Von wichtigen und weniger wichtigen Zielen
Friedrichshafens Volleyballer legen den Fokus auf die Champions League und die Meisterschaft – Sonntag steht aber zunächst der Supercup an
● FRIEDRICHSHAFEN - Wer vergangene Woche bei der Teampräsentation der VfB-Volleyballer im Foyer der Friedrichshafener ZF-Arena genau hingehört hat, der weiß, welche sportlichen Ziele für sie in der neuen Saison oberste Priorität haben: die Champions League und die Deutsche Meisterschaft. Dass es auch den Supercup gibt (diesen Sonntag in Hannover) und das DVV-Pokalfinale (4. März 2018, SAP-Arena in Mannheim), erwähnte Vital Heynen so nebenbei, beinahe so, als hätten diese Titel für ihn keine Bedeutung. „Wir wollen Deutscher Meister werden“, so der VfB-Trainer, „und in der Champions League die Gruppenphase überstehen.“
In den vergangenen sechs Jahren wurde der Erzrivale Berlin Recycling Volleys fünfmal Meister, nur 2015 stand der VfB am Ende ganz oben. Das schmerzt, denn zwischen 2005 und 2011 gab es nur eine Nummer 1 in Deutschland: die Volleyballer vom Bodensee. Letzte Saison sah es lange danach aus, als ob der VfB wieder die Vorherrschaft erobern würde: Fünf Spiele gewannen sie gegen Berlin. Nur, um dann die letzten – und entscheidenden – zwei zu verlieren und die Meisterschaft zu verspielen. Das schmerzt noch immer.
Um das große Ziel in der neuen Saison zu erreichen, braucht Vital Heynen eine intakte Mannschaft, die in der entscheidenden Phase der Meisterschaft auf Topniveau ist. In der Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League (8. und 12. November) trifft der VfB auf das bulgarische Team Neftohimic 2010 Burgas mit den Bratoev-Brüdern: Georgi, der Zuspieler, und Valentin, der Außenangreifer, der 2013/14 für den VfB gespielt hat. „Das ist eine sehr starke Mannschaft“, sagt Vital Heynen.
Heynen kann auch hart sein
Doch zunächst geht es diesen Sonntag um den ersten Titel der Saison. In Hannover geht es um den Supercup (zirka 15.30 Uhr; Livestream bei Sportdeutschland.TV). Der Meister trifft auf den Pokalsieger. Berlin gegen den VfB. Während Heynen keinen Hehl daraus macht, dass der Gewinn des Supercups für ihn zwar ein weiterer Titel wäre – mehr nicht –, ist er für Berlin ganz wichtig. Er fehlt ihnen schließlich noch. Andererseits wurde er erst einmal ausgetragen. 2016. In Berlin. Der VfB gewann 3:0.
Nun ist der der jüngste Test verloren gegangen. In eigener Halle gewann die italienische Spitzenmannschaft Trento das Trainingsspiel mit 3:1 (22:25, 27:25, 25:22, 25:15). Aber noch aussagekräftiger war hier die Statistik: 14 Fehler nur machten die Friedrichshafener beim Aufschlag (Trento 23). Eine starke Aufschlagquote ist Vital Heynen wichtig. Allerdings sind die Angriffswerte noch nicht optimal. Der VfB hatte hier eine Quote von 40 Prozent, Trento 51. Außenangreifer Martin Atanasov kam zudem von der bulgarischen Nationalmannschaft mit einer Schulterverletzung zurück. Die Vorbereitung litt darunter, Atanasov konnte nicht eingreifen. „Wir werden auf dem Transfermarkt nicht aktiv werden“, betont Vital Heynen. „Denn die Mannschaft ist stark genug.“
Um eine erfolgreiche Saison zu spielen, da ist sich Vital Heynen auch sicher, genüge es jedoch „nicht, die Statistiken zu bewerten oder die Spielvideos anzuschauen. Als Trainer musst du die Strömungen im Team erkennen und wenn es nötig ist, dazwischen gehen.“
Die Spieler sind zwar nur als Mannschaft erfolgreich, doch sind sie alle auch Individuen. In der vergangenen Saison etwa spielte Außenangreifer Armin Mustedanovic einige gute Spiele und ließ dann im Training nach. Heynen suspendierte ihn für mehrere Tage. Die Maßnahme zeigte Wirkung. Mustedanovic verstand, der Rest des Teams ebenfalls.