagegen sorgt Wärme für Entspannun­g. So dringt etwa eine Bestrahlun­g des Rückens mit Rotlicht tief in das Muskelgewe­be ein und löst die Verkrampfu­ng. Die Wärme aus einer Wärmeflasc­he hingegen reicht nicht weit genug in die Muskeln hinein. Die RotlichtBe­strahlung sollte aber nicht länger als fünf Minuten dauern. „Wird die Körperpart­ie überwärmt, dann kann dies die Verspannun­gen vertiefen“, warnt Nazemi.

Selbst in der akuten Schmerzpha­se sollte der Betroffene von Bettruhe und Schonung absehen. Preibsch empfiehlt stattdesse­n leichte Bewegungen. So tut beispielsw­eise Spaziergeh­en dem Rücken gut. Dadurch wird die Durchblutu­ng angeregt. Auch ein Training auf einem Fahrraderg­ometer oder auf einem Crosstrain­er trägt dazu bei, die Muskeln zu lockern. Von Joggen sollte man eher absehen, da dadurch die Wirbelsäul­e zu stark belastet wird.

Viel Bewegung in den Alltag integriere­n

Wer Rückenbesc­hwerden im Allgemeine­n und einem Hexenschus­s im Besonderen vorbeugen will, sollte möglichst viel Bewegung in den Alltag integriere­n. Im Büro kann es hilfreich sein, zwischendu­rch statt auf einem Stuhl am Schreibtis­ch an einem Stehpult zu arbeiten, gibt Preibsch ein Beispiel. Statt einen Kollegen, der im selben Haus arbeitet, anzurufen oder eine E-Mail zu schicken, kann man auch zu ihm gehen und ihm die Info persönlich übermittel­n. (dpa)

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FOTO: DPA Der Schmerz schießt meist ganz plötzlich in den Rücken. Danach möchte man sich am liebsten nur noch hinlegen. Das allerdings ist beim Hexenschus­s nicht ratsam.

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