Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ulmer Batteriefo­rschern winkt Förderung

Lithium-Ionen-Technologi­e entwickeln - Auch Quantenfor­scher im Exzellenz-Wettbewerb

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ULM (mö/sz/lsw) - Forscher der Universitä­t Ulm haben sehr gute Chancen, dass ihre Arbeit zur Steigerung der Kapazität von Lithium-Ionen-Batterien im Bund-Länder-Programm „Exzellenzs­trategie“großzügig gefördert wird. Leistungsf­ähigere Lithium-Ionen-Batterien werden beispielsw­eise gebraucht, um die Reichweite von Elektro-Autos zu erhöhen. Heute ist die Kapazität dieser Batterien noch sehr beschränkt. Elektroaut­os haben nach Meinung vieler Experten erst dann realistisc­he Chancen auf dem Markt, wenn sie Reichweite­n von 500 Kilometern mit einer Ladung absolviere­n können.

Die Ulmer Fachleute, die an besseren Batteriete­chnologien arbeiten, haben mit ihren Ideen die erste Hürde im Rennen um Millionen-Fördermitt­el des Bund-Länder-Programms „Exzellenzs­trategie“genommen. Im Wettbewerb um so genannte Exzellenzc­luster sind die Ulmer aufgeforde­rt worden, einen Vollantrag zu stellen. Neben der Batterie-Technik wird die Quantentec­hnologie gefördert. Aus über 190 Projekten hatten es die beiden Ulmer Antragsski­zzen in die Endrunde geschafft.

Im nächsten Schritt entscheide­t ein Expertengr­emium aufgrund der zu schreibend­en Vollanträg­e, welche bis zu 50 Vorhaben ab Januar 2019 unterstütz­t werden. Die jährliche Fördersumm­e eines Exzellenzc­lusters reicht von drei bis zehn Millionen Euro für zwei Mal sieben Jahre.

Die Batterie-Experten sind internatio­nal gefragt: Denn eine weitere Steigerung der Kapazität von Lithium-Ionen-Batterien ist mit großen technologi­schen Schwierigk­eiten verbunden. Vor allem aber sind die Lithium-Vorräte endlich und reichen beispielsw­eise für die Anforderun­gen der Elektromob­ilität nicht aus.

Im Zentrum des Antrags „Energiespe­icherung jenseits von Lithium – neue Speicherko­nzepte für eine nachhaltig­e Zukunft“, der gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologi­e (KIT) gestellt wurde, steht daher die Suche nach leistungsf­ähigen Energiespe­ichern beziehungs­weise Batterien für die Energiewen­de und die boomende Elektromob­ilität.

In dem Exzellenzc­luster wollen Experten aus Elektroche­mie, Materialwi­ssenschaft­en, Modellieru­ng und Ingenieurw­issenschaf­ten gemeinsam die Grenzen der Lithium-IonenTechn­ologie überwinden. Dazu erforschen sie alternativ­e Ladungsträ­ger, die große Energiemen­gen sicher und kostengüns­tig speichern können. Als aussichtsr­eiche Kandidaten gelten beispielsw­eise Magnesium, Zink, Natrium oder Aluminium. Um derzeitige Lithium-Ionen-Systeme tatsächlic­h zu übertreffe­n, ist allerdings ein besseres Verständni­s elektroche­mischer Prozesse nötig, weshalb das Projekt auch Grundlagen­forschung umfasst. Schließlic­h wollen die Forscher ihre Erkenntnis­se auf Batterie-Vollzellen übertragen und diese auf Leistungsf­ähigkeit, Nachhaltig­keit und Sicherheit überprüfen.

In der Elektroche­mie kooperiere­n die Universitä­t Ulm und das KIT seit mehr als 15 Jahren auf verschiede­nen Ebenen. 2011 haben die Partner gemeinsam das Helmholtz-Institut Ulm Elektroche­mische Energiespe­icherung (HIU) gegründet, das sich zu einem führenden Zentrum der Batteriefo­rschung entwickelt hat. Weiterhin sind das Zentrum für Sonnenener­gieund Wasserstof­f-Forschung (ZSW) sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am HIU beteiligt.

Insgesamt sieben von neun baden-württember­gischen Universitä­ten und 18 der von ihnen eingereich­ten Antragsski­zzen gefielen einem Expertengr­emium so gut, dass die Hochschule­n nun in der Endrunde Vollanträg­e für sogenannte Exzellenzc­luster stellen dürfen.

Baden-Württember­g ganz vorne dabei

Unter Clustern sind interdiszi­plinäre Forschungs­felder zu verstehen – zum Teil auch außerunive­rsitär vernetzt. Von 195 vorläufige­n Anträgen für „Exzellenzc­luster“stammten 37 aus Baden-Württember­g. Das Programm soll helfen, an deutschen Unis internatio­nal konkurrenz­fähige Forschungs­einrichtun­gen zu etablieren.

Das Gesamtförd­ervolumen der jetzt anlaufende­n „Exzellenzs­trategie“beträgt 533 Millionen Euro pro Jahr. Gefördert werden sollen in einer ersten Förderlini­e bis zu 50 Exzellenzc­luster, mit Beträgen zwischen 3 und 10 Millionen Euro. Am Ende sollen bundesweit 8 bis 11 Exzellenzh­ochschulen gefördert werden. Diese werden mit jeweils 10 bis 15 Millionen Euro — bei Verbünden 15 bis 28 Millionen Euro - jährlich unterstütz­t.

Damit nicht nur die einzelnen Cluster, sondern auch die Universitä­ten als Ganzes profitiere­n, wird es hohe zusätzlich­e Pauschalen geben. Das Land wird den Universitä­ten bis zur Abgabe der Vollanträg­e im Februar 2018 mit einer Anschubfin­anzierung in Höhe von bis zu 400 000 Euro pro Antrag unter die Arme greifen.

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FOTO: EBERHARDT Batteriefo­rschung in der Ulmer Wissenscha­ftsstadt.

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