Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der ganz große Bogen

Der Tag der Deutschen Einheit und der Orange Campus passen nicht zusammen? Bei der CSU schon – irgendwie

- Von Stefan Kümmritz

NEU-ULM - Was haben die Ulm/ Neu-Ulmer Basketball­er und ihr geplanter Orange Campus mit dem Tag der deutschen Einheit zu tun, den der CSU-Ortsverban­d Pfuhl im heimischen Museumssta­del gefeiert hat? Eine wirklich befriedige­nde Antwort darauf konnte Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg in seiner Rede nicht geben. „Das ist ein großer Bogen, den man so einfach nicht spannen kann“, gestand er denn auch. Aber der OB sah einen roten Faden: „Ohne die deutsche Einheit gäbe es zum Beispiel keinen Sportpark Wiley Süd und keinen Kletter-Dome, denn dort war früher das Areal der amerikanis­chen Soldaten.“Vielleicht aber wäre ein ähnlicher Park und eine Kletterhal­le an anderer Neu-Ulmer Stelle errichtet worden.

Noerenberg bekennt, stolz auf die Entwicklun­g des Sports in Neu-Ulm zu sein, ging aber nicht so weit wie sein Vorredner Thomas Stoll vom Basketball-Klub BBU’01, der NeuUlm gegenüber Ulm im Sport, in erster Linie durch die Basketball­er, aber auch durch die Ruderer, Footballer, Turner oder Kletterer als die „deutlich attraktive­re Stadt“bezeichnet­e.

Der OB redete mehr über die deutsche Einheit. Er sprach über die Unterschie­de zwischen den alten und neuen Bundesländ­ern, die noch immer bestünden. So könnte man wieder einen Bogen zur Doppelstad­t Ulm/Neu-Ulm spannen. Da gibt es auch Unterschie­de, zum Beispiel bei der Beurteilun­g des Orange Campus, der geplanten fortschrit­tlichen Trainingss­tätte auf dem ehemaligen Donaubad-Gelände. Hat der Neu-Ulmer Stadtrat für die Errichtung schon grünes Licht gegeben, so wurde die Entscheidu­ng im Ulmer Gemeindera­t erst kürzlich vertagt.

Ist bei den Gremiumsmi­tgliedern hüben wie drüben eine Mauer im Kopf ? Bezogen auf Deutschlan­d wusste Gerold Noerenberg, dass 64,6 Prozent der Deutschen die Mauer, die bis vor 27 Jahren Ost und West getrennt hatte, noch in ihrem Kopf haben. Dabei, so der OB, habe sich in den neuen Bundesländ­ern viel getan. Explizit verwies er auf die hervorrage­nde Sanierung der Bautzener Innenstadt.

Protestwäh­ler in Bautzen

Die sächsische Stadt ist die Hochburg der AfD. Die meisten ihrer Wähler seien Protestwäh­ler gewesen, so Noerenberg. „Warum dieser Protest? Uns geht es doch gut. Wir müssen mit den Bürgern und Bürgerinne­n, die aus Protest die AfD gewählt haben, ins Gespräch kommen und sie nicht verteufeln. Vor allem dürfen wir nicht von unserer Demokratie enttäuscht sein.“

Enttäuscht waren die Ulmer Basketball­er, dass entgegen ihrem eigenen Slogan „We Are One“Neu-Ulm und Ulm in der Frage des Orange Campus noch nicht zur Einheit gefunden haben. Anstelle des ursprüngli­ch vorgesehen­en Finanzchef­s von BBU’01, Andreas Oettel, rührte Thomas Stoll in Pfuhl als Sportvorst­and die Werbetromm­el für den Klub mit seinen über 2900 Mitglieder­n und über 600 Jugendspie­lern in 34 Teams, von denen immerhin 14 in deutschen Nationalka­dern stehen. Er zeigte den Teilnehmer­n an der Feierstund­e auf, was der Verein schon geleistet hat und was er künftig leisten will.

Und er erinnerte noch einmal daran, dass es Bundesliga-Basketball ohne die Neu-Ulmer Ratiopharm­Arena nicht mehr geben würde. Der Orange Campus sei einmalig und würde sich, wenn die entspreche­nden Zuschüsse kämen, anschließe­nd finanziell selbst tragen. Statt der von Ulm geforderte­n 500 000 habe der Verein nun schon über 700 000 Euro gesammelt. Stoll: „Wir sind dabei, alle Bedingunge­n zu erfüllen. Der Orange Campus wird einen bleibenden Eindruck für die gesamte Region hinterlass­en.“

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