Herrchens Handy
Zu den Binsenweisheiten zählt, dass sich das Smartphone zum stärksten Bezugspunkt des Menschen entwickelt hat. Danach kommt der Fernseher, den dritten Platz nimmt der Kühlschrank knapp vor dem Lebenspartner ein. So erklärt sich auch, weshalb wir das Smartphone polieren, streicheln und ihm zärtliche Botschaften zuflüstern. Am Abend verabschieden wir uns mit Stromfütterung und Updates, Hygiene muss sein. Da jeder ein Smartphone besitzt, sprechen wir von einer perfekten Gemeinschaft. Wie hoch der Stellenwert dieser Beziehungsgeflechte ist, zeigt schon die Tatsache, dass im Restaurant kaum jemand nach einer Schale Wasser für den Hund fragt – sondern nach einem Aufladekabel fürs Handy. Hier legt sich jedoch ein Schatten über die sonst harmonische Welt.
Beobachtungen zeigen nämlich, dass Hunde leiden – unter dem Handykonsum von Frauchen oder Herrchen. Was waren es für glückliche Zeiten, als Hund und Herrchen auf der Wiese tollten und „Fang den Stock“spielten. Heute? Ein Blick aufs Smartphone beim Gassigehen reicht – und der Hund ist abgemeldet. Kritiker fürchten, dass Hunde massenweise unter Aufmerksamkeitsdefizitstörungen leiden. Glücklicherweise winkt eine Lösung: Eine US-Firma will einen Roboter rausbringen, der Tennisbälle wirft, Leckerlis ausgibt und den Hund lobt. Der Clou: Eine Webcam überträgt alles in Ton und Bild aufs Handy des Herrchens. Setzt sich das Modell durch, wird der Hund wieder einen bedeutenden Platz im Leben des Menschen einnehmen. Ungefähr jenen zwischen Kühlschrank und Lebenspartner. (dg)