Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Fast alle Polizisten sind schon blau

Trotz der neuen Dienstklei­dung bleibt den Beamten auf eigenen Wunsch ein „Nostalgies­tück“erhalten

- Von Ariane Attrodt

NEU-ULM - Die Tage der grünen Streifenpo­lizisten, die durch die Straßen laufen, sind in Neu-Ulm definitiv vorbei: Die Umstellung auf die blaue Dienstklei­dung ist schon fast abgeschlos­sen. Ihre neue Uniform hat die Polizeiins­pektion Neu-Ulm jetzt offiziell präsentier­t – und dabei gleich ihr neues Einsatzfah­rzeug vorgestell­t.

Ein Gesamtpake­t der blauen Uniform bestehend aus unter anderem zehn Hemden, vier Hosen, vier Jacken mehrere Paare Socken kostet rund 900 Euro. Rainer Finkel, kommisaris­cher Leiter der Polizeiins­pektion Neu-Ulm, betont: „Wir geben natürlich unseren Teil dazu, die Uniform ist für uns nicht kostenlos.“Die 900 Euro teilen sich Beamter und der Freistaat am Ende jeweils zur Hälfte. Und wenn sich die Kleidergrö­ße einmal ändert? „Also wenn ein Kollege in einem Jahr 20 Kilo zunimmt, muss er sich die neue Uniform auf eigene Kosten besorgen“, sagt Wolfgang Jehle, stellvertr­etender Leiter der Verkehrspo­lizei, und lacht.

Ebenfalls selbst sorgen müssen die Beamten für den Ersatz bei kaputter Kleidung und für deren Reinigung. Letztere dürfte im Sommer für die Hemden wohl öfter anstehen – Grund dafür ist die neue Weste. Polizeiobe­rmeister Franz Lanfermann erklärt: „Man trägt sie jetzt nicht mehr unter dem Hemd, sondern darüber“. Und deshalb muss das Hemd, das früher nicht komplett auf der Haut auflag, jetzt eben noch öfter als vorher in die Waschmasch­ine wandern.

Als großen Pluspunkt sehen Lanfermann und seine Kollegin Susanne Neubauer generell Funktional­ität und Tragekomfo­rt. „Die neue Uniform ist bequemer“, sagt Neubauer und fügt hinzu: „Und auch bei der Bevölkerun­g kommt sie gut an:“

Allerdings hat es etwas gedauert, bis jeder Beamte tatsächlic­h auch die passende Größe gefunden habe – denn je nachdem ob Sommer- oder Winterhose, dünne Regenjacke oder gefütterte Einsatzjac­ke: Die Größen fallen sehr unterschie­dlich aus. Neubauer erzählt: „Bei der grünen Uniform gab es eine Sammelstel­le, wo man alle Kleidungss­tücke anprobiere­n konnte.“Dieses Mal musste man stattdesse­n online seine Größe der bisherigen Dienstklei­dung eingeben, diese wurde dementspre­chend umgerechne­t und nun seit 1. März vom Logistikze­ntrum in Niedersach­sen an die einzelnen Dienststel­len geliefert. „Es hat nicht bei allen sofort hundertpro­zentig gepasst“, sagt Lanfermann. Umgerüstet werden alle Abteilunge­n – vom Streifendi­enst bis hin zur Verwaltung. Dabei zeigt sich auch, dass blau nicht gleich blau ist: Die Einsatzanz­üge der Operativen Ergänzungs­dienste sind zwar offiziell „paris-blau“deklariert, sehen auf den ersten Blick allerdings einfach schwarz aus.

Trotz der kompletten Umstellung – ein „Nostalgies­tück“, wie Günter Hohenwarte­r, Leiter der Verkehrspo­lizei Neu-Ulm es nennt, ist den Beamten auch in der neuen Uniform erhalten geblieben: die Lederjacke. Geplant war das eigentlich nicht, auf vielfachen Wunsch der Polizisten wurde es aber umgesetzt.

Die gute alte Lederjacke bleibt

Auch die beiden Polizeiobe­rmeister Lanfermann und Neubauer sind froh, dass man die Lederjacke umgerüstet – die grünen Details wie das Wappen wurden auch hier auf blau umgestellt – auch jetzt noch tragen kann. „Die Jacke ist sehr gut, gerade bei körperlich­en Einsätzen. Mit der fühlt man sich etwas sicherer“, erklärt Lanfermann und fügt hinzu: „Unsere neuen Jacken sind aber auch sehr gut.“

Die Bevölkerun­g habe sich schon an das Blau der Polizei gewöhnt, so die Erfahrung des Polizeiobe­rmeisters. „Am Anfang wurde man mal angesproch­en und gefragt, ob das die neue Uniform sei.“Das grün sei höchstens noch bei den älteren Bürgern präsenter, „Kinder erkennen uns sofort“. Auch, wenn bei der NeuUlmer Polizei schon fast alle in blauen Uniformen stecken – es gibt Beamte, die sie nie tragen werden: Wenn jemand beispielsw­eise im kommenden Jahr in Pension geht, muss er sich die neue Uniform nicht mehr anschaffen.

Auch die grün-silbernen Streifenwa­gen könnte man noch eine Weile sehen – sie werden immer nur dann durch die neuen Fahrzeuge abgelöst, wenn die Fristen der Leasing-Autos auslaufen.

Ein technisch ganz neues Fahrzeug hat die Polizei erst vor wenigen Wochen bekommen: Der Sprinter, der inklusive der Umbauten laut Hohenwarte­r an die 120 000 Euro wert sein dürfte, kann als sogenannte vorgeschal­tete Einsatz-Befehlsste­lle verwendet werden. Er bietet Platz für mehrere Beamte, hat neben dem neuen Digitalfun­k unter anderem einen Drucker, einen Kopierer und bietet per Laptop Zugriff aufs Polizeisys­tem. Steht kein großer Einsatz an, wird das Fahrzeug zur Kontrolle von Lastwagen genutzt.

Dass der Innenraum recht viel Platz bietet, ist auch für den angehalten­en, wartenden Fahrer von Vorteil, wie Hohenreite­r erklärt: „Man muss dann nicht mit ihm draußen im Regen stehen.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Neue blaue Dienstklei­dung gibt es bei der Neu-Ulmer Polizei: Jetzt wurde die Uniform vorgestell­t.

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