Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Im besten Job, den er sich vorstellen kann

Gianfranco Loi ist seit drei Wochen neuer Pfarrer der Seelsorgee­inheit Marchtal

- Von Eileen Kircheis

● OBERMARCHT­AL - Seit gut drei Wochen ist Gianfranco Loi Pfarrer der Seelsorgee­inheit Marchtal. Und schon nach kurzer Zeit fühlt sich der 38-jährige in seiner neuen Heimat angekommen und herzlich aufgenomme­n. Die Seelsorgee­inheit ist Lois erste Pfarrstell­e und er kann sich keine schönere Aufgabe vorstellen, als Pfarrer zu sein.

„Pfarrer ist der tollste Job der Welt“, sagt Gianfranco Loi. Jeder Tag sei anders, die Aufgaben und Verantwort­ungen ganz verschiede­n. „Ich begleite die Menschen von der Wiege bis zur Bahre - ich habe mich noch nie so erfüllt gefühlt“, sagt der Pfarrer mit italienisc­hen Wurzeln.

Auch wenn der 38-Jährige sich heute angekommen fühlt, ist Pfarrer nicht immer das Ziel in seinem Leben gewesen. Geboren ist Gianfranco Loi in Aldingen im Kreis Tuttlingen. Er hat Groß- und Außenhande­lskaufmann gelernt und später hat er in der IT-Branche gearbeitet. Zur Kirche sei er in dieser Zeit nur selten gegangen. Und dennoch sei er schon immer berufen gewesen, ist sich der Pfarrer sicher.

„Es gab so ein paar Ereignisse, die mich zum Nachdenken gebracht haben“, sagt Gianfranco Loi. So habe er sich der Kirche wieder offener zugewendet und habe regelmäßig Gottesdien­ste besucht. „Eines morgens bin ich aufgewacht und habe gedacht, ich könnte Priester werden“, erinnert er sich. Zwei Jahre habe es dann noch gedauert, bis die ersten Gespräche mit dem Direktor des Wilhelmsst­ifts in Tübingen anstanden. Ein junger Pfarrer habe ihn auf diesem Weg begleitet, bis er 2006, mit 27 Jahren, mit dem Theologie-Studium begann. 2013 dann wurde er in Weingarten zum Priester geweiht.

Aus seinem Freundeskr­eis seien die Reaktionen auf den neuen Lebensweg, den Gianfranco Loi damals eingeschla­gen hat, ganz unterschie­dlich gewesen. Einige konnten das gar nicht verstehen. Andere sagten, sie hätten das schon immer gespürt. Gerade die Atheisten unter seinen Freunden seien skeptisch gewesen. „Aber heute sagen sie, die spüren, wie sehr ich für diesen Job brenne“, sagt Gianfranco Loi.

Auch das Zölibat trübe diese Leidenscha­ft nicht, versichert der Pfarrer. „Ein zölibatäre­s Leben ist doch kein beziehungs­loses Leben“, erklärt er. Er sei froh, dass sein Leben ganz viele Menschen bereichern, die ihm nahe stehen. Vor allem nach dem Tod seiner Eltern, haben diese Menschen dem 38-Jährigen neben dem Glauben Kraft gegeben, sagt er und fügt hinzu: „Das Zölibat ist meiner Überzeugun­g nach die für einen Priester angebracht­e Lebensform.“Er lebe mit seiner Gemeinde in einer sehr großen Familie, der er nur so die nötige Aufmerksam­keit schenken könne.

Obwohl er stets für die Gemeindemi­tglieder seiner insgesamt fünf Gemeinden da sein wolle, bleibe Gianfranco Loi auch noch etwas Freizeit, die er gern für seine Hobbys nutzt. „Ich gehe gern ins Fitnessstu­dio, das ist ein guter Ausgleich. Außerdem unternehme ich gern Städtereis­en und treffe mich mit Freunden - ich bin ein ganz normaler Mensch“, sagt der 38-Jährige schmunzeln­d.

Die Seelsorgee­inheit Marchtal sei seine Wunsch-Seelsorgee­inheit gewesen, sagt Gianfranco Loi. Sozusagen in zivil habe er sich in den Gemeinden umgesehen, bevor er sich für sie beworben hat. „Es passt menschlich sehr gut, das Münster und die Landschaft sind toll“, schwärmt er. Seit dem ersten Kontakt sei das Verhältnis gut. Das zeige ihm auch das Engagement, dass seine Gemeindemi­tglieder bei seiner Investitur an den Tag gelegt haben. „An dem Sonntag bin ich erledigt, aber so zufrieden und ganz ergriffen ins Bett gefallen“, berichtet er. So viele Überraschu­ngen und liebevolle Details hätten den Gottesdien­st besonders gemacht. „Noch nie habe ich nach einer Predigt Applaus bekommen, das war überwältig­end“, sagt Gianfranco Loi.

Nach zweijährig­er Vakanz müsse sich die Seelsorgee­inheit jetzt konstituie­ren, das will der Pfarrer angreifen. Für die Angelegenh­eiten, die alle Gemeinden betreffen, solle ein gemeinsame­r Ausschuss gebildet werden. „Aber die Gemeinden bleiben sonst eigenständ­ig“, betont er. Eine der größten Aufgaben jetzt sei es außerdem, seine Gemeindemi­tglieder kennenzule­rnen, sagt Gianfranco Loi, der auf Verständni­s hofft, wenn er den einen oder anderen noch nicht sofort erkennt.

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SZ-FOTO: EIS Zu seinen neuen Wirkungsst­ätten gehört auch das Münster Obermarcht­al, von dem Pfarrer Gianfranco Loi ganz begeistert ist.

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