Minutiös geplanter Massenmord
Attentäter von Las Vegas hatte im Hotel Mandalay Bay Kameras zur Vorwarnung installiert
LAS VEGAS (dpa) - Nach dem Massenmord bei einem Konzert erhoffen sich die Ermittler von der Freundin des Schützen Antworten. Medienberichten zufolge traf sie am Dienstagabend von den Philippinen in Los Angeles ein. Das Motiv des Attentäters Stephen Paddock, der am Sonntag 58 Menschen in Las Vegas getötet hatte, war zuerst weiter unklar.
US-Präsident Donald Trump besuchte am Mittwoch verletzte Opfer des Massakers. „Wir sind für euch da“, sagte er nach einem Besuch im University Medical Center und teilte mit, dass er Überlebende ins Weiße Haus eingeladen habe. Trump würdigte den Mut vieler Opfer, die trotz eigener Verletzungen zuerst anderen geholfen hätten, bevor sie Hilfe für sich suchten. Den Ärzten und Krankenpflegern bescheinigte er, einen „unglaublichen Job“geleistet zu haben. „Wir haben ein großartiges Land“, sagte Trump.
Der 64-jährige Paddock hatte von seinem Zimmer im 32. Stock des Hotels Mandalay Bay auf Besucher eines Open-Air-Konzerts gefeuert. Nach Aussage des zuständigen Gerichtsmediziners hatten bisherige Angaben über 59 Tote den Schützen in der Zählung eingeschlossen. Paddock hatte sich selbst getötet, als eine Spezialeinheit der Polizei sein Hotelzimmer gestürmt hatte. Die Zahl der Verletzten korrigierte Bezirkssheriff Joseph Lombardo am Dienstag mit gut 500 leicht nach unten.
Der US-Sender CNN berichtete, dass die 62 Jahre alte Lebensgefährtin des Todesschützen am Dienstag von Manila nach Los Angeles gereist sei. Beamte der Bundespolizei FBI hätten die Frau in Empfang genommen. Sie gilt unter Ermittlern als „Person von Interesse“. So bezeichnen Ermittler Menschen, von denen sie sich wichtige Informationen versprechen, die aber gegenwärtig nicht zwangsläufig als Tatverdächtige eingestuft werden.
Eine 100 000-Dollar-Überweisung
Paddocks Freundin habe einen australischen Pass und sei zuletzt am 25. September aus Tokio kommend in Manila gelandet, zitierte CNN eine Sprecherin der philippinischen Einwanderungsbehörde. Zuvor war bekannt geworden, dass Paddock etwa 100 000 Dollar auf die Philippinen überwiesen hatte.
Derweil häufen sich die Hinweise darauf, dass Paddock seine Tat „umfassend“vorbereitet hatte, wie es Lombardo formulierte. Nach weiteren offiziellen Angaben fand die Polizei neben mehr als 20 Schusswaffen in der Hotelsuite im Mandalay Bay Hotel auch eine Kamera, die im Guckloch der Eingangstür installiert war. Zwei weitere waren im Flur angebracht. Nach Polizeiangaben sollten sie Paddock offenkundig beim Eintreffen von Polizisten vorwarnen. Lombardo bestätigte, dass der Attentäter mindestens eines seiner Schnellfeuergewehre mit einem sogenannten „Bump Stock“in ein vollautomatisches Maschinengewehr umgebaut hatte – dadurch konnte der 64-Jährige Hunderte von Schüssen pro Minute abfeuern. Diese Vorrichtung ist in den USA legal im Handel erhältlich.
US-Fernsehsender zeigten am Dienstag offensichtliche Polizeiaufnahmen aus dem Hotelzimmer, die nach der Tat gemacht wurden. Darauf sind unter anderem Waffen und zahlreiche Hülsen zu sehen. Ein Foto soll den leblosen Körper des Schützen auf dem Boden zeigen. Wie die Aufnahmen zu den Medien gelangten, wurde nicht bekannt. Lombardo nannte den Vorgang „besorgniserregend“. Die Polizei leitete eine interne Untersuchung ein.
47 Schusswaffen sichergestellt
Insgesamt stellte sie nach jüngsten Angaben vom Dienstagabend (Ortszeit) im Hotelzimmer und in zwei Häusern des Täters in Mesquite und in Reno 47 Schusswaffen sicher. Sie seien in Utah, Kalifornien, Texas und Nevada gekauft worden. Außerdem wurden Tausende Schuss Munition und Sprengstoff entdeckt – ein gewaltiges Arsenal.
Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um die nach Ansicht von Kritikern viel zu laschen Waffengesetze wieder voll entbrannt. Der Chef der demokratischen Minderheit im Senat, Chuck Schumer, forderte in einer Rede in der Kongresskammer „vernünftige Reformen“. Man könne das Böse nicht von der Erde verbannen, sagte Schumer. „Aber wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um unser Land zu einem sichereren Ort zu machen.“
Trump hatte erklärt, erst „später über Waffengesetze sprechen“zu wollen. Vor seiner Bewerbung ums Präsidentenamt hatte er sich für „vernünftige begrenzte“Waffenkontrollmaßnahmen ausgesprochen. Dann schwenkte er aber um, wohl auch mit Blick auf die mächtige Waffenlobby-Organisation NRA.