Lauteracherin gibt Premiere bei der Schwabenkanzel
Melanie Vollmayer präsentierte neben anderen Mundart-Dichtern selbstgeschriebene Texte im Gasthaus Krone
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LAUTERACH - Der schwäbische Entertainer Bernhard Bitterwolf ist inzwischen seit Juni mit der „rollenden Schwabenkanzel“in der Region unterwegs, um Mundart-Dichtern in Poetry-Slam-Manier eine Bühne zu bieten. Am Dienstag haben die „Prediger“im Lauteracher Gasthaus „Krone“Station gemacht.
„Die rollende Schwabenkanzel sieht sich in der Tradition der barocken Kanzelprediger, wie Sebastian Sailer oder Abraham a Sancta Clara“, so Bittterwolf, allerdings könne heute jeder auftreten, der was zu sagen habe. Und das traute sich am Dienstag die Lauteracherin Melanie Vollmayer. Sie schreibe schon seit einiger Zeit gerne Texte, sei aber noch nie vor Publikum aufgetreten, erzählte sie den rund 80 Zuhörern. „Also eine absolute Weltpremiere einer Lauteracherin in Lauterach“, tönte Bitterwolf.
In ihrer „Predigt“sprach Melanie Vollmayer über „die Gratwanderung des Lebens“, das Gespür für Höhen und Tiefen. „Egal was im Leben passiert, es bringt uns immer weiter auf unserer Lebensleiter“, reimte die Lauteracherin und betonte: Wer das Große und Ganze nicht vergesse, sich auf dem Fluss des Lebens treiben ließe und sich dabei nicht verbiege, könne seine Ziele erreichen.
Die Mundart-Autorin Marlies Grötzinger aus Burgrieden beklagte, dass „Eva älles für den Adam dua muass“und betonte, dass „d’Leit agloga werda wollet“. Angesichts „alternativer Fakten“, so Grötzinger, könne es auch sein, dass „Eva dem Adam a Zwetschg, statt dem Epfel geba hot“.
Paul Sägmüller aus Bergatreute sprach über die „relative Wahrheit, die früher mal wahr war“und betonte, dass Oberschwaben die „höchste Dichte an Heiligblut-Reliquien pro Quadratkilometer“habe. Die „lange Bank“sei das gefährlichste Möbelstück und die „alte Leier“das nervigste Instrument, betonte Sägmüller.
Hugo Breitschmidt, der Bauerndichter vom Bussen, erzählte in Reimen über den „Maurer Schorsch ond sei Kresenz“, die jeden Bräutigam ihrer Tochter akzeptieren, „bloß koin Preiß“. Elisabeth Oswald aus Mengen sprach über schwäbische Ritter und Burgfräuleins, die wegen ihrer Keuschheit ausgestorben sind und Schnellschwätzer Michael Skuppin aus Bad Saulgau machet sich Gedanken darüber, ob „dr Herrgott a bissle g’hudlet hot“, als er die Menschen erschuf. „Beim bäschtla von de Leit hot er halt it so gnau na gucket“, urteilte Skuppin.
Zwischendurch griff Bernhard Bitterwolf zu seiner „Schalmei“und erzählte, dass Lauterach nach Messkirch, Kreenheinstetten, dem Geburtsort von Abraham a Sancta Clara, und Mengen die vierte Station der „rollenden Kanzel“sei. „Und weil die Barockzeit in Oberschwaben auch als die Zeit der Gegenreformation bekannt ist“, werde der Abschluss der Schwabenkanzel-Tour am Reformationstag in Sigmaringen steigen, so Bitterwolf.